Die beiden Schauspieler Albin Braig und Karlheinz Hartmann haben viele Jahre exklusiv die Komede-Scheuer Mäulesmühle bespielt. Jetzt ist die Stadt auf der Suche nach Nachfolgern.

Lokales: Armin Friedl (dl)

Die Fans von „Hannes und der Bürgermeister“ wurden mit der Ankündigung überrascht, dass Albin Braig und Karlheinz Hartmann Ende Mai nächsten Jahres keine weiteren Mundart-Sketche mehr produzieren, die Stadt Leinfelden-Echterdingen ebenso. „Wir haben aus der Presse erfahren, dass die beiden aufhören werden“, so der Stadtsprecher Thomas Krämer, und er fügt hinzu: „Der Pachtvertrag läuft zum 31. Mai 2023 aus. Zuletzt wurde er 2018 verlängert.“ Für die Stadt ist das auch deshalb von Belang: Sie ist die Eigentümerin der Komede-Scheuer Mäulesmühle, in der Braig und Hartmann seit vielen Jahren ihre Sketche entwickeln und das Publikum begeistern.

 

Großer Verlust für die Stadt

Das Rathaus Leinfelden-Echterdingen ist damit zwar nicht um eine Immobilie reicher geworden, aber es ist eine Liegenschaft hinzugekommen, um die sich die Stadt nun neu kümmern muss. Denn als Pächter bespielen Braig und Hartmann die Scheuer exklusiv ganz nach ihren Vorstellungen. Dazu gehört etwa auch die Reihe „Freunde in der Mäulesmühle“, zu der die beiden Kabarett-Kollegen eingeladen haben, stets eine gute Mischung von prominenten Namen und Nachwuchskünstlern, die sich zum Teil auch noch in der schwäbischen Mundart üben. Dazu wurde die Scheuer teilweise zu einer schwäbischen Weinstube umgebaut. „Dass die beiden aufhören, ist schon ein großer Verlust für die Stadt“, so Krämer. Denn auch durch die Ausstrahlung der Sketche im Fernsehen wurde die Mäulesmühle zu einem Begriff weit über das unmittelbare Umfeld hinaus. Ein Verlust, der viele Fragen aufwirft, auf die es zunächst auch erst mal keine Antworten geben wird. Etwa: In welchem baulichen Zustand befindet sich das Gebäude? Gibt es Interessenten für eine künftige Bespielung? Welche Möglichkeiten einer Bespielung sind denn denkbar?

Denn so kommod wie bisher wird es für Leinfelden-Echterdingen sicher nicht weitergehen in Sachen Komede-Scheuer. Das zeigt ein Blick auf den Spielplan: Von Mitte November bis Mitte Mai sind jetzt noch etwa 50 Aufführungen von „Hannes und der Bürgermeister“ angesetzt. Und die sind bereits alle ausverkauft. Für ihre Abschiedstournee werden sich die beiden mehrfach ausgezeichneten Volksschauspieler also wohl noch was einfallen lassen müssen, damit sich die Fans gebührend verabschieden können. Allein mit den Fernseh-Aufzeichnungen, die natürlich auch noch weit hinaus über den Mai 2023 zu sehen sein werden, geben sich die Freunde der schwäbischen Mundart sicherlich nicht zufrieden.

Und da gibt es ja den Sohn Sebastian Braig, der jetzt schon seit vielen Jahren die Produktion der Sketche übernommen hat, indem er sie fürs Fernsehen ins richtige Licht rückt, indem er auch dafür sorgt, dass „Hannes und der Bürgermeister“ als DVD auch fürs Heimkino erworben werden können. Wird er weitere Aufgaben übernehmen im Blick auf eine weitere Bespielung der Mäulesmühle?

Die Kulturangebote der Stadt

In Sachen Theater bietet Leinfelden-Echterdingen selbst zwei Abo-Reihen an für Aufführungen in der Filderhalle, weitere Angebote für Kinder und Jugendliche streuen darüber hinaus in die Schulen und Kindergärten. Und dann gibt es ja auch noch das Theater unter den Kuppeln in Stetten, dessen Räumlichkeiten flexibel bespielt werden können. Dazu kommen noch eine Abo-Reihe für klassische Musik und ein umfangreiches Galerien-Programm.

Das alles kann sich sehen lassen, aber was tun mit der Komede-Scheuer? Im Gegensatz zu den anderen Kultureinrichtungen ist dies eine Spielstätte weit außerhalb eines unmittelbaren städtischen Wohnumfelds. Die Vorteile von solchen Orten liegen auf der Hand, die Nachteile genauso. Aber vielleicht hat die neue Leitung des Kulturamts gute Ideen. Denn diese Stelle ist derzeit vakant in Leinfelden-Echterdingen.