Die Stadt verweigert den Zuschuss für die Behandlung von bedürftigen Kranken. Die Malteser wollen ihre Notfallpraxis dennoch nicht schließen.

Böblingen: Marc Schieferecke (eck)

Stuttgart-Süd - Es war wohl ein Missverständnis. So schätzt jedenfalls die SPD-Stadträtin Maria Hackl die Entscheidung ein, dass der Gemeinderat die Malteser Migrantenmedizin als Hilfe für schwangere Prostituierte im Bohnenviertel eingeordnet hat. Die Sozialdemokratin hatte sich dafür eingesetzt, dass die Malteser für ihren Dienst an bedürftigen Kranken ohne Versicherungsschutz einen Zuschuss von 15 000 Euro bekommen. Umgerechnet auf die rund 350 Patienten, die Ärzte in einer kleinen Praxis gegenüber des Marienhospitals jedes Jahr im Ehrenamt behandeln, entspricht das 43 Euro pro Kopf – im Jahr. Die wollte die Mehrheit des Gemeinderats jedoch nicht billigen.

 

Dass Hackl sich zwar ein-, aber eben nicht durchgesetzt hat, „ärgert mich schon ein bisschen“, sagt sie. Selbstverständlich helfen die Malteser auch, wenn eine schwangere Prostituierte in ihre Praxis kommt, aber eigentlich hat ihre medizinische Versorgung weder mit Prostituierten zu tun noch mit dem Bohnenviertel. Über die Zustände dort soll in einer gesonderten Arbeitsgruppe gesprochen werden – damit auch erneut über die Migrantenmedizin. Ungeachtet der anstehenden Gespräche und Diskussionen steht für Hackl fest: „Geld wird keines fließen, um das zu wissen, bin ich lange genug im Sozialausschuss.“ Mindestens bis zu den nächsten Haushaltsberatungen in knapp zwei Jahren wird sich der Notdienst am Nächsten anders finanzieren müssen. „Ich hoffe auf Spender oder eine Stiftung“, sagt Hackl.

Malteser wollen ihre Notfallpraxis nicht aufgeben

Dass die Malteser Opfer jenes Missverständnisses wurden, lag nicht zuletzt am chaotischen Verlauf der Haushaltsberatungen im vergangenen Jahr. An deren Ende musste der Gemeinderat in nächtlicher Sitzung 111 Millionen Euro aus den Etatplanungen streichen. Angesichts derartiger Beträge ging der ohnehin sehr spät eingereichte Zuschusswunsch der Hilfsorganisation gleichsam verloren.

Ungeachtet des Lochs in ihrer Kasse wollen die Malteser über ein Ende ihrer Notfallpraxis nicht einmal nachdenken. „Wir geben die Migrantenmedizin auf keinen Fall auf“, sagt ihr Sprecher Alexander Baur, „um Gottes Willen, wir können die Menschen ja nicht auf der Straße sitzen lassen“. Das fehlende Geld müsse nun an anderer Stelle beschafft werden.