CSU-Chef Horst Seehofer will im ersten Quartal des kommenden Jahres zurücktreten, auf ihn folgt Markus Söder. Die innerparteiliche Einheit sei aber damit noch lange nicht erreicht, meint Paul Kreiner.

München - Nach ihren Chaostagen und –monaten hat die CSU zur Einheit zurückgefunden. Sagt sie. Markus Söder, der Ehrgeizige, kriegt, was er will, und das sogar früher als erwartet. Wenn Seehofer im ersten Quartal des kommenden Jahres, wie vereinbart, als Ministerpräsident zurücktritt, dann folgt ihm der bisherige Finanzminister unmittelbar. Die Landtagsfraktion leitet das Verfahren ein. Den eigentlichen Wählern, dem Volk, muss Söder sich erst im Herbst bei der allgemeinen Landtagswahl stellen. Bequemer gehts nicht.

 

Söder war am Ende auch nicht mehr zu verhindern. An ihm führte schon deshalb kein Weg mehr vorbei, weil er seine Truppen hervorragend aufgestellt hatte – und weil es niemandem zuzumuten wäre, gegen diese geballte und nicht gerade zimperliche Macht zu regieren. Es wollte dann auch keiner mehr, weder der ruhige Innenminister Joachim Herrmann, noch Wirtschaftsministerin Ilse Aigner.

Aber die innerparteiliche Einheit, das ist erst noch eine Zukunftsaufgabe. Da klaffen tiefe Gräben, das sagt auch Ilse Aigner; da hat es „die CSU aus der Kurve getrieben“, wie Generalsekretär Andreas Scheuer in bei ihm nie gehörter Selbstkritik zugibt. Und: So viele Fans hinter dem „Neuen“ stehen, er hat auch sehr viele Feinde. Söder polarisiert.

Ob er Ministerpräsident „kann“, also ob er zusammenführt – und ob sich seine Partei von ihm zusammenführen lässt, das muss sich erst weisen. Das erste große Signal dafür wird im April zu sehen sein: Als Ministerpräsident hat Söder dann komplett freie Hand bei der Bildung einer neuen Regierung.

Tja, und Horst Seehofer? Er will sich vom Parteitag übernächstes Wochenende an der Spitze der CSU bestätigen lassen. Wahrscheinlich gelingt es ihm. Aber dann bleibt immer noch die Frage offen, und das auf unbestimmte Zeit: Wenn Söder Ministerpräsident ist und Seehofer Parteivorsitzender – wer ist dann der Chef?