Am Marienplatz tut sich eine andere Welt auf: Daniel Yacoob serviert im Madagascar gehobene afrikanische Küche. Man lechzt nach mehr.

Stuttgart - Es gibt das Ambiente Afrika, das Ebony, das Adulis 2, das Injeera – braucht die Innenstadt wirklich noch ein afrikanisches Restaurant? Ja, unbedingt – muss die Antwort lauten, wenn es so ist wie das Madagascar, das Ende Februar am Marienplatz eröffnet hat.

 

Wenn nicht die Fenster auf den betongrauen Platz zeigen würden, man könnte glatt für einen Moment vergessen, dass dieses liebevoll gestaltete Eckchen im Süden von Stuttgart und nicht südlich des Äquators liegt. Goldenes Licht, Ventilatoren und Kristalllüster zieren den im Kolonialstil gehaltenen Teil des Restaurants. Der Nebenraum dagegen mutet an wie ein afrikanisches Zeltdorf: Stoffbahnen wallen von meterhohen Decken; wer mag, kann auf dem Boden sitzend die Zehen in den Sand strecken, während die Gerichte auf witzigen Holztellern, geschnitzt aus quer zersägten Stämmen, serviert werden.

Es ist wieder Daniel Yaccob, der sich hier verlustiert hat – und eine exotische Gemütlichkeit schafft, wie ihm das schon beim Ambiente Afrika und dem Mittagslokal Esszimmer gelungen ist. Mit dem Madagascar holt sich der 37-jährige Eritreaer aber mitnichten Konkurrenz ins eigene Haus. Manche der aus Südafrika eingeflogenen Fisch- und Fleischsorten könnten zwar auch im Ambiente auf den Tisch kommen. Aber die eher gehobene kapmalaiische Küche in Yaccobs jüngstem Restaurant hat starke Einflüsse vom Indischen Ozean: nach kreolischem Gusto wird viel mit Kokosnuss und Vanille gewürzt.

Hauptspeisen übertreffen die Entrées

So auch unsere erste Vorspeise, Shrimps und Krabben, gereicht mit vier Dips, sind im Kokosmantel frittiert (5,40 Euro). Die Panade könnte schon knuspriger sein, und beim zweiten Entree haben wir auch etwas zu meckern. Der Antilopenrohschinken (9,90 Euro) sieht aus wie roher Thunfisch und schmeckt ganz wunderbar wie eine Mischung aus selbigem und Schwarzwälder Schinken. Nur ist die unter den Wildkräutersalat gemischte Thunfischsoße an Wildkräutersalat leicht essigübersäuert.

Das machen die Hauptspeisen aber zigfach wett. Wir entscheiden uns – glücklicherweise – statt für den afrikanischen Süßwasserbarsch doch noch für Bobotie (13,50 Euro), einen süßlichen Hackfleischauflauf nach kapmalaiischer Art, den Rosinen und saftige Trockenaprikosen auflockern. Das Herzhaft-Fruchtige wird prima ergänzt von Erdnusssoße und einem körnigen Kokosmilchreis, der anders als erwartet nichts Klebriges hat. Ein Gedicht!

Ein Mandel Malay wie wir noch keins gegessen haben

Genauso überzeugt uns das butterweiche Lammfleisch mit Gemüse und Okraschoten (13,20 Euro). Die würzige madagassische Chakalaka-Soße, in der alles schwimmt, ist so gut, dass man die gute Portion mit dem gerösteten Chapati-Fladen komplett auftunken muss.

Da bleibt eigentlich kaum Platz für Nachtisch. Aber ein bisschen was flutscht immer, vor allem, wenn es so gut klingt und ist wie Mandel Malay (5,90 Euro): eine Mischung aus Reis, Früchten, Kokospaste und gerösteten Mandeln. Das haben wir so noch bei keinem Afrikaner gegessen – und finden: der Markt an Restaurants in Stuttgart war bisher gar nicht übersättigt.

Madagascar Filderstraße 61, Telefon 50 45 60 44. Geöffnet von Dienstag bis Sonntag von 17 Uhr an. Essen gibt es bis 23 Uhr. Montags ist Ruhetag. Weitere Informationen gibt es auf der Homepage des Lokals unter www.madagascar-stuttgart.de.

Die Bewertung

Küche ****

Service ***

Ambiente *****

***** = herausragend, **** = überdurchschnittlich, *** = gut, ** = Luft nach oben, * = viel zu verbessern

Die Beurteilung berücksichtigt auch das Preis-/Leistungsverhältnis. Das günstige Lokal um die Ecke wird nach anderen Kriterien bewertet als ein Sternerestaurant. Der Test gibt Aufschluss über die Tagesform der Küche.