Tausende erlebten an Pfingstmontag den Umzug zum Maiadag in Vaihingen an der Enz (Kreis Ludwigsburg). Oberbürgermeister Uwe Skrzypek: „Dieser Tag verbindet die Menschen.“

Hundertfach schallte am Pfingstmontag der Gruß durch die Gassen der Vaihinger Innenstadt: „Enn scheene Maiadag!“ Freunde und Bekannte begrüßten sich, auch offiziell galt die Losung: „Einen schönen Maiadag“ wünschten Oberbürgermeister Uwe Skrzypek und die Gastrednerin Eva-Maria Kleisz, Rundfunk-Autorin, bei der Eröffnung auf dem Marktplatz. Und tausendfach waren diese Worte beim bunten Umzug durch die Straßen zu hören.

 

Tradition schreibt Vaihingen groß bei diesem Kinderfest, das nach den Quellen seit 1687 gefeiert wird. Die jugendlichen Darsteller von Flößern und Stocherkahnführern, in farbenfroher Tracht, blauen Jacken, roten Westen und schwarzen Hüten, sperrten mit ihren Stäben den Platz um den Löwenbrunnen ab. Blumenmädchen und Fanfarenbläser traten auf, die Bläser bestiegen den Rand des Brunnens, und der Hohe Rat mit den Ehrengästen erschien.

Nach viel Regen scheint die Sonne

OB Skrzypek begrüßte die Zuschauer mit den Worten, dass „man heute ein Lächeln nicht unterdrücken“ könne – der Musikverein habe am Vorabend nach den vielen Regenschauern „die Wolken weggeblasen“. Beste Voraussetzungen also für das bunte Schauspiel, das der „Maiadag“ bot.

Der Schultes hieß insbesondere die Kinder willkommen, „um die geht es eigentlich“. Und machte sich Gedanken zu Astrid Lindgren und deren Figur Pippi Langstrumpf, von der das Maientags-Motto stammte: „Das haben wir noch nie probiert, also geht es sicher gut.“ Dieses Wort der „Menschenfreundin“ Lindgren, so Skrzypek, „ist heute sehr aktuell“. Er wünschte für die Zukunft Mut und Kühnheit wie Pippi, aber zugleich Bedächtigkeit und Verantwortung wie bei Pippis Freundin Annika. Vaihingen habe keine Superkräfte wie Pippi, aber andere, „die spüren wir am Maientag“. Dazu gehöre das Gefühl der Zugewandtheit.

Eva-Maria Kleisz verbindet mit diesem Fest Jugenderinnerungen – sie ist in der Gemeinde an der Enz aufgewachsen. Es vermittle das Gefühl „ich gehöre dazu“. Der „Maiadag“ verbinde nicht nur Generationen und Jahrhunderte, sondern auch alle Menschen, die hier geborenen wie auch die zugezogenen. „Für viele“, so die Autorin, „ist Maiadag so wie nach Hause kommen.“

Die lange Geschichte von Stadt und Region und ihr kultureller Reichtum nahmen im Festzug mit 100 Gruppen und mehr als 2000 Teilnehmern Gestalt an. Tausende Zuschauer säumten den Weg. Der Keltenfürst von Hochdorf fehlte ebenso wenig wie die alemannische Sippe des Faho, dargestellt von Kindern und Jugendlichen. Die Musikverein Vaihingen schritt voran und gab mit Trommelwirbel und flotten Melodien den Takt vor, dahinter entfaltete sich die Vielfalt der Geschichte und Kulturen an der Enz. Sehr hübsch die mittelalterlichen Gruppen, viel Landvolk und fahrendes Volk und sogar zwei Scharfrichter in schwarzen Kapuzen. Eine Gruppe stellte die mit Holzgabeln und Holzrechen bewaffneten Aufständischen des Armen Konrad von 1514 dar, ihnen folgte auf dem Fuß unter einem Baldachin Kaiser Karl V. höchstpersönlich mit seiner schönen Frau Isabella, der seinerzeit in Vaihingen den württembergischen Herzog Ulrich traf.

Auch die Teilorte waren mit Kapellen und Vereinen vertreten, die für akrobatische Einlagen und Tänze Beifall erhielten. Ebenfalls bejubelt: Fanfarenreiterinnen, der üppige geschmückte Wagen mit dem Löwenpokal, die Darsteller der Lateinschule, die Damen und Herren in den schönen Biedermeier-Kostümen.

Weinkönigin tritt als Musikerin auf

Und nicht zuletzt die Gruppen vieler zugezogener Vaihinger. Extra Beifall bekamen die Gäste aus der ungarischen Partnerstadt Köszeg; deren Tanzgruppe, farbenfroh in Schwarz- rot-gold gewandet, drehte sich anmutig über das Pflaster. Dabei auch Köszegs Weinkönigin Flóra Tóth, die die Tage in Vaihingen „sehr, sehr schön“ fand und genoss. Sie trug nicht nur als gekröntes Haupt, sondern auch als Musikerin zu positiven Klängen an der Enz bei: Als Erste Geigerin der Köszeger Streicher spielte sie mit beim Konzert am Samstagabend.