Mit der Wahl der Gelbbauchunke zum Lurch des Jahres 2014 wollen Biologen darauf hinweisen, dass in den vergangenen Jahrzehnten viele Lebensräume dieser stark gefährdeten Art verloren gegangenen sind.

Stuttgart - Keine Frage, die Gelbbauchunke hat Symbolkraft. Nicht erst seit der grüne Ministerpräsident Winfried Kretschmann kürzlich in einer Diskussionsrunde mit der Stuttgarter Zeitung im Theaterhaus auf den schleppenden Ausbau der Windkraft im Land angesprochen wurde. Da bezeichnete er es als falsch, mit „irgendeiner Gelbbauchunke“ als letztem Rettungsanker wichtige Projekte wie den Klimaschutz zu bekämpfen. Dann müsse man auch über die Insekten reden, die „auf der Windschutzscheibe landen“, meinte der Biologe Kretschmann.

 

Es ist nicht überliefert, ob dieses Zitat eine Rolle bei der diesjährigen Wahl der Gelbbauchunke zum „Lurch des Jahres 2014“ gespielt hat. Sicher ist, dass die Deutsche Gesellschaft für Herpetologie (DGHT) und Terrarienkunde mit der bedrohten Unke vor allem auf den massiven Verlust ihrer Lebensräume in den vergangenen Jahrzehnten aufmerksam machen will. Mit der Gelbbauchunke ist der DGHT auch eine optisch ansprechende Wahl gelungen: Der auffällige, gelb-schwarzgrau gemusterte Bauch und die hübschen, herzförmigen Augen sind durchaus ansehnlich. Dazu muss man allerdings erst einmal das Glück haben, eines der Tiere zu finden – und es dann auch näher betrachten. Üblicherweise ist das gar nicht so einfach: Auf der Oberseite ist die braungraue Unke bestens getarnt. Bei Gefahr dreht sie sich allerdings auf den Rücken und präsentiert dem Feind ihre grell gemusterte Unterseite – als deutliche Warnung: Vorsicht, dank meinem ätzenden Hautsekret bin ich ungenießbar.

Die Gelbbauchunke ist stark gefährdet

Immerhin sind die Chancen für ein Unken-Meeting in Baden-Württemberg gar nicht so schlecht, auch wenn Bombina variegata – so ihr wissenschaftlicher Name – in Deutschland als „stark gefährdet“ eingestuft ist. So fühlen sich die Tiere beispielsweise im Welzheimer Wald, aber auch in Oberschwaben wohl. Und selbst im Naturschutzgebiet Büsnauer Wiesental, also nur wenige Kilometer von der Stuttgarter Innenstadt entfernt, kommt die nur etwa fünf Zentimeter große Gelbbauchunke vor.

Wichtig ist vor allem ein geeignetes Gewässer, in das die Weibchen im Frühjahr ihre Eier ablegen können. Das kann recht klein sein – Hauptsache, es führt so lange Wasser, bis die Kaulquappen zur Unke werden und an Land gehen. Ursprünglich sind solche Tümpel typisch für Auwälder. Doch die sind wegen der Begradigung von Bächen und Flüssen selten geworden.

Dafür können die Unken mit Ersatzlebensräumen vorlieb nehmen: Tümpel und Gräben, ja sogar größere Pfützen und Wagenspuren reichen völlig aus. Allerdings werden auch die immer seltener – selbst im Wald werden zerfurchte Wege umgehend repariert. Umso wichtiger ist es, natürliche Aulandschaften zu schützen oder in Ersatzlebensräumen – etwa in Kiesgruben – Tümpel als Unkenbiotope anzulegen.