Die Stadt Murrhardt will einen Malerweg beschildern. Wer sich diesen Themenspaziergang vornimmt, der sollte dafür mindestens zwei Stunden einplanen – ein Vorab-Rundgang mit dem Schultes Armin Mößner.

Rems-Murr/ Ludwigsburg: Martin Tschepe (art)

Murrhardt - Die Idylle des Schwäbischen Walds inspiriert seit jeher auch Künstler. Im Städtchen Murrhardt, das mitten in diesem Wald liegt, fanden und finden viele Maler die innere Ruhe, die sie benötigen. Manche Murrhardter Maler haben Bilder geschaffen, die weit über die Grenzen der Kommune hinaus für Aufmerksamkeit gesorgt haben – sogar in New York.

 

Jetzt will die Stadt den Murrhardter Malerweg beschildern. Wer sich den Themenspaziergang vornimmt, der sollte zwei Stunden dafür einplanen. Der Bürgermeister Armin Mößner hat sich diesen Vormittag freigeschlagen – für einen Vorab-Rundgang von Station zu Station. Los geht die kleine Kultur-Tour beim Naturparkzentrum am Marktplatz, wo es später mal einen Faltplan mit der genauen Route geben soll.

Schon nach ein paar Schritten: der erste Stopp, das Gasthaus Engel, wo Reinhold Nägele 1884 das Licht der Welt erblickt hat. Der Maler emigrierte 1939 mit seiner jüdischen Ehefrau nach New York. In den USA schuf er Stadtansichten, etwa das Werk „Times Square“.

Eine Skizze, die Theodor Heuss angefertigt hat

Und weiter geht’s, vorbei am Badhaus, wo der Jagdmaler Georg Adam Eger einst lebte. Alle paar Meter deutet der Herr Bürgermeister auf ein Haus und erzählt: Vor dem Grabenschulhaus zum Beispiel von der örtlichen Hobbymalergruppe und vor der Alten Post von Theodor Heuss. Murrhardt, sagt der Schultes nicht ohne Stolz, besitze eine Skizze, die der erste Bundespräsident – ein Stammgast der Alten Post – angefertigt habe.

Auf einer einst grottenhässlichen Betonwand am Schumm-Wegle sind im Rahmen eines Jugend-Graffiti-Workshops an der langen Mauer knallbunte Kunstwerke entstanden. Sehr schön – die Stadt will mit ihrem Malerweg also nicht nur die Klassiker würdigen. Dann geht es steil bergauf.

Ankunft auf dem Linderst. Von hier oben haben die Ausflügler einen tollen Ausblick auf die Stadt und das Murrtal – und sie können sich anschauen, wo Reinhold Nägele einst gelebt und gearbeitet hat. Anfang der 1960er-Jahre sei der Maler aus den USA zurückgekehrt nach Murrhardt, doziert Mößner. Hier solle von seinem Werk und Leben sowie von seinem Sohn Thomas Nägele – auch er ein bekannter Künstler – mittels einer Schautafel erzählt werden. Nur einen Katzensprung entfernt von Nägeles Murrhardter Häusle lebt und arbeitet der Maler Heiner Lucas, der 1983 nach Murrhardt gezogen ist.

Das Atelier des berühmten Tiermalers Heinrich von Zügel

Auf der Tour liegen auch noch das Heinrich-von-Zügel-Gymnasium, wo die Murrhardter Kunstsammlung ins Leben gerufen worden ist, und das Trude-Schüle-Haus, das an die kürzlich verstorbene Aquarellistin erinnert. In dem Gebäude könnte – so die Idee von Kommune und Schüle-Stiftung – ein Stadtmaler immer für ein paar Monate ein Quartier finden und neue Bilder von Murrhardt schaffen. Man sei in Gesprächen, viel mehr lässt der Bürgermeister zu diesem Thema noch nicht raus.

Die Ausflügler kommen wenig später vorbei an der Villa Franck und landen dann für einen kurzen Stopp beim Wolkenhof. In diesem Gebäude hatte der berühmte Tiermaler Heinrich von Zügel einst sein Atelier. Heute finden hier Ausstellungen statt. Nun geht es bergab zurück ins Tal, vorbei an der Festhalle mit den Kunstwerken von Hans-Peter Hauf und dann durch den Stadtgarten zur Städtischen Kunstsammlung.

Ausflug nach Murrhardt

Leader
Der Verein Regionalentwicklung Schwäbischer Wald hat kürzlich beschlossen, dass der Malerweg im Rahmen der sogenannten Leader-Förderung bezuschusst wird. Insgesamt werde die Umsetzung des Projekts rund 15 000 Euro kosten, so die Stadt Murrhardt.

Idee
Der Malerweg solle noch mehr Tagesausflügler dazu bewegen, nach Murrhardt zu kommen, sagt der Bürgermeister. Sie könnten, so Armin Mößner, einen schönen, mitunter schweißtreibenden Spaziergang durch die Stadt machen und dann in einem Gasthaus oder in einem Café einkehren.