Die Martin-Luther-Schule in Bad Cannstatt bekommt eine Mensa. Das reicht aber nicht.

Bad Cannstatt - Im Zuge des Ausbaus zur Ganztagsschule, in den die Martin-Luther-Schule im aktuellen Schuljahr eingestiegen ist, wächst auch der Raumbedarf. Besonders dringlich ist der Bau einer Mensa. Den hat der Gemeinderat bereits beschlossen, die nötigen Mittel in Höhe von knapp vier Millionen Euro stehen bereit. Im Bezirksbeirat berichtete nun Andreas Homann vom Hochbauamt über den Stand der Planungen und stellte einen Entwurf vor, der aber „noch nicht in Stein gemeißelt“ sei.

 

Der Entwurf sieht ein zweigeschossiges, leicht von der Bauflucht an der Straße abgerücktes Gebäude mit fast quadratischem Grundriss vor. Im Erdgeschoss werden neben der Küche der Speisen- und ein Betreuungsraum untergebracht. Sie werden durch eine Faltwand getrennt, sodass die Räumlichkeiten auch als größerer Versammlungsraum genutzt werden können. Der Speisenraum wird durch einen zweigeschossigen Winkel umschlossen, auf dessen Grundriss im Obergeschoss eine Hausmeisterwohnung, die WCs und Technikräume platziert werden. Ein weit auskragendes, über Eck geführtes Dach verbindet Grundschule und Mensa und dient als Teilüberdachung des Pausenhofes.

Pädagogen an Katzentischen

Der Plan wurde durchweg positiv aufgenommen – ganz im Gegensatz zu dem, was die Stadt für das Bestandsgebäude vor hat. Für insgesamt 150 000 Euro sollen zum einen die Hortküche im benachbarten Betreuungshaus zum Mehrzweckraum für Bildende Kunst werden, zum anderen im Schulgebäude die nötigen räumlichen Anpassungen für den Ganztagesbetrieb realisiert werden. Gegen letzteres lief das Gremium regelrecht Sturm, nachdem man sich am Vortag vor Ort ein Bild von der Lage gemacht hatte. Siegfried Deuschle (SÖS-Linke-PluS) hatten sich dabei „die Haare gesträubt“ angesichts überhitzter Klassenzimmer, beengter Verwaltung und einem Lehrerzimmer, „wo die Pädagogen an Katzentischen sitzen, mit nur einem Computer“. So sei „Lernen auf einem zeitgemäßen pädagogischen Stand nicht möglich“. Bernd Zimmermann (FDP) empfahl gar „Abriss und Neubau“.

Vorneweg war dem Schulleiter Markus Dölker das Wort erteilt worden. Er beschrieb ebenfalls „desolate Räumlichkeiten“, mangelhafte Ausstattung und fehlende Verschattung auf der Südseite, fehlende Räume für Kleingruppenarbeit und fühlte sich als vierzügige Grundschule „benachteiligt im Vergleich zu einer zweizügigen, die den gleichen Betrag bekommt“.

Bombardement aufgebaut

Martina Buschle (SPD) nannte dies „ein klares Statement für mehr“, und Kathrin Grix (Bündnis 90/Die Grünen) betonte: „Ganztagsschule steht und fällt mit dem Raumkonzept.“ Es seien „weitere Maßnahmen nötig, damit es eine richtig gute Ganztagesschule wird“. So baute sich ein Bombardement auf – mit der Gefahr, qua Ablehnung die genehmigten 150 000 Euro zu verspielen (Roland Schmid, CDU). Schließlich erfolgte die Zustimmung zur Vorlage, ergänzt durch einen Zusatzantrag mit diesen Forderungen: Verschattungseinrichtung, Reorganisation von Verwaltung und Raumaufteilungen, Oberlichtband, Flächen für Kleingruppen sowie eine „zeitgemäße Ausstattung“.