Malala Yousafzai ist zumindest in der westlichen Welt so etwas wie eine Ikone im Kampf um liberale Werte. Jetzt ist sie auch noch die jüngste Friedensnobelpreisträgerin aller Zeiten. Es bleibt zu wünschen, dass sie daran nicht zerbricht.

Oslo - Als Malala Yousafzai 2013 schon einmal als Anwärterin auf den Friedensnobelpreis galt, schrieb der StZ-Nordeuropakorrespondent Hannes Gamillscheg: „Sie wäre nicht mehr Malala, der Teenager oder Malala, die junge Frau. Sie wäre Malala, die Nobelpreisträgerin. Daran nicht zu zerbrechen ist eine übermenschliche Herausforderung.“

 

Das war 2013. Am 10. Oktober 2014 gab das Nobelpreiskomitee bekannt, dass es die 17-Jährige Pakistanerin (gemeinsam mit dem Inder Kailash Satyarthi) zur jüngsten Friedensnobelpreisträgerin aller Zeiten macht.

Damit kommt auch die Geschichte der Kämpferin für Menschenrechte wieder in Erinnerung – eines Mädchens, das für seine eigene Meinung eintrat. Das dann nur mit Glück einen Kopfschuss überlebte und dann vielleicht weltweit, jedenfalls in der westlichen Welt, zu einer Art Ikone im Ringen um liberale Werte erhoben wurde.

Einen Kopfschuss überlebt

Die Hand des Attentäters soll gezittert haben, als er abdrückte und ihr in den Kopf schoss. Zwei Jahre ist es her, dass die Taliban versuchten, die damals 15-jährige Malala Yousafzai zu töten – weil sie den Extremisten trotzte und deren Auslegung des Islam kritisierte. Sie überlebte schwer verletzt.

Im Oktober 2013 wurde Yousafzai der europäische Sacharow-Preis zuerkannt. Kurz davor war ihre Biographie „I am Malala” erschienen, die sie mit der britischen Journalistin Christina Lamb schrieb. Yousafzais Leben hat wenig gemein mit dem anderer Teenies. Sie hetzt von Interview zu Interview, trifft sich mit Politikern wie Ban Ki-Moon und Promis wie David Beckham. Sie sagt Sätze wie „Stifte und Bücher sind unsere mächtigsten Waffen“.

Das Phänomen ist ohne ihren Vater, den Lehrer Ziauddin Yousafzai, kaum denkbar. Er ist die treibende Kraft hinter der 17-Jährigen.

Malalas Geschichte beginnt schon 2009

Die Geschichte beginnt 2009, als Malala gerade elf Jahre alt ist. Da sucht der britische Sender BBC ein Mädchen, das bereit ist, über das Leben unter den Taliban einen Blog zu schreiben – und bittet Schulbesitzer Yousafzai um Hilfe. Als eine ältere Kandidatin abspringt, weil die Eltern Angst um deren Leben haben, bietet Malalas Vater seine elfjährige Tochter an.

Nur wenig später wird Malalas Identität, mit Segen des Vaters, in einer Filmdokumentation der „New York Times“ gelüftet. Sie wird berühmt. Dass der Medienrummel sie zur Zielscheibe machen könnte und dass ein Kind in einem blutigen Konflikt mit Terroristen instrumentalisiert wird, scheint kaum jemanden zu kümmern.

Am 9. Oktober 2012 bezahlt sie ihr Engagement beinahe mit dem Leben, als ein Todeskommando der Taliban sie in einem Schulbus niederschießt. Bis heute sind die Narben nicht verheilt. Auf einem Ohr ist sie taub, eine Gesichtshälfte gelähmt und sie trägt eine Titanplatte im Schädel.

Pakistaner ärgern sich über den Westen

Nach dem Attentat zog die Familie ins britische Birmingham. Finanziell geht es ihnen gut. Der Vater hat einen Diplomatenjob, das Buch soll Millionen gebracht haben.

Als Malala vor zwei Jahren im Koma lag und um ihr Leben kämpfte, betete halb Pakistan für sie. Heute sehen viele Pakistaner die Ikonisierung Malalas mit Ärger. Sie werfen dem Vater vor, seine Tochter benutzt zu haben. Und sie werfen dem Westen vor, sie als Werkzeug westlicher Ideologie zu instrumentalisieren.