Die Ärzte der Malteser Migranten Medizin behandeln seit fünf Jahren Menschen ohne Krankenversicherung. Ab 2014 erhält die MMM jährlich 10 000 Euro aus den Stiftungsmitteln der Stadt.

Lokales: Sybille Neth (sne)

S-Süd - Es ist die Frau aus Afrika, die in der 32. Schwangerschaftswoche zum ersten Mal zur Vorsorge kommt, es ist der Mann aus Osteuropa, der an einem lebensgefährlichen Ödem leidet und es ist der deutsche Ingenieur, der seinen Krankenkassenbeitrag nicht mehr bezahlen konnte und nun Zahnschmerzen hat. Sie alle finden bei der Malteser Migranten Medizin (MMM) an der Böheimstraße schnelle und kostenlose Hilfe. Seit fünf Jahren leisten dort Ärzte, die im Ruhestand sind, einmal pro Woche ohne Honorar Hilfe am Nächsten. Regine Martis-Cisic, die hauptamtlich bei den Maltesern arbeitet, regelt während dessen den Ablauf der Sprechstunde und nimmt die Anrufe der Patienten entgegen – oft unter Mühen, denn die überwiegende Zahl von ihnen sind Migranten und viele können kaum Deutsch.

 

Mittlerweile wurden mehr als 35 MMM-Babys geboren

Das erste kleine Jubiläum dieses praktischen Dienstes am Nächsten haben die Malteser kürzlich in der Schule für Krankenpflege und Gesundheit des Marienhospitals gefeiert. Nicht von ungefähr, denn die unbürokratische Zusammenarbeit mit dem Marienhospital ist eine der Stützen des MMM. „Wenn wir eine Blutprobe untersuchen lassen müssen, dann können wir sie jederzeit kurz rüberbringen ins Labor des Marienhospitals“, berichtet Alexander Baur, der als Sanitäter und als Öffentlichkeitsreferent bei den Maltesern aktiv ist. Besonders stolz ist er, dass er vor fünf Jahren das erste MMM-Baby erfolgreich mit auf die Welt brachte. Mittlerweile wurden mehr als 35 MMM-Babys geboren. Kinder, deren Mütter einen unsicheren Aufenthaltsstatus hier haben oder deren Eltern – aus welchen Gründen auch immer – nicht krankenversichert sind.

Zu Beginn dieses Jahres waren die Retter jedoch selbst in Not geraten, denn MMM finanziert sich ausschließlich aus Spenden und nur ein Viertel des notwendigen Betrags war zusammengekommen. Kosten fallen beim MMM für das Honorar von medizinischem Personal außerhalb der Praxis an, für Medikamente und Sachmittel, für Röntgenaufnahmen, Entbindungen und die Behandlung von Neu-und Frühgeborenen. Die Spendenaktion der Stuttgarter Zeitung, die Hilfe für den Nachbarn, half mit 30 000 Euro zu Beginn des Jahres weiter. Dieser Betrag fehlte dem MMM, um seinen Jahresetat in Höhe von 40 000 Euro zu decken.

„Lampedusa ist auch mitten in Stuttgart“

Bei der Jubiläumsfeier überbrachte Sozialbürgermeisterin Isabel Fezer die Nachricht, dass die MMM von 2014 an 10 000 Euro jährlich von der Stadt aus deren Stiftungsmitteln erhält. Das System der Finanzierung durch Spenden und nicht über öffentliche Mittel wird dadurch beibehalten. Der ehrenamtlich seit der ersten Stunde bei der MMM tätige Arzt Michael Fitzek mahnte in diesem Zusammenhang, dass Migration nicht immer nur als Kostenfaktor betrachtete werden sollte. „Es sollte uns vielmehr darum gehen, dass kein Talent verloren geht“, damit nahm er Bezug auf eines der MMM-Babys, dessen dunkelhäutige Mutter kurz nach der Geburt stolz mit ihrem kleinen Sohn in die Sprechstunde kam, um ihn dort – gewandet in ein VfB-Trikot – vorzustellen: „Born to play for VfB-Stuttgart“ stand darauf.

„Wir dürfen die Augen nicht verschließen. Lampedusa ist auch mitten in Stuttgart“, sagte Edmund Baur, der Vizepräsident der Malteser in Deutschland, in seiner Ansprache. Er erinnerte außerdem an die 800-jährige Geschichte des Malteserordens. „Es gehört bei den Maltesern einfach dazu, sich um verzweifelte Menschen zu kümmern.“

Ausdrücklichen Dank sprach Baur unter anderem der katholischen Kirche aus, denn die Veronika-Stiftung hat die MMM mit einem sechsstelligen Betrag unterstützt und so das Projekt in Stuttgart ermöglicht.