Durch den Wegfall zahlreicher Veranstaltungen fehlen der Lyra Leonberg wichtige Einnahmequellen.

Leonberg - Nach langer Zeit endlich auch eine gute Nachricht für den Musikverein Lyra Leonberg: Die Proben können in Kleingruppen mit maximal 14 Musikern wieder aufgenommen werden. Das gilt sowohl für die aktive Kapelle als auch für die Jugendkapelle.

 

Dabei hätte das vergangene Wochenende einer der Höhepunkte im Jahresprogramm des 2019 aus der Stadtkapelle Leonberg und der Lyra Eltingen fusionierten Vereins stattfinden sollen – das Eltinger Straßenfest. Das ist nicht der musikalische Höhepunkt, aber der finanzielle und es hat eine lange Tradition (im Jahr 2020 wäre es das 48. Eltinger Straßenfestgewesen). An zwei Tagen gibt es Essen, Getränke, Livemusik von der Vereinsband und von befreundete Musikvereinen.

„Arbeit, die man gerne verrichtet“

„Normalerweise liegt der Gewinn in einem sonnigen Jahr im fünfstelligen Bereich“, sagt die Vereinssprecherin Jenny Schurr. „Das ist nicht nur eine große Geldeinbuße für uns, es fällt dadurch auch der Kontakt mit den befreundeten Vereinen weg“, gibt sie zu bedenken. Für die Musiker bedeute das zwar weniger Arbeit. „Aber das ist eigentlich Arbeit, die alle gerne verrichten“, weiß Jenny Schurr.

Der Verein bedauert, dass auch die Autoschau auf dem Festplatz an der Steinstraße, die traditionell am letzten Wochenende der Sommerferien stattfindet, ebenfalls ausfällt. „Hier sind wir nur Mitveranstalter, übernehmen aber die gesamte Bewirtung und das heißt, dass finanziell hier die Hälfte der Einnahmen vom Straßenfest ebenfalls wegfallen“, rechnet die Vereinssprecherin vor

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Auch die kleineren Arbeitseinsätze wie der Crêpes-Verkauf bei den Kinder- und Jugendtagen im Stadtpark oder beim Citylauf fallen komplett weg. Die einzige Einnahmequelle in 2020 sind die Altpapiersammlungen. Natürlich gibt es auch Mitgliedsbeiträge, aber die reichen nicht, um die Kosten zu tragen. „Die Situation bedeutet für uns einen großen finanziellen Rückschlag und wir sind auf die Unterstützung und Spenden unserer Mitglieder und Zuhörer angewiesen“, schildert Jenny Schurr die Lage des Vereins.

Die Proben wurden Mitte März eingestellt, aber das heißt nicht, dass im Verein nichts läuft. Das Vereinsheim Eltinger Hof, das sich die Lyra mit der Chorgemeinschaft Eltingen teilt, wurde umgebaut, damit nach der Fusion mehr Platz für Noten und Instrumente zur Verfügung steht. Die Zeit wurde auch genutzt, um die Notenmappen der beiden „alten Vereine“ zusammenzuführen, sodass nach der Coronapause jeder eine vollständige Mappe hat und alte Noten aussortiert sind.

Es wird geplant und organisiert

Das Vereinsleben ist nicht völlig zum Erliegen gekommen und so finden die Ausschusssitzungen alle über Zoom statt, trotz der Pause muss im Hintergrund ja viel geplant und organisiert werden. Das Jugendtreffen findet über Video-Meeting während der eigentlichen Probenzeit statt, um den Kontakt aufrechtzuerhalten. Die Jahreshauptversammlung, die eigentlich am 24. März hätte stattfinden sollten, wird in digitaler Form vorbereitet.

Die Liste der ausgefallenen und abgesagten Konzerte des Vereins ist lang. Nicht statt findet im Juli das Seebühnen-Konzert im Stadtpark. Auch der Ausflug der Jugend nach Tripsdrill mit dem Platzkonzert ist abgesagt. Besonders hart hat es den Verein getroffen, dass er nicht am Wertungsspiel auf der Blasmusik-Messe in Stuttgart teilnehmen konnte. „Das ist besonders schade, denn dafür haben wir schon seit Anfang 2020 fleißig geprobt und auch Zusatzproben eingeschaltet“, schildert die Vereinssprecherin. Ins Wasser fallen auch alle Spieltermine bei befreundeten Vereinen auf deren Festen.

Noch fraglich ist, ob das Jahreskonzert der Lyra Leonberg im November stattfindet. Dafür muss natürlich mit genug Vorlauf geprobt werden. Dazu ist unklar, ob bis dahin Großveranstaltungen wieder in diesem Rahmen abgehalten werden dürfen. „Das ist besonders nach der Fusion sehr schade, weil 2020 das erste komplette Jahr als ein gemeinsamer Musikverein gewesen wäre“, spricht Jenny Schurr den Musikern aus der Seele.

Doch der Verein hat sich von der aktuellen Situation nicht entmutigen lassen. Ein sehr erfolgreiches Projekt ist das „Virtuelle Orchester“ der Lyra Leonberg gewesen. Der Dirigent Herward Heidinger hatte die Musiker im Netz zusammengetrommelt und das virtuelle Lyra-Orchester wurde ins Leben gerufen. Die Musiker haben je eine Video- und eine Tonaufnahme gemacht, ihre Stimme eingespielt und das dann eingeschickt.

Nach Wochen voller Arbeit ist es am 9. Mai soweit gewesen und der Musikverein Lyra Leonberg hatte zu einer virtuellen musikalischen Reise nach Hawaii eingeladen. „Diese Aktion ist eine gute Möglichkeit gewesen, um sich bei den Zuhörern in Erinnerung zu rufen“, sagt Jenny Schurr.

Oberbürgermeister Martin Georg Cohn hat das Video als musikalischen Gruß auch an die Partnerstädte geschickt, weil die Belforter Tage in Leonberg ausfallen mussten. Das Video ist nach der Veröffentlichung über die Homepage des Musikvereines abrufbar.