Eigentlich war die EM in Rom für Frank Stäbler vor allem der Start in seine spektakuläre letzte Olympia-Mission. Doch dann zeigte der Ausnahme-Ringer all seine Klasse und holte souverän Gold. Jetzt fangen die großen Strapazen für den Routinier aber erst an.

Rom - Ausnahme-Ringer Frank Stäbler ist in der Gladiatorenstadt Rom über sich hinausgewachsen und hat bei seiner letzten EM noch einmal Gold erobert. Der 30-Jährige gewann am Mittwoch das Griechisch-Römisch-Finale bis 72 Kilogramm gegen den Georgier Iuri Lomadze. Mit diesem Kraftakt nach einem zuvor makellosen Turnier holte sich der Baden-Württemberger viel Selbstvertrauen für seine letzte große Mission: eine Medaille bei den Olympischen Spielen in Tokio.

 

Nachdem der dreimalige Weltmeister am Dienstag alle seine drei K.o.-Duelle vorzeitig durch Überlegenheit gewonnen hatte, ließ er sich auch im Titelkampf gegen Lomadze vor mehreren Dutzend Stäbler-Fans nicht aufhalten. Schon vor der Reise nach Italien hatte er sich auf ein Medaillen-Foto „mit einem Lächeln vor dem Kolosseum“ gefreut - dieser Programmpunkt steht am Donnerstag an.

Stäbler, der wegen eines skurrilen Hallenstreits in seinem Heimatort Musberg im ehemaligen Hühnerstall des väterlichen Bauernhofes trainieren muss, sicherte sich den zweiten Europameistertitel nach 2012 und insgesamt die achte internationale Medaille. Bei Weltmeisterschaften holte er 2015, 2017 und 2018 Gold sowie 2013 und 2019 Bronze. Dazu kommt noch ein EM-Bronzemedaille. Der nervenstarke Athlet hat noch nie ein großes Finale oder Halbfinale verloren.

Nur Edelmetall bei Olympia fehlt Stäbler nun noch. Und mit dieser EM-Goldmedaille kann er motiviert in den bevorstehenden Urlaub und danach in die körperlich extreme Vorbereitungs-Tortur gehen. Weil die 72-Kilogramm-Gewichtsklasse nicht olympisch ist, muss er - anders als in Rom - im August in Tokio in der Kategorie bis 67 Kilogramm antreten. Dabei wiegt Stäbler normalerweise 75 Kilogramm.

Bis zu seinem letzten großen Wettkampf in Japan heißt es deshalb, etliche Kilogramm abzunehmen. Das geschieht zunächst über eine ausgeklügelte Diät und in den letzten Tagen in Tokio durch einen fast komplettem Nahrungs- und Wasserentzug. „Wir haben einen Masterplan“, berichtete Stäbler jüngst. Dennoch gebe es bei seinem Vorhaben „ganz, ganz viele Fragezeichen. Es wird spannend werden.“

Neben Stäbler überzeugten in Rom auch die Ringerinnen. Alle vier am Mittwoch in den Wettkampf gestarteten Athletinnen kämpfen am Donnerstag um Bronze. Laura Mertens (Dormagen) und Anna Schell (Unterföhring) verloren ihre Halbfinals; Ellen Riesterer (Freiburg) und Aline Rotter-Focken (Krefeld) treten in der Hoffnungsrunde an.