Lulu Kamanga aus Tansania hat zwei Monate lang in der Böblinger Stadtbibliothek hospitiert. In dieser Zeit hat sie viel gelernt.

Böblingen - Wenn Lulu Kamanga über ihre Zeit in Böblingen spricht, leuchten ihre Augen. „Es hat mir hier sehr gut gefallen“, sagt die 22-Jährige aus Daressalam in Tansania. Zwei Monate lang hat die junge Frau bei einem Praktikum die Arbeit in der Stadtbibliothek Im Höfle kennengelernt, hat Bücher einsortiert, bei Veranstaltungen geholfen und sich mit dem Computersystem vertraut gemacht.

 

Den Kontakt zu Christina Koch, der Leiterin der Stadtbibliothek, hatte Anne Mäckelburg aus Weil der Stadt hergestellt, die bereits öfter nach Tansania gereist war und Lulu Kamanga von daher kannte. Koch war zunächst überrascht über die Anfrage, konnte sich aber schnell für die Idee einer neuen Praktikantin erwärmen. Eine gute Entscheidung, denn: „Es war eine sehr schöne Zusammenarbeit und für uns alle sehr interessant“, sagt sie heute. Lulu Kamanga sei sehr engagiert und wissbegierig. Auch die sprachlichen Hürden – die 22-Jährige spricht nur wenig Deutsch, dafür aber sehr gut Englisch – habe man überwinden können.

Unterschiede zwischen beiden Ländern

Besonders faszinierend für beide Seiten seien die doch deutlichen Unterschiede zwischen dem deutschen und tansanianischen Bibliothekswesen gewesen. So gebe es laut Lulu Kamanga, die bereits einen Abschluss in den Bereichen Archiv und Bibliothek in der Tasche hat, in den Büchereien ihres Heimatlandes so gut wie keine Angebote für Kinder. „Das möchte ich ändern“, sagt die junge Frau, der die Arbeit mit den jungen Bibliotheksbesuchern hier besonders viel Freude gemacht hat.

Aus ihrer Zeit in Deutschland nimmt die 22-Jährige neben der Arbeitserfahrung auch viele weitere Eindrücke mit. So habe sie an Böblingen ganz besonders die Sauberkeit erstaunt, in ihrer Heimat liege mehr Müll auf den Straßen, sagt sie. Und sogar schwäbisch kochen hat sie hier gelernt. „Ganz besonders mag ich Spätzle“, verrät sie und lacht.

Stipendium der Baden-Württemberg Stiftung

Finanziert wurde Lulu Kamangas Aufenthalt in Deutschland durch ein Stipendium der Baden-Württemberg Stiftung. Deren Stipendien sind speziell für Berufstätige gedacht, die Einblicke in Arbeitsweisen und Betriebsstrukturen in verwandten Branchen in anderen Ländern gewinnen wollen. Stipendiaten erhalten 1000 Euro im Monat, bei Bedarf kann auch ein Sprachkurs finanziell gefördert werden.

Wenn Lulu Kamanga, die während ihres insgesamt dreimonatigen Deutschland-Aufenthalts bei der Familie von Anne Mäckelburg in Weil der Stadt gewohnt hat, am 10. September wieder nach Hause fliegt, steht für sie die Jobsuche an – am liebsten möchte sie natürlich in einer Bibliothek arbeiten. Wenn sie genügend Geld gespart hat, möchte sie an einer Universität studieren. „Das wäre mein Traum.“