Machtkampf am Bodensee AfD-Kreisverband zerlegt sich

Auch in der AfD hat Alice Weidel nicht nur Freunde. Foto: dpa/Bernd von Jutrczenka

In Konstanz ist der gesamte AfD-Kreisvorstand zurückgetreten. Hintergrund ist offenbar auch ein Machtkampf zwischen Befürwortern und -Gegnern von Bundeschefin Alice Weidel.

Baden-Württemberg: Eberhard Wein (kew)

Die AfD im Kreis Konstanz tut einmal wieder das, was sie am besten kann: streiten. Wie der Co-Landesvorsitzende Markus Frohnmaier bestätigte, ist der gesamte Kreisvorstand mit sofortiger Wirkung zurückgetreten. Hintergrund ist eine Klage von Mitgliedern gegen die Gültigkeit der Vorstandswahlen vom vergangenen Sommer vor einem Parteischiedsgericht. Wie Frohnmaier betonte, habe das Parteigericht in dem Fall aber noch kein Urteil gefällt.

 

Schon im Vorfeld der Vorstandswahlen im Juni war dem damals wiedergewählten Kreissprecher Steffen Jahnke und seinem Stellvertreter, dem Singener Landtagsabgeordneten Bernhard Eisenhut, vorgeworfen worden, ein Protokoll gefälscht zu haben, um die damalige Schatzmeisterin Karin Pütz aus dem Amt zu drängen. Die Mitgliederversammlung fand, wie üblich bei der AfD, unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt.

Der AfD-Frau ist es zu extremistisch

Pütz sitzt für die AfD im Gemeinderat von Rielasingen-Worblingen. Der Ort ist eine der eher raren Hochburgen im Kreis an der Schweizer Grenze. Im Konstanzer Kreistag schloss sich Karin Pütz allerdings nicht der AfD-Fraktion an. Aus Protest gegen extremistische Äußerungen eines weiteren AfD-Kreistagsmitglieds gründete sie mit einer weiteren, für die AfD gewählten Kreisrätin eine eigenständige Gruppierung. Laut Medienberichten hatte der Mann im Internet unter anderem ein Video in Umlauf gebracht, in dem er mehrfach das Wort „Kanaken“ benutzt hatte.

Während auf einem Telegram-Kanal darauf verwiesen wurde, dass über neun Monate der Kreisverband unrechtmäßig geführt worden sei, wies Frohnmaier dies zurück. Es handele sich um den fortwährenden Versuch einer bestimmten Gruppe, den Vorstand und die Kreis-AfD zu beschädigen. „Hier sollen gezielt Personen in Verruf gebracht werden.“ Aus seiner Sicht ist der Machtkampf allerdings entschieden. „Für mich stellt sich das seit Monaten relativ homogen und harmonisch dar“, sagte Frohnmaier. Eisenhut wollte sich auf Anfrage nicht äußern.

„Wer nicht Weidel-hörig ist, wird rausgemobbt“

Ein Insider sprach hingegen von „skandalösen Zuständen“ und „Machtspielen“. „Wer nicht Weidel-hörig ist, wird rausgemobbt.“ Die AfD-Bundesvorsitzende Alice Weidel hat auf der anderen Seeseite in Überlingen ihren Wahlkreis. Der Richtungsstreit hatte auch den jüngsten AfD-Landesparteitag in Ulm überschattet.

In Konstanz werde nun der Landesvorstand zu einer neuerlichen Kreismitgliederversammlung einladen, um satzungskonforme Vorstandswahlen durchzuführen, kündigte Frohnmaier an. Dies werde zeitnah in den kommenden zwei, drei Wochen geschehen. Nach Informationen unserer Zeitung wollen Jahnke und Eisenhut dann erneut für die Spitzenämter kandidieren.

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