Manche Menschen können von britischen Land- und Landhauskrimis gar nicht genug bekommen. Der Fremdenführer von Luise Berg-Ehlers tut so, als ließe sich das dazugehörige England auf Nostalgietrips noch ganz leicht finden.

Stuttgart - Schnickschnackbücher für Krimifreunde gibt es viele. Die meisten bieten Kochrezepte rund um Giftmord und Erbonkelmeuchelei. Aber es gibt noch andere Possierlichkeiten. Luise Berg-Ehlers „Mit Miss Marple aufs Land“ scheint beim Anblättern ein plaudernder Pseudoreiseführer, dessen Macher auch noch so ziemlich alle Seitenverschnörkelungsmöglichkeiten des Layout-Programms erprobt haben.

 

Aber dieses von Zuneigung zu seinem Gegenstand durchdrungene Buch erweist sich bei näherem Hinschauen doch ein wenig anders, auch wenn es nie den Anspruch erhebt, analytische Sekundärliteratur zu sein. Die auf Reiselockungen für Leser spezialisierte Autorin („Mit Virginia Woolf durch England“) beschreibt ein schnuckeliges England von Vorgestern voller Dörflein mit alten Cottages, Pubs und Kirchen sowie hausgemachten Leckereien zum Tee.

Die klassischen britischen Krimis haben diese damals schon entschwindende Szenerie idealisiert, festgehalten und dabei die neuesten Sehnsüchte nach den alten Zeiten kräftig bestärkt. Bis heute funktioniert diese Nostalgie, auch wenn Idylle und Bedrohung nun noch herber aufeinander treffen als in den Klassikern. Damals waren mit der Aufklärung des Mordes Ruhe und Frieden wiedergestellt. In modernen Landkrimis bleibt ein wenig mehr von den sozialen Verwerfungen über das Ende hinaus spürbar.

Luise Berg-Ehlers beschreibt affirmativ und als Einladung zum touristischen Nacherleben, welches England Christie, Elizabeth George und Caroline Graham offerieren. Dass der Krimileser, dass ihr Leser, dass der Reisende merkt, dass viel vom vermeintlich original englischen Landleben hauptsächlich für die Augen der realen und virtuellen Besucher aufgebaut wird, scheint das Vergnügen nur zu erhöhen. Man merkt dabei, wie erfolgreiche Heimatkrimis Heimatbilder und Heimatsehnsüchte prägen. Das freundlich oberflächliche „Mit Miss Marple aufs Land“ ist gewiss keine Bekehrungsschrift für Verächter dieser britischen Krimischule. Aber es gibt ein anregendes Geschenk für Fans der „Inspektor Barnaby“-Reihe ab, in der ein ständiger Nachschub an Kapitalverbrechen einen integren Teil der Landlust bildet.

Luise Berg-Ehlers: Mit Miss Marple aufs Land.Elisabeth Sandmann Verlag, München. 136 Seiten, 100 Abbildungen. 19,95 Euro.