Eine ganze Schwelle statt einzelner Stolpersteine hat der Künstler Gunter Demnig in Geislingen verlegt. Damit wird an die Zwangsarbeiterinnen bei der WMF erinnert, die teils noch Mädchen waren.

Region: Corinna Meinke (com)

Geislingen - Nach Jahren des Schweigens erlebt Geislingen eine neue Welle der Auseinandersetzung mit der jüngeren Geschichte. 70 Jahre nach dem Kriegsende haben die Kulturwerkstatt der Rätsche, die Evangelische Allianz und weitere Gruppierungen am 8. Mai einen Schweigemarsch für die WMF-Zwangsarbeiterinnen organisiert und nun den Künstler Gunter Demnig zur Verlegung einer Stolperschwelle eingeladen.

 

Mädchen und Frauen wurden zur Rüstungsarbeit gezwungen

Diese Schwelle vor dem Tor eins der WMF erinnert an die rund 800 ungarischen Mädchen und Frauen jüdischen Glaubens, die in der Geislinger Außenstelle des Konzentrationslagers Natzweiler-Struthof inhaftiert waren und bei der WMF von Juli 1944 bis April 1945 für die Rüstungsproduktion ausgebeutet wurden. Mit kahl geschorenen Köpfen und armselig bekleidet seien die Frauen zwei Mal am Tag hier an der Eberhardstraße entlang gekommen, berichtete der SPD-Stadtrat Hans-Jürgen Gölz vor einiger Zeit während der Vorbereitungen für das Gedenken. Die Inschrift der Stolperschwelle erinnert daran, dass die Frauen und Mädchen das Schicksal von mehr als 2000 WMF-Zwangsarbeitern teilen. Der Oberbürgermeister Frank Dehmer, der sich bei den Initiatoren der Schwelle bedankte, bekräftigte anlässlich der Kunstaktion den Willen der Geislinger „gegen das Vergessen zu arbeiten“. (com) Foto: Horst Rudel