Machtkampf beim VfB Stuttgart Die geheimnisvolle Kanzlei Esecon

Die Datenaffäre beschäftigt den VfB Stuttgart (Symbolbild). Foto: Pressefoto Baumann/Alexander Keppler

Der Chefermittler gibt Einblicke in die Arbeit der Kanzlei, die beim VfB Stuttgart den Datenskandal aufklären soll. Klar ist, dass die Firma Esecon ihren Bericht inzwischen abgeschlossen hat.

Sport: Gregor Preiß (gp)

Stuttgart/Berlin - Eine unscheinbare Seitenstraße in Charlottenburg, zwischen einem Elektronikladen und einem Geschäft für Modelleisenbahnen – hier ist sie beheimatet, die Berliner Kanzlei Esecon. Eine schmucklose Eingangstür, ein Firmenschild, mehr ist von außen nicht zu erkennen. Esecon, jenes Unternehmen, das seit Wochen in den Schlagzeilen auftaucht, seit bekannt ist, dass es vom VfB Stuttgart mit der Aufklärung der Datenaffäre beauftragt wurde.

 

Der Auftrag kommt von Claus Vogt

Viel wurde über Esecon und die damit verbundenen Ränkespiele beim Fußballclub aus Cannstatt berichtet. Doch wer verbirgt sich eigentlich hinter der geheimnisvollen Firma? Die Suche im Internet führt ins Leere. Keine Homepage, nichts. Laut Handelsregister kümmert sich die von VfB-Präsident Claus Vogt betraute „Esecon Legal Services Rechtsanwaltsgesellschaft mbh“, eingetragen am Amtsgericht Charlottenburg, um Unternehmens- und Wirtschaftsberatung. Auch „forensische und journalistische Dienstleistungen“ sind Teil des Unternehmensgegenstands.

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Klassische Detektivarbeit also? Auf Anfrage meldet sich Ingmar Weitemeier. Der langjährige Direktor des Landeskriminalamtes von Mecklenburg-Vorpommern ist als Ermittlungsleiter in der Causa VfB zuständig. Weitemeier bringt ein wenig Licht ins Dunkel. Betonen möchte er: „Wir sind keine Detektei. Wir sind ein Strategieberatungsunternehmen, welches sich überwiegend mit Fällen systemischer Wirtschaftskriminalität beschäftigt. Dabei bedienen wir uns ausschließlich gesetzlich zulässiger Untersuchungsmethoden.“

Über Details wird nicht gesprochen

Dazu beschäftigt das 2007 gegründete Unternehmen verschiedene Expertenteams. Sie bestehen aus Kriminalisten, Polizisten, Juristen, Forensikern, IT-Forensikern und Wirtschaftsprüfern. Mindestens zwei von ihnen haben in der Vergangenheit die Befragungen aufseiten der VfB AG durchgeführt, darunter auch der frühere LKA-Chef. Parallel dazu liefen die Ermittlungen innerhalb des e. V. – Fragen zum konkreten Fall weist Weitemeier allerdings sanft lächelnd zurück: Mandantenschutz. Genauso verhält sich die Gegenseite. Die befragten AG-Angestellten erhielten Rechtsbeistand vom bekannten Stuttgarter Anwalt Achim Bächle. Auch er verweist auf seine Verschwiegenheitspflicht. Nur so viel steht fest: Der brisante Bericht ist inzwischen fertiggestellt.

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Esecon hat viel Staub aufgewirbelt und stieß bei den Ermittlungen immer wieder auf Widerstand. Auf Empfehlung von DFB-Präsident Fritz Keller hatte Vogt Esecon einst nach Stuttgart gelotst. Beim Verband in Frankfurt sind die Spezialisten seit geraumer Zeit damit beschäftigt, unsauberen (finanziellen) Machenschaften nachzugehen. In einem Bericht der „Süddeutschen Zeitung“ vom vergangenen Sommer wurden Zweifel an den Aufklärern laut. So sollen die Berliner beim Durchleuchten der Verflechtungen mit dem langjährigen DFB-Vermarkter Infront auf die Expertise eines möglicherweise befangenen Experten zurückgegriffen haben. Die Anschuldigungen blieben unkommentiert. Jetzt sagt Weitemeier allgemein: „Die Art der Vorgehensweise orientiert sich immer am jeweiligen Auftrag. Natürlich legen wir Wert darauf, rechtsstaatlich vorzugehen und Erkenntnisse beweiserheblich zu sichern.“

Geheimhaltung ist Trumpf

Welche Methoden genau zum Einsatz kommen, etwa bei der elektronischen Beweissicherung, auch das läuft unter top secret. Verglichen mit den Vorkommnissen beim DFB, erscheint die Affäre beim VfB mit der unerlaubten Weitergabe von Mitgliederdaten geradezu überschaubar.

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Dennoch möchte Vogt den Esecon-Bericht noch einmal juristisch bewerten lassen. Was nicht zwingend nötig wäre, schließlich erscheint auch noch eine Expertise des Landesdatenschutzbeauftragten. Unter Experten rundet eine juristische Einordnung den reinen Sachverhaltsbericht in seiner Gesamtbewertung jedoch ab. Vogt würde den Auftrag gerne ebenfalls Esecon erteilen, was effizienter und kostengünstiger erscheint, jedoch auch heikler. Weite Teile des Vereins plädieren für eine Analyse der Stuttgarter Kanzlei Gleiss Lutz. Der Ausgang in diesem besonderen Fall ist also weiter offen. Wobei Esecon-Chefermittler Weitemeier einschränkt: „Für uns sind derartige Aufträge mit den Inhalten nicht außergewöhnlich.“

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