Der Machtkampf beim VfB Stuttgart spitzt sich immer weiter zu. Nachdem der Vorstandsvorsitzende Thomas Hitzlsperger massive Vorwürfe gegen den Präsidenten Claus Vogt erhoben hat, meldet sich dieser nun mit einer Stellungnahme zu Wort.

Sport: Philipp Maisel (pma)

Stuttgart - Der VfB Stuttgart durchlebt wieder einmal unruhige Zeiten. Nachdem zuletzt öffentlich geworden war, dass es intern mehr als nur zu knirschen scheint, tritt seit diesem Mittwoch der Machtkampf zwischen dem Vorstandsvorsitzenden Thomas Hitzlsperger und Präsident Claus Vogt mit voller Wucht offen zutage.

 

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Mit einer mehrseitigen Erklärung hat Hitzlsperger nicht nur angekündigt, für das Präsidentenamt des VfB und damit gegen Vogt bei der anstehenden Mitgliederversammlung am 18. März kandidieren zu wollen, sondern gleichzeitig auch schwere Vorwürfe gegen den Präsidenten erhoben. Nun nimmt Vogt in einer Erklärung dazu Stellung.

Claus Vogt über die Kampfkandidatur von Hitzlsperger

„Dass sich Thomas Hitzlsperger zur Wahl des Präsidenten aufstellen und es damit zu einer Kampfkandidatur kommen lassen will, war mir seit zwei Wochen bekannt. Aber habe ich jemals darüber gesprochen? Nein. Denn das sind Interna und die bleiben intern. Zumindest bei mir. Die Wahl zum Präsident*in ist ein demokratischer Akt, jeder kann sich bewerben, jeder kann gewählt werden. Die Entscheidung haben unsere 72 500 Mitglieder am 18. März.

Ich möchte erwähnen, dass ich es in meinem Leben bislang noch nie nötig hatte, einen offenen Brief wegen unfairen und persönlichen Anschuldigungen, Angriffen und Unwahrheiten zu schreiben. Ich habe bisher immer mit den Menschen direkt gesprochen, um einen gemeinsamen Weg zu finden. Das habe ich im Übrigen auch beim VfB mehrfach versucht und getan. Aber gestern bin ich in einer Art und Weise öffentlich angegriffen worden (und die Öffentlichkeit ist mit zum Teil unwahren Behauptungen konfrontiert worden), dies kann ich so nicht stehen lassen. Ich habe als Präsident den Mitgliedern und Anhängern Ehrlichkeit, Offenheit und Transparenz versprochen “ – aus diesen Gründen sieht Vogt sich genötigt, nun verschiedene Dinge klarzustellen.

Claus Vogt zu den Vorwürfen

Vogt weiter: „Ein tiefer Riss geht durch unseren Club“ wurde geschrieben. Das mag im Moment intern sogar in einigen Bereichen stimmen. Warum? Ich habe versprochen, Entscheidungen immer im Sinne und Interesse des VfB und unserer Mitglieder – und nicht zum persönlichen Vorteil – zu treffen. Das tue ich. Undurchsichtige Politik wie ‚Tarnen, Tricksen und Täuschen’, nur meinen eigenen Posten verteidigen, Indiskretionen streuen, die Mitglieder nicht ernst nehmen und sie wissentlich täuschen – das ist mit mir nicht zu machen.

Wenn mir vorgeworfen wird, ich würde bei gewissen Dingen nachfragen, dann behindere ich niemanden, dann verzögere ich nichts. Dann mache ich nichts anderes als meinen Job, nämlich die Kontrollfunktion für den e.V. auszuführen. Als Aufsichtsratsvorsitzender der VfB AG bin ich der gewählte Vertreter des Mehrheits-Anteilseigners, nämlich aller Mitglieder. Es ist meine Pflicht, im Interesse und Auftrag dieser Mitglieder zu beaufsichtigen.“ Unter anderem dafür sei er gewählt worden, führt Vogt an.

Was laut Vogt hinter den Vorgängen steckt

„Ich sage Ihnen offen und ehrlich, was dahintersteckt. Die Aufklärung des Datenskandals. Nachdem, dem derzeitigen Anschein nach, die persönlichen Daten unserer Mitglieder unerlaubt weitergegeben und zu deren Täuschung und Beeinflussung genutzt wurden, habe ich im Namen von 72 500 Mitgliedern die Aufklärung zur Chefsache erklärt. Ich habe, mit Zustimmung des Präsidiums, eine völlig neutrale und unabhängige Kanzlei beauftragt, die Angelegenheit für unsere Mitglieder lückenlos aufzuklären. Das kann man mir zum Vorwurf machen, wenn man will. Mehrfach wurde in den zurückliegenden Wochen versucht, die Arbeit der Kanzlei Esecon zu torpedieren, ihren Auftrag einzugrenzen und schließlich sogar ohne Endergebnis zu den der für die im Raum stehende Datenweitergabe und Täuschungsversuchen verantwortlichen Personen zu beenden.“

Zu den laut der Erklärung von Thomas Hitzlsperger „ausufernden Kosten“ rund um die Aufklärungsarbeit der Kanzlei Esecon heißt es weiter: „Die Kosten für die Aufklärung der Anwaltskanzlei wurden von mir regelmäßig kontrolliert und den Kollegen des Präsidiums mitgeteilt.“ Zudem seien die Kosten größtenteils von einer Versicherung gedeckt, ein sechsstelliger Betrag soll diesbezüglich zu erwarten sein. Vogt gibt weiter an, dass der Vorstand davon in Kenntnis gesetzt sei und trotzdem öffentlich etwas anderes erklärt habe.

Vogt zum Vorwurf der Alleingänge

„Es gibt beim VfB formell keine Möglichkeit für Alleingänge von Verantwortlichen. Dafür gibt es ein Präsidium, den Aufsichtsrat, den Vereinsbeirat mit entsprechenden Vorgaben und Regelungen. Bei Einhaltung dieser Regeln und der geltenden Gesetze kann und darf einer allein nicht mehr alles alleine entscheiden. Wenn der Vorstandsvorsitzender auch noch Präsident wird, dann werden die Interessen des e.V. denen der AG untergeordnet – de facto wäre das die „Vollendung“ der umstrittenen Ausgliederung und des Fernhaltens der lästigen Mitglieder. Die Mitglieder spielen dann gegenüber der AG nur noch eine untergeordnete Rolle“, heißt es in dem Schreiben weiter, verbunden mit der Frage, ob man das wolle.

Im Rückblick auf das vergangene Jahr führt Vogt zudem an, welche Erfolge man aus seiner Sicht erreicht habe. Darunter das Schaffen einer „dringend benötigten“ Kontinuität, das Zuschütten der „tiefen Gräben zwischen den Mitgliedern und dem Club“, das „positive, sympathische Bild nach außen“ und der Umstand, dass Vogts Meinung nach „die Mitglieder, Fans und Menschen da draußen wieder Freude und Spaß am VfB“ haben.

Abschließend erklärt der Präsident, es sei ihm wichtig, dass „wir in und um diesen Verein ehrlich, respektvoll und offen miteinander umgehen. Ich möchte, dass der VfB Anstand und Respekt verkörpert und Werte vorlebt. Dinge, wie sie zuletzt passiert sind, möchte niemand.“

Wie es nun in der Sache weitergeht, ist offen. Fest steht zum jetzigen Zeitpunkt allerdings, dass es bereits einen Verlierer gibt – den VfB Stuttgart, meint unser Autor Dirk Preiß.