Luisa Boos ist in der Südwest-SPD umstritten. Sie erwartet daher auf dem Landesparteitag am Samstag in Heilbronn ein „ehrliches Ergebnis“. Wer Generalsekretärin werden wolle, müsse sich auch mal auf Gegenwind einstellen, meint die 31-Jährige.

Politik: Matthias Schiermeyer (ms)

Stuttgart - Luisa Boos musste sich als Favoritin der designierten Landesvorsitzenden Leni Breymaier für den Generalsekretärsposten der Südwest-SPD schon massive Kritik gefallen lassen. Das hat auch mit der Vergangenheit zu, als man sich bei den Jusos via Facebook noch schwer beschimpfte. Die neuen Vorwürfe sind an der 31-Jährigen nicht spurlos vorbeigegangen.

 
Frau Boos, Leni Breymaier wirft alles in die Waagschale, damit Sie zur Generalsekretärin gewählt werden. Eine Bürde für Sie?
Leni Breymaier hat hier das Vorschlagsrecht und deutlich gemacht, warum sie mich möchte. Da finde ich es schön zu wissen, dass sie hinter mir steht. Für mich ist es bedauerlich, dass die Diskussion um meine Person so öffentlich geführt wurde. Aber dies ist auch ein Stück Offenheit, die uns vielleicht an anderen Stellen mal gefehlt hat. Prinzipiell finde ich es total gut, dass die Partei nach dieser Landtagswahl so lebt.
Belastet Sie die Debatte nicht?
Natürlich macht das was mit einem, wenn man negativ in der Presse erwähnt wird. Ich bin jedoch direkt in die Kreisverbände gegangen und habe sehr konstruktive Diskussionen erlebt über die Frage, wie wir uns neu aufstellen sollen. Solche Töne wie in den Medien habe ich dort nicht wahrgenommen. Das hat mir Rückenwind gegeben. Ich bin ja auch nicht die Einzige, um die gerungen wird.
Wie wollen Sie damit umgehen, wenn das Ergebnis nicht Ihren Erwartungen entspricht?
Ich glaube, dass ich eine Mehrheit finde und erwarte ein ehrliches Ergebnis. Wer Generalsekretärin werden will, muss sich auch mal auf Gegenwind einstellen.
Hat Sie die Ablehnung überrascht?
Bei den Jusos gab es in der Vergangenheit durchaus erhebliche Konflikte. Wir haben aber viel dran gearbeitet, sie hinter uns zu lassen. Und die Ablehnung hat nicht nur mit mir als Person zu tun. Viel Unruhe löst auch der Modellwechsel aus, weil nun nicht mehr automatisch eine Parteispitze von der Landtagsfraktion und die andere von der Bundestagsfraktion besetzt werden.
Wäre es nicht besser, sich von den Zerwürfnissen bei den Jusos – wo man sich vor etwa fünf Jahren in einer Facebookgruppe übel beleidigt hat – klarer zu distanzieren?
Ich bedaure, dass die Situation damals eskaliert ist. Aber heute sind wir mit der Sache durch. Die Beteiligten haben es miteinander aufgearbeitet und arbeiten nun in verschiedenen Gremien vertrauensvoll zusammen.
Sind die Wunden verheilt?
Mir war es wichtig, dass die Verletzungen, die ich damals anderen zugefügt habe, nicht in der öffentlichen Diskussion wieder aufgerissen werden. Deswegen habe ich nochmals das Gespräch gesucht. Mir geht es darum, dass die Betroffenen von damals jetzt zusammenbleiben.
War das ein Lernprozess für Sie?
Auf jeden Fall. Wir haben alle daraus gelernt. Ich würde heute auch anders agieren in so einer Situation.
Politisch werfen Ihnen Kritiker auch noch mangelnde Erfahrung vor?
Ich denke, die Partei gut zu kennen und zu wissen, wo unsere Probleme liegen. Ich habe auch im Erneuerungsprozess viele Ideen eingebracht, wie es nach vorne gehen kann. Es ist ja nicht so, dass ich in der strategischen Ausrichtung und der politischen Kommunikation keine Erfahrungen mitbringen würde.