Malaria ist in Afrika weit verbreitet und tötet dort pro Jahr Hunderttausende – vor allem auf dem Land. Nun verbreitet sich in Städten eine asiatische Mücke, die den Erreger übertragen kann.

Wochenend-Magazin: Markus Brauer (mb)

Addis Abeba - Eine neue Mücken-Art könnte Forschern zufolge zu einem Anstieg von Malaria in afrikanischen Städten führen. Der Moskito Anopheles stephensi war in der Vergangenheit vor allem in Indien zu finden, breitet sich aber seit einigen Jahren in Städten am Horn von Afrika aus. Wissenschaftler aus Äthiopien und den Niederlanden haben nun herausgefunden, dass diese Mücke sehr anfällig für die örtlichen Malaria-Arten ist.

 

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„Dieser Moskito scheint ein extrem effizienter Verbreiter der zwei Hauptspezies von Malaria zu sein“, teilte Ko-Autor Teun Bousema von der Universitätsklinik im niederländischen Nijmegen mit. So könnte sich die Tropenkrankheit zunehmend in Städten in Äthiopien und andernorts in Afrika ausbreiten, warnen die Forscher im Fachblatt „Emerging Infectious Diseases“.

384 000 Malaria-Tote 2019

Malaria ist in Afrika weit verbreitet und tötete dort laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) 2019 rund 384 000 Menschen. Der Erreger der Krankheit wird durch den Stich von Mücken übertragen, die in Wasser brüten, etwa in Pfützen.

Allerdings war die Gefahr einer Ansteckung in Städten bislang meistens geringer als auf dem Land, da in städtischen Gebieten typischerweise Hygiene und Behausungen besser sind und es weniger Brutstätten für Moskitos gibt.

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Das könnte sich mit Anopheles stephensi ändern: Denn die Art kann sich besonders gut in Behältern mit sauberem Wasser reproduzieren, wie es in der Studie heißt. Die Mücken wurden demnach in gut 75 Prozent der untersuchten Wasserquellen in der äthiopischen Stadt Awash Sebat Kilo gefunden.

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Besorgniserregende Ausbreitung des Malaria-Moskitos

Die WHO schlug bereits 2019 Alarm: Die Mücke sei vor 2011 nur in einigen Ländern Südostasiens und großen Teilen der Arabischen Halbinsel zu finden gewesen, seitdem aber in Dschibuti, Äthiopien, Sri Lanka und dem Sudan aufgetaucht.

Sie sei sehr anpassungsfähig und könne extrem hohe Temperaturen in der Trockenzeit aushalten, in der die Übertragung von Malaria typischerweise stark sinkt.

Die Ausbreitung einer weiteren Stechmücke, die Malaria übertragen könne, in Ostafrika, noch dazu in Städten, sei „besorgniserregend“, sagte der Vorstandsvorsitzende des Bernhard-Nocht-Instituts für Tropenmedizin, Egbert Tannich.

Der Erstautor der Studie, Fitsum Tadesse vom Armauer Hansen Research Institute in Äthiopien, mahnte, nur schnelles Handeln könne die Ausbreitung der Mücke in andere Städte des Kontinents verhindern. Man müsse gegen die Larven vorgehen und die Verbreitung der Moskitos über große Distanzen, etwa via Flughäfen und Seehäfen, unterbinden. „Sollte das scheitern, wird das Risiko von Malaria in städtischen Gebieten in großen Teilen Afrikas steigen.“

Der Fluch des Kalten Fiebers

Malaria, auch Sumpffieber oder Kaltes Fieber genannt, gehört seit Menschengedenken zu den heimtückischsten Krankheiten. Die Malaria-Erreger werden durch Stiche von Anopheles-Mücken übertragen. Schon ein Stich einer infizierten Mücke reicht aus, um sich anzustecken. Erst nach einigen Tagen merken die Betroffenen, dass sie erkrankt sind, doch für viele ist dann schon zu spät. Typisches Symptom einer Malariainfektion sind Fieberschübe.

Die Mücken stechen vor allem nachts zu. Die Erreger – sogenannte Plasmodien – gelangen in die Blutbahn und vermehren sich in der Leber. Die in Afrika verbreitete und schwerste Form, die Malaria tropica, wird durch den Erreger Plasmodium falciparum ausgelöst. Malaria verursacht Fieber, Anämie und neurologische Probleme und kann unbehandelt tödlich verlaufen.