Wir wollen wissen, welche Unternehmen auf der Filderebene beheimatet sind. Heute in „Made auf den Fildern“: Weko aus Echterdingen. Die Firma wurde groß mit dem Beschichten von Papier. Heute werden auch Autositze und Taschentücher veredelt.

Echterdingen - Weko bezeichnet sich selbst als Weltmarktführer. Und zwar in der Nische einer Nische, wie es Carlheinz Weitmann, neben Marcel Konrad der Geschäftsführer des Echterdinger Unternehmens, ausdrückt. „Niemand weiß, was wir eigentlich machen“, sagt Weitmann. Dabei hatte mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit schon viele Leser unserer Zeitung mit dem zu tun, was da von Echterdingen aus in die Welt vertrieben wird.

 

Zum Beispiel im Supermarkt um die Ecke, wo Salate mit einer Folie eingewickelt werden, die nicht beschlägt, oder bei Taschentüchern, die nach ätherischen Ölen duften, wahlweise auch bei Windeln, die so beschichtet sind, dass Feuchtigkeit nur in eine Richtung wandern kann. Dabei hat Weko als Zulieferer in der Papierdruckindustrie begonnen. „Das Unternehmen wurde im Jahr 1953 von unseren Vätern gegründet“, sagt Konrad. Damals wie heute ging es darum, ein Puder auf Papierbögen aufzubringen, so dass diese leicht rutschen und nicht aneinanderhaften.

Krise der Druckindustrie und Finanzkrise

Man kann sich das durchaus vorstellen wie eine feine Schicht Mehlstaub auf einer Küchenarbeitsplatte. Nur dass Weko es schafft, einen Teelöffel Puder auf der Fläche eines Fußballfelds zu verteilen, und die Papierbögen in den Druckmaschinen so schnell vorbeisausen, dass sie mit dem Auge kaum noch wahrzunehmen sind. Damit fuhren die Echterdinger auch ganz gut, bis erst die Druckindustrie in eine Krise rutschte, und dann auch noch die Finanzkrise vor zehn Jahren zuschlug. Umsatzrückgang, Entlassungen, Zukunftssorgen: Weitmann meint, auf diese Erfahrung könne er verzichten. Das Unternehmen reagierte, indem es neue Branchen suchte, in denen Dinge besprüht und bepudert werden mussten. Heute ist nur noch grob ein Drittel des Geschäfts mit der Druckindustrie verknüpft. Inzwischen beschäftigt das Familienunternehmen rund 140 Mitarbeiter und sucht weiter nach Fachkräften. Umsatzzahlen nennt es nicht.

Flüssige Stoffe werden nicht gesprüht, sondern geschleudert

Stattdessen arbeiten die Echterdinger mit Taschentuch- und Folienherstellern zusammen. Aber auch in Autos findet sich Weko. Dann, wenn der Stoff des Sitzes mit einer flammhemmenden Chemikalie besprüht wurde, damit dieser nicht zu brennen beginnt, wenn eine Zigarette herunterfällt. Und eine Jeans wird mit einer anderen Chemikalie wasserabweisend.

Zwei Methoden kommen zur Anwendung. Sollen Pulver aufgeblasen werden, werden sie durch mehrere Düsen und mit Druckluft aufgesprüht. Die grundlegende Technik ist immer dieselbe, wird aber für den jeweiligen Zweck und die jeweilige Größe angepasst. Flüssige Stoffe indes werden nicht gesprüht, sondern geschleudert. Dafür kommen Scheiben zum Einsatz von der Größe eines Bierdeckels, die mit bis zu 5000 Umdrehungen in der Minute rotieren. In deren Mitte tropft die Flüssigkeit, die durch die Fliehkraft nach außen getrieben wird. Verschiedene Oberflächenstrukturen und eine genau berechnete Abrisskante stellen dann sicher, dass die Tropfen genau so weggeschleudert werden, wie es nötig ist. „Es gibt nur ein paar Spezialisten auf der Welt, die so etwas anbieten“, sagt Weitmann.