Eine freie, dynamische Entfaltung der Wirtschaft war fortan nicht mehr möglich, stattdessen flossen immer mehr Mittel in die Rüstungsindustrie, was zumindest in diesem Bereich zur Vollbeschäftigung führte. Da die Industrie skeptisch blieb und sich mit Neuinvestitionen zurückhielt, sicherte der Staat die Risiken ab und stand zumindest im Rüstungsbereich für weitere Investitionen ein. Das aber verdrängte einen von den Marktkräften getragenen Aufschwung vollends. Heraus kam eine gigantische Staatskonjunktur, die wegen ihrer inflationsträchtigen Finanzierung und der Verdrängung anderer Wachstumskräfte nur auf einen Zusammenbruch oder aber auf Krieg hinauslaufen konnte.
Das heißt nun nicht, dass Industrielle und Bankiers komplett darauf verzichtet hätten, auf die Politik Einfluss zu nehmen. Einige, aber eben nur einige, sprachen sich im Januar 1933 offen dafür aus, Hitler an die Regierung zu bringen. Der Großindustrielle Fritz Thyssen, der schon 1931 in die NSDAP eingetreten war, verlangte von Reichspräsident Hindenburg, Hitler zum Reichskanzler zu ernennen. Später, als er sah, dass Hitler 1939 einen Krieg vom Zaune brach, emigrierte er in die Schweiz. Auch der Finanzfachmann Hjalmar Schacht sprach sich für Hitler als Reichskanzler aus und wurde dafür mit dem Amt des Reichsbankpräsidenten belohnt. Der Bankier Kurt von Schroeder hatte Anfang Januar 1933 ein Treffen zwischen Hitler und dem Strippenzieher Franz von Papen arrangiert, bei dem wichtige Absprachen hinsichtlich einer von Hitler zu führenden Regierung getroffen wurden.
Kein Wunder, dass die Aktienkurse einbrachen
Aber das Gros der Wirtschafts- und Finanzleute hielt den Rechtspopulisten Hitler nicht für vertrauenswürdig. Unmittelbar nach der Machtübernahme sagte der Großindustrielle Paul Reusch, man könne der weiteren Entwicklung nicht trauen, denn die Reise gehe ins Ungewisse. Größte Skepsis löste die Machtergreifung auch bei Gustav Krupp von Bohlen und Halbach aus, der zu dieser Zeit Präsident des Reichsverbandes der Deutschen Industrie war. Höchst beunruhigt war man über die zahlreichen Übergriffe der SA, die vom neuen Staat gedeckt wurden. Anlass zu großer Sorge gab die am 28. Februar, also einen Tag nach dem ominösen Reichstagsbrand, erlassene Verordnung zum Schutze von Volk und Staat, welche die Grundrechte der Weimarer Verfassung außer Kraft setzte. Vor diesem Hintergrund kann der Einbruch der Aktienkurse nicht mehr verwundern.
Eigentlich hatte man ruhigere und weniger radikale Verhältnisse erwartet. Nach den Reichstagswahlen vom März 1933 keimte in Wirtschaftskreisen noch einmal die Hoffnung auf, es könne eine parlamentarisch verantwortliche Rechtskoalition gebildet werden. Schließlich waren in dem von Hitler geführten Präsidialkabinett die Nationalsozialisten in der Minderheit. Doch nach seinem fulminanten Wahlsieg, der auch dadurch zustande kam, dass oppositionelle Parteien massiv behindert wurden, dachte Hitler nicht mehr daran, das Parlament in seine Überlegungen einzubeziehen. Mit der Zustimmung zum Ermächtigungsgesetz hatte sich der Reichstag selbst entmachtet und Hitler die totale Macht in die Hand gegeben.