Vor allem junge und aufgeklärte Menschen in Burkina Faso haben verhindert, dass der Diktator Blaise Compaoré zum Erhalt seiner Macht die Verfassung ändert. Das dürfte andere afrikanische Herrscher nervös machen.

Johannesburg - Vor einer Woche wähnte sich Blaise Compaoré noch fest im Sattel. Dermaßen fest, dass er seinen Marathon-Ausritt sogar noch etwas zu verlängern suchte: Burkina Fasos Präsident wollte die Verfassung ändern, um sich noch eine weitere Amtszeit zu genehmigen – nach 27 Jahren an den Zügeln der westafrikanischen Nation. Sieben Tage später sitzt der 63-jährige „schöne Compaoré“, wie er in seinem Heimatland süffisant genannt wird, am Atlantikstrand in der benachbarten Elfenbeinküste: Sein Volk hat den Dauerpräsidenten aus dem Sattel geworfen und verjagt.

 

Es war wie so oft bei solchen Regimen: Während sie existieren, scheinen sie von ewiger Dauer zu sein. Doch wenn ein kleines Steinchen aus dem Bollwerk fällt, bricht das mächtige Konstrukt wie ein Kartenhaus zusammen. Kluge Dauerpräsidenten, könnte man meinen, wissen um die Endlichkeit des Herrschens und treffen Vorbereitungen für den Tag X. Doch in Wahrheit sind die Dinosaurier von ihrem Ende so überrascht wie Libyens Revolutionsführer Muammar al-Gaddafi, der von  seinen Häschern in einem Kanalisationsrohr aufgefunden wurde. Oder der Tunesier Ben Ali, der im selben Jahr wie Compaoré an die Macht kam, aber schon drei Jahre früher überhastet seine Koffer packen musste.

Der Club der Methusaleme

Kenner des Kontinents halten es für möglich, dass dem Arabischen Frühling bald ein afrikanischer folgt: In den 50 südlich der Sahara gelegenen Nationen regieren immerhin 14 Staatschefs, deren Amtszeit das international übliche Verfallsdatum von zehn Jahren überschritten hat. Vier gehören gar dem „Club der Methusaleme“ an, die schon über drei Jahrzehnte lang am Drücker sitzen – es sind die ausdauerndsten Herrscher der Welt. In Kamerun änderte der langjährige Machthaber Paul Biya 2011 erfolgreich die Verfassung, um seinen Verbleib im Amt zu ermöglichen. Der Großvater unter den Dinosauriern aber ist Teodoro Obiang Nguema, Präsident des Kleinstaats Äquatorialguinea, welcher überreich an Erdöl ist. Der 72-jährige Diktator kam im Jahr 1979 an die Macht, indem er seinen Onkel ermordete: Seitdem lässt sich der Staatsführer gelegentlich durch Wahlen bestätigen, deren Ergebnisse stets über 90 Prozent liegen. Obiang lässt Kritiker im berüchtigten Black-Beach-Gefängnis und einen Großteil der Erdöleinnahmen in den eigenen Taschen verschwinden. Neuerdings scheint es ihm allerdings mulmig zu werden: In diesem Monat will er einen „nationalen Dialog“ mit der Opposition aufnehmen. Doch eine Schwalbe macht noch keinen Frühling.