Eine Plakataktion macht im Moment auf die „Feinstaubfresser“ in Stuttgart aufmerksam. Dahinter steckt eine Ludwigsburger Firma, die einen weiteren Versuch unternimmt, die Luftverschmutzung in der Stadt zu verringern.

Stuttgart - Sie sehen aus wie Dachträger, sind es aber in Wirklichkeit nicht: Tatsächlich sollen die Aufbauten auf den grün-weiß-grauen Kombis, die derzeit in Stuttgart gesichtet werden können, für saubere Luft sorgen. Ein Ludwigsburger Unternehmen möchte, dass Autos künftig nicht nur die Luft mit Schadstoffen belasten, sondern sie nach Möglichkeit auch reinigen – ein weiterer Versuch, die enorme Feinstaubelastung in der Schwabenmetropole zu reduzieren.

 

Deshalb erprobt die Firma Mann + Hummel in einem Versuch neue Filtertechniken für das „feinstaubfressende“ Auto – auf das sie im Moment auch mit einer großen Plakataktion im Stuttgarter Stadtbezirk aufmerksam macht. Im August 2017 schickten die Ludwigsburger bereits einen „Feinstaubfresser“ auf die Straßen; seit Beginn dieses Jahres lassen sie insgesamt drei Hybridfahrzeuge am Feinstaubbrennpunkt Neckartor und auf anderen Straßen im Raum Stuttgart rollen.

Die drei eingesetzten VW Passat mit Benzin- und Stromantrieb haben einen großen Filter auf dem Dach, in den bei der Fahrt Umgebungsluft strömt – und daraus soll der Feinstaub abgeschieden werden. Außerdem sollen die Insassen nach Firmenangaben durch einen Innenraumfilter geschützt werden, der Bremsabriebpartikel (die auch bei E-Autos entstehen) und auch die gesundheitsschädlichen Stickstoffdioxide aus der Luft holen soll.

Die Versuchsergebnisse seien für Autohersteller und bald wohl auch für die Halter interessant, so eine Sprecherin von Mann + Hummel auf Nachfrage. Im Moment stehe man in engem Kontakt mit Autoherstellern und arbeite an einer Lösung, wie man die sich momentan noch auf dem Fahrzeugdach befindenden Partikelfilter in die Fahrzeuge integriere könne. Das Unternehmen hält es für realistisch, dass 2019 die ersten Autos mit den Filtersystemen aus Ludwigsburg vom Band rollen könnten.

Es drohen in diesem Jahr gerichtlich erzwungene Diesel-Fahrverbote

Damit stellen die „Feinstaubfresser“ einen weiteren Versuch dar, der Luftverschmutzung in Stuttgart entgegenzuwirken. Auch die Stadt selbst hat dem Feinstaub den Kampf angesagt: Eine Mooswand soll am stark belasteten Neckartor die Luft verbessern. Zusätzlich verfolgt man mit der Straßenreinigung einen zweiten Versuch: Acht Kilometer Straße rund um das Neckartor werden intensiv mit Wasserdruck gereinigt und abgesaugt.

Außerdem kann die Stadt seit Anfang 2016 immer von Mitte Oktober bis Mitte April Feinstaubalarm auslösen – und damit die Bürger bitten, bei hoher Feinstaubkonzentration im Kessel auf Bus und Bahn umzusteigen und die Komfortkamine nicht anzuzünden. Doch bislang hat noch keine der Bemühungen zu einem durchschlagenden Erfolg geführt. Es drohen in diesem Jahr daher gerichtlich erzwungene Diesel-Fahrverbote. Am 22. Februar wird eine Grundsatzentscheidung des Bundesverwaltungsgerichts in Leipzig erwartet.