Am Donnerstagabend haben sich VW-Aufsichtsräte in Salzburg getroffen, um über den Machtkampf im Konzern zu beraten. Was dabei herausgekommen ist, will VW aktuell nicht verraten.

Salzburg - Im Machtkampf bei Volkswagen bleiben mögliche Ergebnisse eines Krisentreffens in Salzburg vorerst im Dunkeln. Es werde am Donnerstag keine Mitteilung zu dem Thema mehr geben, sagte ein VW-Sprecher der Nachrichtenagentur Reuters am Abend. Nach dpa-Informationen will das Gremium am (morgigen) Freitag eine Erklärung abgeben. Dies werde „im Laufe des Tages“ geschehen.

 

Am Sitz von Aufsichtsratschef und Firmenpatriarch Ferdinand Piech in Österreich hatte das sechsköpfige Präsidium des 20-köpfigen Aufsichtsrats einen Ausweg aus der Krise gesucht. Eine mit den Beratungen vertraute Person bestätigte Reuters lediglich, dass das Krisentreffen zu Ende gegangen sei.

Das Sondertreffen in Salzburg hatte nach dpa-Informationen gegen 15.00 Uhr begonnen und sich länger hingezogen als zunächst angenommen. Mit von der Partie war auch VW-Chef Martin Winterkorn.

Winterkorn will kämpfen

Vor knapp einer Woche war VW-Patriarch aus Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch im Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ öffentlich „auf Distanz zu Winterkorn“ gegangen und hatte ihm damit das Vertrauen entzogen. Nach der öffentlichen Attacke von Piëch ging es nach dpa-Informationen bei dem Treffen im österreichischen Salzburg um Winterkorns berufliche Zukunft bei VW.

Nach der öffentlichen Attacke von VW-Patriarch aus Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch auf Winterkorn will der 67-Jährige laut der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ um eine Verlängerung seines 2016 auslaufenden Vertrags kämpfen. Auch nach dpa-Informationen waren strategische Fragen rund um den Kurs des Vorstandes zumindest ein wesentlicher Bestandteil des Sondertreffens.

Mit dem Ministerpräsidenten nach Salzburg geflogen

Nachdem Winterkorn am Vormittag noch zwei VW-Werke in Niedersachsen besucht hatte, sagte er einen Termin in der Politik am Nachmittag ab – und flog wie auch Niedersachsens Ministerpräsident Stefan Weil (SPD), der Mitglied im Präsidium ist, nach Österreich. Das Bundesland Salzburg ist nicht nur die Heimat von Piëch, auch der Familiensitz der Porsches befindet sich dort. Außerdem hat der größte Autohändler Europas, die Porsche Holding Salzburg, seinen Sitz in Salzburg.

Das Aufsichtsrats-Präsidium bereitet entscheidende Weichenstellungen des Kontrollgremiums vor. Das Sextett bilden: Ferdinand Piëch (Vorsitz), Berthold Huber von der IG Metall (Vize-Vorsitz), VW-Konzernbetriebsratschef Bernd Osterloh, der Sprecher des Porsche-Familienzweigs Wolfgang Porsche, Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) und Osterloh-Vize Stephan Wolf.

Er ganz als Piëch-Nachfolger

Winterkorn galt bis zur Piëch-Attacke als erster Nachfolger des VW-Patriarchen an der Spitze des Aufsichtsrates. Neben der Distanz-Ansage zitierte das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ Piëch auch mit den Worten: „Ich strebe an, dass an die Spitze des Aufsichtsrats und des Vorstands die Richtigen kommen.“ Damit schien nicht nur ein Wechsel an die Spitze des Kontrollgremiums unmöglich, sondern auch Winterkorns weiterer Verbleib im Vorstand zumindest fraglich. Während sein Vorstandsvertrag Ende 2016 ausläuft, ist Piëch bis zum Frühjahr 2017 als Aufsichtsratschef gewählt.

Mit der Arbeitnehmerseite im Aufsichtsrat und den zwei Vertretern des VW-Großaktionärs Niedersachsen auf der Kapitalseite sprach sich eine Allianz öffentlich für Winterkorn aus. Doch in der Führungskrise geht es möglicherweise nicht ums Stimmenzählen der Mandate im Aufsichtsrat. Übereinstimmend sagen Insider, dass eine offene Frontenbildung im Aufsichtsrat gegen Piëch eher unwahrscheinlich ist. Der Aufsichtsratschef und Vertreter der Piëch-Eigentümerfamilie gilt als das VW-Machtzentrum.

Winterkorn hat den Umsatz verdoppelt

Wolfgang Porsche ist im Präsidium der Sprecher des Familienzweigs der Porsches, der zusammen mit den Piëchs die Stimmenmehrheit an VW hält. Porsche hatte Ferdinand Piëchs vernichtendes Zitat zunächst als „Privatmeinung“ zurückgewiesen. Die Aussage sei nicht abgestimmt gewesen.

Unter Winterkorns gut achtjähriger Ägide – er wurde 2007 Konzernchef – verdoppelte sich der Umsatz des Konzerns, der Gewinn stieg sogar noch deutlich stärker. Bei seinem Amtsantritt zählte der Konzern 329 000 Mitarbeiter. Heute sind es, auch dank vier neuer Marken, fast 600 000 Menschen.