Wir wollen wissen, welche Unternehmen auf der Filderebene beheimatet sind. Heute in „Made auf den Fildern“: Herma aus Bonlanden. Der größte Arbeitgeber Filderstadts investiert gerade 100 Millionen Euro in einen Neubau.

Bonlanden - Wer an Herma denkt, denkt vermutlich an die weißen Etiketten auf Briefumschlägen. Dabei spricht Thomas Baumgärtner lieber von dem australischen Wein, der im Supermarktregal steht. Ein Seecontainer mit Flaschenetiketten wird jedenfalls regelmäßig von Bonlanden aus auf die Reise nach Down Under geschickt. Wahlweise nennt der Herma-Chef noch die „Aufkleber auf Medikamentendosen, die keinesfalls verwischen dürfen“, oder die bedruckten Folien auf Duschgel-Flaschen.

 

Herma ist der größte Arbeitgeber in Filderstadt. Das Unternehmen, 1906 von Heinrich Hermann gegründet, beschäftigt in Bonlanden 700 Mitarbeiter. Wenn der Neubau auf der anderen Seite der Fabrikstraße fertig ist, werden es 900 sein. „Das Jahr 2018 wird dasjenige sein, in dem wir alles in Filderstadt konzentrieren“, sagt Sven Schneller, der mit Baumgärtner die Geschicke des Unternehmens leitet. Die Zweigstelle in Deizisau wird aufgegeben. 100 Millionen Euro investiert das Familienunternehmen am Stammsitz, bei einem Umsatz von zuletzt rund 320 Millionen Euro. Das, so Schneller, zeige auch das Vertrauen der Eigentümer in die Zukunft. „Wenn ein Unternehmen mehr als 100 Jahre und zwei Weltkriege überlebt, warum soll es dann nicht weiterbestehen?“

Die Beschichtungsanlage ist 100 Meter lang

Mit drei Geschäftsbereichen verdient Herma sein Geld. Da ist der Bereich Haftmaterial, also Folien verschiedenster Stoffe versehen mit Klebstoffen verschiedenster Art. Die Folien werden auf Rollen gewickelt, die jeweils bis zu zwei Meter breit und bis zu vier Tonnen schwer sind. Jährlich werden 750 Millionen Quadratmeter produziert. Würde man daraus eine einzige ein Meter breite Bahn schneiden, würde sie bis zum Mond und zurück reichen. Hergestellt wird das auf einer Beschichtungsanlage, die so hoch ist wie ein Einfamilienhaus und sich auf einer Länge von 100 Metern erstreckt. Die Bahnen werden erhitzt, abgekühlt, durchlaufen Trockner, sausen mit 70 Stundenkilometern einmal durch die Halle und wieder zurück, „und hier findet die Hochzeit statt“, wie es Baumgärtner formuliert. Trägermaterial und Etikettenmaterial werden aufeinandergelegt.

Dieses Haftmaterial wird zum einen verkauft, zum andern aber auch selbst weiterverarbeitet, zum Beispiel zu den Briefumschlagetiketten. Das ist der zweite Geschäftsbereich.

Als Drittes stellt das Unternehmen außerdem noch Etikettiermaschinen her, die, in einer Fertigungsstraße integriert, die Kleber schneller aufbringen, als es das menschliche Auge wahrnehmen kann. Es handelt sich genau um diesen Bereich, der von Deizisau nach Bonlanden umziehen soll. Ende dieses Jahres soll die Produktion auf der Filderebene anlaufen. Und im Sommer 2019 soll dann auch noch eine weitere Beschichtungsanlage in Betrieb genommen werden.