Macan-Werk von Porsche eröffnet Die Neuen sind in Leipzig in der Überzahl

Die zweite Erweiterung für den Macan kostet 500 Millionen Euro. Es ist das größte Bauprojekt in der Geschichte des Unternehmens. Mit dem neuen Geländewagen wird auch die Belegschaft in Leipzig mehr als verdoppelt.
Leipzig - In der neuen Kantine von Porsche in Leipzig steht ein ungewöhnliches Gericht auf der Speisekarte. Für 0,73 Euro gibt es eine Portion würziger „Bouillon vom Auerochsen mit feiner Einlage“. Die Auerochsen sind nicht weit entfernt. Sie gehören zum Werk, grasen am Rande des riesigen Geländes und sorgen quasi als Landschaftspfleger ebenso wie eine Herde von Wildpferden dafür, dass die Magerwiesen nicht verbuschen. Und weil sie sich nicht zu stark vermehren dürfen, ist Leipzig wohl weltweit die einzige Autofabrik mit einer eigenen Auerochsenjagd.
Nicht weit vom Eingang der Kantine ist ein Fenster in den Boden eingelassen. Man sieht eine metallene Kapsel, die bei der Grundsteinlegung für die zweite Erweiterung des Werks am 18. Oktober 2011 abgelegt wurde. An der Wand hängt ein Hammer und ein Foto, das an die Zeremonie erinnert, mit der bei Porsche in Leipzig ein neues Zeitalter angebrochen ist, denn mit der Erweiterung um einen Karosseriebau und eine Lackiererei entstand erst eine vollwertige Autofabrik, die mit dem Stammwerk in Zuffenhausen vergleichbar ist. Als das Werk im August 2002 eröffnet wurde und der „Autokanzler“ Gerhard Schröder bei der Feier eine kleine Runde im Cayenne drehte (nachdem er endlich links vom Lenkrad das Zündschloss gefunden hatte), war es nur ein kleiner Montagestandort. Der größte Teil der Produktion fand und findet beim Cayenne bis heute im VW-Werk Bratislava statt. In Leipzig werden die Cayenne komplettiert, indem etwa der Motor aus Zuffenhausen eingebaut wird. Porsche investierte damals zunächst 127 Millionen Euro für die Fertigung, das markante Kundenzentrum, dessen Turm wie ein Ufo aussieht, aber offiziell einem Diamanten gleichen soll, sowie für die Teststrecken. Damit wurden anfangs 300 Jobs geschaffen. Eine erste Erweiterung wurde vor dem Produktionsstart der Limousine Panamera vorgenommen.
Das größte Bauprojekt in der Geschichte des Unternehmens
Die zweite Erweiterung für den kompakten Geländewagen Macan, der als dritte Baureihe in Leipzig vom Band läuft, kostet 500 Millionen Euro. Es ist das größte Bauprojekt in der Geschichte des Unternehmens. Zug um Zug wurde auch das Gelände vergrößert. Heute stehen dem Unternehmen in Leipzig 400 Hektar zur Verfügung, von denen bis jetzt nur ein kleiner Teil für die Produktion genutzt wird. Siegfried Bülow ist seit der Eröffnung des Standorts Werkleiter in Leipzig. Der 62-Jährige ist wie Porsche-Chef Matthias Müller gebürtiger Chemnitzer. Bülow war zu DDR-Zeiten Werkleiter beim Transporterhersteller Barkas, leitete dann eine Motorenfabrik, verkaufte diese unter Treuhandregie an VW, ging nach Wolfsburg und kam dann zu Porsche nach Leipzig. Er hätte die steile Aufwärtsentwicklung bei der Eröffnung nicht vorherzusagen gewagt, sagt Bülow – aber gehofft habe er schon, dass aus dem Standort einmal mehr wird. Damals habe er gedacht: „Es kann doch nicht sein, dass sich jemand damit zufriedengibt, hier nur ein kleines Motorenwerk hinzustellen.“
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