Die Chefetagen in der Privatwirtschaft bleiben eine Männerdomäne. Nur jeder vierte Chef ist eine Chef-in. Frauen in Führungspositionen in deutschen Betrieben sind nach wie vor unterrepräsentiert.

Nürnberg - Frauen bleiben in Führungspositionen deutscher Betriebe unterrepräsentiert. Nur 26 Prozent der Chefposten in der Privatwirtschaft waren vergangenes Jahr mit Frauen besetzt, wie eine am Dienstag veröffentlichte Befragung durch das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) ergab. Auf der zweiten Führungsebene waren 40 Prozent weiblich. Im Öffentlichen Dienst waren Frauen gemessen an ihrem Anteil an allen Beschäftigten noch stärker unterrepräsentiert.

 

Das IAB, das zur Bundesagentur für Arbeit gehört, befragte für die Analyse insgesamt 16.000 Betriebe. Im Vergleich zur ersten Untersuchung 2004 hat sich der Anteil der Chefinnen in der obersten Führungsebene der Privatwirtschaft nur um zwei Prozentpunkte erhöht. In der zweiten Führungsebene stieg der Frauenanteil aber von 33 auf 40 Prozent. Insgesamt sind 44 Prozent der Beschäftigten in der Privatwirtschaft weiblich.

Weibliche Führungskräfte vor allem in Dienstleistungsbereichen

In Ostdeutschland liegt der Anteil von Frauen in Führungspositionen traditionellerweise deutlich höher als im Westen. Außerdem liegt er in kleinen Betrieben deutlich über dem Anteil in Großbetrieben. Unternehmen mit bis zu zehn Mitarbeitern wurden in 28 Prozent der Fälle von einer Frau geführt, während Firmen mit mehr als 500 Beschäftigten nur zu 13 Prozent eine Chefin hatten.

Chefinnen sind am häufigsten in Dienstleistungsbereichen wie Gesundheit, Erziehung und Unterricht zu finden. Aber auch hier blieb ihr Anteil hinter dem Beschäftigtenanteil von Frauen in der Branche zurück: Auf der ersten Führungsebene betrug der Frauenanteil 46 Prozent, auf der zweiten Führungsebene 71 Prozent und bei den Beschäftigten insgesamt 75 Prozent.

Anstieg im öffentlichen Sektor

Im öffentlichen Sektor gelten im Gegensatz zur Privatwirtschaft bereits seit vielen Jahren Gleichstellungsgesetze, die auch mehr Frauen in Führungspositionen bringen sollen. Daher erwarteten die Studienautorinnen dort einen höheren Anteil an Chefinnen. Mit 34 Prozent waren Frauen im öffentlichen Sektor tatsächlich häufiger auf der ersten Führungsebene vertreten – 2012 waren es aber noch 38 Prozent. Auf der zweiten Ebene waren 44 Prozent der Führungskräfte weiblich. Verglichen mit einem Frauenanteil von 61 Prozent an allen Beschäftigten waren Frauen damit aber auf beiden Ebenen weniger repräsentiert als in der Privatwirtschaft.

Viele Unternehmen haben laut der Studie den Handlungsbedarf erkannt: 58 Prozent der Unternehmen mit mehr als zehn Mitarbeitern bieten mindestens eine Maßnahme zur Chancengleichheit oder Vereinbarkeit von Familie und Beruf an – am häufigsten bei der Arbeitszeitgestaltung. 2012 boten das nur 50 Prozent der Unternehmen an.