Beim Mädels-Flohmarkt im Waiblinger Bürgerzentrum stehen am Samstag rund 450 Besucherinnen Schlange – und auch ein paar Männer machen dort Geschäfte.

Es dauerte keine zehn Minuten, da war die kleine „Fake-Louis-Vuitton-Tasche“ für 30 Euro verkauft. Die Kasse von Linda Kumaric und Laura Otterbach klingelte zum ersten und nicht zum letzten Mal. Vor allem ihre nachgemachten Nobelmarken-Handtaschen gingen weg. „Von den sieben, die wir dabei hatten, haben wir jetzt noch zwei“, sagte Linda Kumaric nach „Ladenschluss“. Die Freundinnen aus Ludwigsburg waren nicht die einzigen, die beim Mädels-Flohmarkt im Bürgerzentrum Waiblingen am Samstag gute Geschäfte machten.

 

Der Andrang war groß. Nach 40 Minuten hatte sich die Schlange vor dem Eingang des Bürgerzentrums endlich gelichtet. Drinnen lief die Schnäppchenjagd, an der sich insgesamt rund 450 Besucherinnen und auch ein paar männliche Begleiter beteiligten, schon längst auf Hochtouren. Schmuck, Schuhe, Taschen, Klamotten zu günstigen Preisen – Waiblingen war am Samstag ein Pop-up-Dorado für Shopping-Queens jeglichen Alters und mit jeglicher Kleidergröße. 45 Stände waren aufgebaut, an denen es Mode von XS bis Plus Size und in allen Stilen gab – angefangen beim Glitzertop bis zum Vintage-Rüschenkleid. Zum Teil sogar noch ungetragen.

Auch an vielen Kleidern und Jacken, die Linda Kumaric und ihre Freundin Laura Otterbach anboten, baumelte noch das Original-Etikett. „Das sind alles Fehleinkäufe“, sagte Linda Kumaric, die als Altenpflegerin arbeitet, achselzuckend. Für ihre Kleiderleichen, abgelegten Schmuck, ein paar Schuhe und die Taschen hatten die beiden nach drei Stunden Flohmarkt mehr als 300 Euro in der Kasse – und zumindest wieder etwas mehr Platz im überfüllten Kleiderschrank.

Den heimischen Kleiderberg ein wenig abbauen wollte auch Sonja Leuze aus Bad Cannstatt, die zum ersten Mal überhaupt als Verkäuferin auf einem Flohmarkt war. Sie kam gut vorbereitet, bot sogar Online-Bezahlung an. Für ihre außergewöhnlichen Stücke – „Alles gute Markenware“ – interessierten sich viele. Eine Besucherin aus Backnang hatte sich auf den ersten Blick in die bunten Blümchen-Boots aus echtem Leder verliebt. „Ich bin Gärtnerin und liebe Blumen, die Schuhe passen perfekt zu mir“, sagte sie und ließ sich das bunte Paar nach einer An- und Passprobe zum Preis von 30 Euro einpacken.

Provisorische Umkleiden in knalligem Orange

Sonja Leuze war nicht nur mit diesem Verkauf zufrieden. „Die Geschäfte liefen wirklich gut, ich habe wenig wieder mitnehmen müssen. Ganz zum Schluss ist noch eine Frau gekommen, die fast alles, was noch da war, mitgenommen hat. Ihr Bargeld hatte sie zwar schon komplett ausgegeben, dann hat sie bei mir eben online bezahlt.“ Der Kassensturz am Abend ergab immerhin 350 Euro. „Natürlich darf man nicht darüber nachdenken, wie viel man selbst einmal für die Klamotten bezahlt hat. Aber mir ist es lieber, wenn sich andere an den Sachen freuen, als dass sie im Kleidercontainer landen“, so Sonja Leuze.

Anprobieren konnten die Kaufwilligen auch – und zwar in provisorischen Umkleiden in knalligem Orange. „Die funktionieren wie ein Wurfzelt“, sagte Büsra Ciler von Beauty Jungle, dem Göppinger Unternehmen, das die Mädels-Flohmärkte im Umkreis organisiert. Überwiegend seien es private Anbieterinnen, die in Waiblingen ihre Kleider- und Schuhschränke geleert hätten, erzählte Ciler. Aber auch kommerzielle Flohmarktverkäuferinnen und -verkäufer seien zugelassen. „Wir schauen uns aber bei allen, egal ob privat oder kommerziell, genau an, was sie im Angebot haben.“

Die Standgebühr, 30 Euro für 1,20 Meter, hatten Lukas aus Stetten und Leo aus Stuttgart schnell wieder hereingeschafft. Eigentlich, erzählt Leo, seien sie nur kurzzeitig als Stellvertreter für ihre Freundinnen eingesprungen, die sich gerade von der Arbeit abgeseilt und zu einer doch etwas ausgiebigeren Shoppingtour im Bürgerzentrum aufgemacht hätten. „So lange verkaufen wir halt zu den Preisen, die wir denken. Aber handeln ist natürlich immer drin“, sagte Lukas grinsend, der neben vielen Kleidern und Blusen auch eine Jacke von sich im Angebot hatte. Ein paar männliche Vertreter, ergänzte sein Kumpel grinsend, seien ja schließlich auch unter den vielen weiblichen Wesen beim Mädels-Flohmarkt. „Ich war echt erleichtert, als ich in der Schlange vor mir noch drei Jungs entdeckt habe.“

In einem großen „Koffer voller Schätze“ hatten Larissa Sena Schaal und ihre Mutter Eunice, die aus Brasilien stammt, lauter ausgewählte Anziehjuwelen gepackt. „Das sind Blusen, T-Shirts und Westen, die alle mal Lieblingsteile von meiner Mutter und mir waren“, sagte das Mädchen aus Backnang und freute sich über jedes Kleidungsstück, das eine neue Besitzerin fand.