Lukas Podolski rettet dem 1. FC Köln in Hoffenheim mit seinem Tor zum 1:1 einen Punkt. Doch die Gerüchte über einen Wechsel zum FC Arsenal wollen nicht verstummen.

Hoffenheim - Nicht nur der Blick in die Statistik zeigt die Bedeutung von Lukas Podolski. Als der 26 Jahre alte Fußballprofi vor dem Anpfiff vor der Fankurve des 1. FC Köln auftauchte, schallten ihm die Sprechchöre „Poldi, Poldi“ entgegen. Der Rest der Mannschaft neben ihm schien nur schmückende Begleitkulisse für den Mann, der ernsthaft als bekanntester Kölner weltweit gilt. In der 81. Minute der Bundesligapartie gegen 1899 Hoffenheim (1:1) kehrte Podolski genau an diese Stelle zurück. Diesmal alleine. Nach seinem wichtigen Ausgleichstor winkte er nicht mehr brav wie vorher. Er klopfte sich auf dem Weg vor die Kurve martialisch auf die Brust, um dann, beide Hände zu Fäusten ballend, auf den Knien vor die FC-Anhänger zu rutschen.

 

Auf den Rängen wurden Bengalos wie Freudenfeuer gezündet. Später wurde gerätselt, ob er die Faust auf das Vereinsemblem klopfte, was man als Treuebekenntnis hätte werten können. Es gibt unverwüstliche Optimisten, die hoffen, „Prinz Poldi“ könnte über die Saison hinaus in Köln bleiben, obwohl die „Bild“-Zeitung den Wechsel zum FC Arsenal für 18 Millionen Euro verbreitet.

Rational ist eine zuversichtliche Haltung in der Causa Podolski tatsächlich nicht zu rechtfertigen. Sie lässt sich am ehesten mit dem Stellenwert des Stürmers im aktuellen Abstiegskampf in Verbindung bringen. Das Ausgleichstor in der Rhein-Neckar-Arena (Marvin Compper traf zum 1:0/33.) war sein 16. Saisontreffer, wobei der FC insgesamt 31 erzielt hat. Um es auf den Punkt zu bringen: ohne ihn wäre die Kölner Durchschnittsmannschaft längst mit einem Bein in der zweiten Liga. An 65 Prozent der Kölner Tore ist der Nationalspieler beteiligt. 13 der letzten 19 FC-Treffer erzielte er alleine.

Podolski schweigt zu seiner Zukunft

Sinsheim erlebte das nächste Kapitel der Poldi-Festspiele, die manchmal an Hysterie grenzen und inzwischen einer Abschiedstour anmuten. „Ich schweige“, sagte der gebürtige Pole. Viele trotzige Nachfragen prasselten trotzdem auf ihn herab. „Schaust du Arsenal gegen Mailand?“, fragte der unermüdlicher Wühler eines TV-Bezahlsenders. „Nächste Frage“, konterte Podolski ziemlich trocken.

Er bleibt ein Reizthema am Rhein. Jüngst konnten gerichtliche Auseinandersetzungen zwischen dem Club und seinem Ex-Trainer Christoph Daum eben noch verhindert werden. Kölns Geschäftsführer Claus Horstmann hatte mit einer Klage gedroht, sollte Daum wiederholen, was er dem Boulevardblatt „Express“ sagte. Dort hatte er Horstmann und der Sportdirektor Volker Finke attackiert: „Es war nicht fair, den Eindruck zu suggerieren, man würde Poldi zurückholen und ein Team um ihn herum aufbauen, das oben angreifen kann. Man hätte klar und ehrlich sagen müssen, dass es in den nächsten Jahren nur gegen den Abstieg geht. Ich weiß, dass Poldi stets Angebote erreichten und er sie ignorierte, weil er an den FC geglaubt hat.“

2009 war Podolski reumütig aus München zurückgekehrt, wo sein Versuch, Köln hinter sich zu lassen, kläglich scheiterte. Daheim genießt er Heiligenstatus und würde bei Interesse sofort ohne Gegenstimme gleichzeitig auch zum Präsidenten gekürt. „Wir haben noch zehn heiße Duelle“, sagt er zweideutig. Und: „Ich werde alles geben bis zum Ende.“ Das klang dann doch verdächtig nach Abschied.

Finke dementiert die Offerte der Gunners nicht

Der einträgliche Wechsel ist für Finke und Horstmann eine heikle Angelegenheit. Geht der Stürmer, stehen sie als Verlierer da, denen es nicht gelang, den einzigen Fußballer mit internationaler Klasse zu halten. Zumal es sportlich nicht läuft. „Es macht keinen Sinn, Öl ins Feuer zu gießen. Wir haben uns versprochen, keine Auskunft zu geben“, meinte Finke, der sich seit Monaten vergeblich um eine Vertragsverlängerung müht. Das Arsenal-Angebot dementierte Finke übrigens nicht.

Bei aller Nostalgie, die die Kölner im Fall Podolski umgibt, es wäre aus Sicht des Spielers nicht wirklich zu verstehen, wenn der nicht einen zweiten Versuch wagen würde, der Domstadt und dem jahrelangen Abstiegskampf zu entfliehen. Vorerst allerdings erfüllt er noch den Wunsch des Trainers Stale Solbakken: Podolski trifft.