Mit einem inspirierenden Konzert des South Quartets haben die drei Tage bei Kulturpfingsten in der Lahrensmühle ihren Abschluss gefunden.

Das Warten hat sich gelohnt: Mehrere Anläufe hat es gebraucht, bis das Konzert mit dem South Quartet endlich stattfinden konnte. Bei Kulturpfingsten in der Lahrensmühle haben Ull Möck (Piano), Jan Dittmann (Bass), Matthias Daneck (Drums) und Peer Baierlein (Trompete und Flügelhorn) am Pfingstmontag gespielt – vor ausverkauftem Haus. Jeder Einzelne ist schon mit namhaften Formationen aufgetreten, wie etwa Peter Herbolzheimer, Arturo Sandoval, den Pointer Sisters, Ute Lemper oder den Fantastischen Vier.

 

Wenn Möck, Dittmann, Daneck und Baierlein zusammen auftreten, dann spielen sie fast ausschließlich Eigenkompositionen, knüpfen dabei jedoch oft und gerne an die Traditionen des Jazz an. Und genauso war ihr Programm für ihren Auftritt in der Lahrensmühle zusammengestellt – und auch ganz im Geiste der Christian-Wagner-Gesellschaft, die traditionell den Abend „Lyrik und Jazz“ zum Abschluss des Kulturpfingstens veranstaltet. „Ich schaue an des Waldes blauen Glocken, Sein stumm Frohlocken. Und leis dazu mit angehängten Flittern, Die Gräser zittern“, ließ Felix Muhle die letzten Zeilen von Christian Wagners „Waldesglocken“ ausklingen. Leise strichen dazu die Jazz-Besen übers Becken und schufen sachte und sehr poetisch den Übergang zum ersten Set. Zarte Klaviertupfen und feine Bass-Pizzicati verdichteten behutsam das Klanggefüge, bis sich nach und nach die Naturstimmung zu cooler Clubatmosphäre mit Westcoast-Flair veränderte. Die „Oktober-Suite“ von Jan Dittmann hatte so den Abend eingeläutet.

Melancholie und Unbekümmertheit

Erst als zweites Stück kam „One“ aus der Feder Peer Bairleins, das sonst an erster Stelle steht – aus dramaturgischen Gründen gewissermaßen. War dessen Flügelhorn anfangs die beruhigende Komponente gewesen, wählte er nun die Trompete und ließ sie einen amüsanten Katzenjammer anstimmen, dem das Schlagzeug kunstvoll hinterherstolperte. Im Wechsel zu diesen Abschnitten erfrischend frecher musikalischer Unbekümmertheit einten sich die Instrumente immer wieder zum kernigen, gehäkelten Groove. Darauf folgten Ull Möcks „Thorntones“, die der Pianist der schweizer-amerikanischen Jazz-Sängerin Lilly Thornton gewidmet hat. Nachdenklich und melancholisch war dieses Stück grundiert, das Flügelhorn zog über Latino-Rhythmen und satten Klavier-Akkorden entspannt seine Linien. Matthias Daneck steuerte hernach seine „Hymn of the last Reggae“ bei, eine eher balladeske Komposition, bei der das Flügelhorn seine Melodie über die weich pulsierenden Patterns der Rhythmusgruppe legte. Deutliche Anleihen beim Bebop machte Möcks „Kulinaria“ mit Walking Bass und giftigen Trompeten-Akzenten – inhaltlich eine ideale Überleitung zur Pause.

Den Auftakt zum zweiten Set machte Felix Muhle abermals mit Versen von Christian Wagner – erneut mit ebenso viel Textkenntnis wie Feingefühl: Die Verse „Melodisch strömt seit Ewigkeiten dort, Weltklang zum Einklang hin gereinigt fort“ fanden ihre musikalische Fortsetzung in strömenden Instrumentalklängen – „Hope“ von Peer Baierlein, dem hochgewachsenen Bläser, der in Spielpausen oft in die Knie ging, um den Blick auf seinen Kollegen am Bass freizugeben.

Zugaben für das begeisterte Publikum

Das South Quartet schuf immer wieder neue Stimmungen: Mal inspiriert vom Hard Swing, dann wieder vom erst kürzlich verstorbenen Jazzpianisten Ahmad Jamal. Zwischendurch meinte man sogar Anklänge an Herbie Hancocks „Cantaloupe Island“ zu vernehmen. Zum Schluss gab es für das begeisterte Publikum dann nicht nur eine Zugabe. Matthias Daneck stellte zudem nochmals seine Musikerkollegen in gereimter Form vor, was für große Heiterkeit sorgte – Lyrik und Jazz geht eben auch so.