Stuttgart - Eines ist Thomas Hitzlsperger immer wichtig: sein guter Ruf. Er hat nach dem Ende seiner aktiven Fußballkarriere stets darauf geachtet, auf dem weiteren Berufsweg nach außen hin sauber dazustehen. Als jemand der besonnen agiert, weiß, wovon er redet und mit dem sich die Hoffnung verknüpft, dass es mit dem VfB Stuttgart wieder aufwärts geht. Doch zuletzt hat Hitzlspergers Popularität arg gelitten – obwohl es sportlich läuft und das auch sein Verdienst ist.
Das liegt daran, dass Hitzlsperger im Führungsstreit mit dem Präsidenten Claus Vogt nach der absoluten Macht gegriffen hat. Dabei hat sich der Vorstandsvorsitzende der AG, der in Personalunion Präsident des e. V. werden will, nicht nur im Ton und in der Wortwahl vergriffen. Er ist vielmehr der Fehleinschätzung erlegen, die Datenaffäre beim Bundesligisten kleinhalten zu können. Weil sich kaum Mitglieder über die Weitergabe von Daten an Dritte beschwert haben und das erste öffentliche Echo schnell verhallte.
Affäre kratzt nicht nur am Image
Ein großer Irrtum, wie sich zeigt. Denn anstatt sich mit Vogt an die Spitze der Aufklärung zu stellen, steht Hitzlsperger plötzlich als derjenige da, der geholfen hat, die Arbeit der Ermittler zu erschweren. Das kratzt nicht nur am Image, das schädigt seine Person und Position im Club.
Hat Hitzlsperger also Weggefährten decken wollen? Und wenn ja, warum? Er selbst stand während des untersuchten Zeitraums nicht in der Verantwortung, seine Vorstandskollegen Stefan Heim und Jochen Röttgermann sowie Teile des Aufsichtsrates schon. Wenn Hitzlsperger aus Dankbarkeit für die rasche Beförderung zum AG-Boss jedoch niemanden schützt, wieso hat er dann nicht mit mehr Konsequenz in der Sache gehandelt?
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Der Ex-Nationalspieler, der gerne strategisch verfährt, steckt in akuter Erklärungsnot. Zumal nach den Attacken gegen den oft ungeschickt agierenden Vogt es in puncto Aufklärungswille zunehmend auch um Hitzlspergers Glaubwürdigkeit geht. Es steht der Verdacht im Raum, dass weiter getäuscht und getrickst wird.
So naht für die VfB-Granden mit der Veröffentlichung der Ermittlungsergebnisse in der Datenaffäre die Stunde der Wahrheit. Und sollte sich im weiteren Verlauf des Machtkampfes herausstellen, dass Hitzlsperger sich vor den Karren alter Kräfte hat spannen lassen, dann verbindet sich nicht zuletzt damit die Frage seiner Eignung als Vorstandschef.