Mit der Mafia kennt Petra Reski sich aus. Um deren Klagen den Boden zu entziehen, schreibt sie jetzt Krimis. Mit Jakob Augstein steht sie demnächst vor Gericht – unterstützt von einer Fundraising-Aktion.

Familie/Bildung/Soziales: Hilke Lorenz (ilo)

München - Niemand sollte den Fehler machen, diese Frau zu unterschätzen, nur weil sie – sagen wir mal – so zierlich wirkt, ihr Sommerkleid so perfekt sitzt oder ihre blonden Haare im Sonnenlicht so schön leuchten. Das wäre ein Fehler. Petra Reski (58), Wahlvenezianerin aus dem Ruhrgebiet, ist eine Frau, die nicht so schnell aufgibt und die den interpretationsfähigen Satz sagt: „Ich kann jetzt alles schreiben, was ich weiß, und ich weiß eine Menge.“ Jetzt, das ist die Zeit, seit sie auf den Rat ihrer Freundin Donna Leon gehört hat, Kriminalromane zu schreiben. Und Reskis Wissensschatz sind die vielen Gespräche mit Antimafiaermittlern in Italien und Deutschland und die Recherchen, die sie in den letzten 30 Jahren zu einem wandelnden Mafialexikon haben werden lassen. Beides zusammen ergibt für die, über die sie schreibt, eine hochtoxische Mischung. „Denn es passiert ja immer was, und ich bin neugierig“, sagt Reski.

 

Sie ist 20 Jahre alt, als sie den Mafiaklassiker „Der Pate“ sieht und danach in ihrem Renault von Kamen nach Corleone fährt. Sie will wissen, wie es dort ist, in Sizilien. 1989 schickt sie der „Stern“ nach Palermo. Es ist die Zeit, als die Antimafia-Staatsanwälte Giovanni Falcone und Paolo Borsellino ihren Feldzug gegen die Mafia führten. Dass der Ermittler, mit dem Reski damals unterwegs ist, sich nur in einem gepanzerten Fahrzeug und begleitet von zwei Leibwächtern bewegt, bezeugt, dass sie bei einem Mann gelandet ist, „der in die Wunden gefasst hat“.

Die Spur der Mörder führt nach Deutschland

Ob die Bewachung, mit der ihre Tochter unterwegs war, ihre Mutter beruhigte, ist zweifelhaft. Reski lacht, wenn sie an das Telefonat denkt, in dem sie ihr erklärte, sie müsse sich nicht sorgen. Das Thema Mafia war damit in ihrem Leben gesetzt. Die Reiseroute von damals beschreibt fast das Bewegungsprofil der Mafia. Dass Deutschland mehr als nur Rückzugsraum ist, zeigt sich 1992 bei der Ermordung Falcones und Borsellinos. Der Brief mit der Morddrohung an Falcone kommt aus Wuppertal. Borsellino verhörte kurz vor seinem Tod in Mannheim einen Mafioso. Beide wollten den Tod eines Kollegen aufklären, der den Waffenhandel zwischen Deutschland und Sizilien aufdecken wollte. Immer wieder schreibt Reski über diese „deutsche Spur“. Für viele deutsche und ausländische Medien ist die Journalistin die Mafiaexpertin.

Doch das gefällt nicht jedem. Der übliche Weg, Journalisten und Autoren zum Schweigen zu bringen, ist die Klage und damit die Drohung, ihre wirtschaftliche Existenz zu vernichten. „Das Interessante daran ist, dass, solange ich über die Mafia in Italien geschrieben habe, überhaupt nichts passiert ist“, sagt Reski. Erst als es um die Aktivitäten in Deutschland ging, wurden die Genannten nervös.