Der französische Luxusgüterkonzern LVMH will sein US-Geschäft ausbauen und plant deshalb die Übernahme des Edel-Juweliers Tiffany. LVMH-Firmenpatriarch Bernard Arnault hat offenbar gute Drähte zu Donald Trump.

Korrespondenten: Knut Krohn (kkr)

Paris - Das Gerücht machte in Paris schon einige Tage die Runde. Nun wurde offiziell bestätigt, dass der französische Luxusgüterkonzern LVMH den bekannten Edel-Juwelier Tiffany übernehmen will. Der Konzern, Mutterunternehmen von Luxusmarken wie Louis Vuitton oder Givenchy, bestätigte am Montag in Paris, Vorgespräche mit den Amerikanern über eine Übernahme geführt zu haben. Wie weit diese Gespräche gediehen sind, blieb aber ein Geheimnis, auch wie große die Chancen für eine Vereinbarung sind.

 

Die vor 182 Jahren gegründete Traditionsmarke Tiffany ist aktuell an der Börse zwölf Milliarden US-Dollar (10,8 Milliarden Euro) wert, die Franzosen kommen fast auf 20 Mal so viel. Es heißt, das Angebot von LVMH liege bei 14,5 Milliarden US-Dollar (gut 13 Milliarden Euro). Das US-Unternehmen, auch Nicht-Kunden bekannt durch den Hollywood-Streifen „Frühstück bei Tiffany“ mit Audrey Hepburn in der Hauptrolle, hat sich noch nicht offiziell geäußert.

Die Handelskonflikte belasten das Asiengeschäft

Die Strategie der Franzosen ist offensichtlich. Der Konzern hat sein Augenmerk im Moment zwar stark auf Asien gerichtet, da dort wegen der steigenden Nachfrage durch reiche Chinesen die Umsatzzahlen steil nach oben gehen. Doch die Zukunft ist mehr als ungewiss. Sorgen bereiten dem Management die aktuellen Handelskonflikte zwischen Peking und Washington, ebenso die seit Monaten andauernden Unruhen in Hongkong. Für LVMH sind das alles Gründe, das Geschäftsfeld zu erweitern und die Aktivitäten in den USA ausbauen.

Zum Sinnbild dieser Offensive wurde die Einweihung einer neuen Louis-Vuitton-Fabrik in Texas Anfang dieses Monats. Die gesamte Führungsetage des Konzerns war anwesend – inklusive Firmenpatriarch Bernard Arnault. Stargast der öffentlichkeitswirksam präsentierten Eröffnung war allerdings ein anderer: US-Präsident Donald Trump. Der lobte überschwänglich, dass die Franzosen in der Wüste rund 1000 Arbeitsplätze schaffen würden und erhielt eine kleine Führung durch die neue Fabrik.

Die Franzosen und ihr schillernder Landsmann

Bernard Arnault, der Trump seit den 80er Jahren kennt, musste sich vor allem in Frankreich für diese Inszenierung einige Kritik und sehr viel Spott gefallen lassen. Die Franzosen blicken auf ihren schillernden Landsmann, der mit geschätztem Privatvermögen von 70 Milliarden Euro zu den reichsten Menschen der Welt gehört, mit einer Mischung aus Bewunderung und Kopfschütteln. Für einige Häme hatte Arnault zuletzt nach dem Brand der Kathedrale Notre-Dame gesorgt, als er sich mit seinen Rivalen aus der Familie Pinault einen regelrechten Spendenwettkampf lieferte. Noch während die Kirche auf der Ile de la Cité in Flammen stand, ließ François-Henri Pinault mitteilen, dass er für den Wiederaufbau von Notre-Dame 100 Millionen Euro spenden würde. Der Familie gehören unter anderem die Modemarken Saint Laurent, Gucci und Brioni. Angesichts dieser Großzügigkeit wollte sich Arnault nicht lumpen lassen und versprach die doppelte Summe: 200 Millionen Euro. Frankreich fühlte sich an die 90er Jahre erinnert, als beide Familien um die öffentliche Aufmerksamkeit buhlten. Damals kauften sie Schlösser in der Region Bordelais im Südwesten Frankreichs und jeder versuchte den anderen mit seinem zur Schau gestellten Luxus zu übertrumpfen. Damit war der Grundstein für eine intime Abneigung gelegt.