Mehrere Jahre stand der ehemalige Pussycat-Club in Ludwigsburg leer. Nun ist in das alte Gemäuer eine Gastronomie mit einem außergewöhnlichen Konzept eingezogen.

Digital Desk: Michael Bosch (mbo)

Restaurants schreiben sich gerne auf die Fahnen, ein Erlebnis für alle Sinne zu bieten. Bei „Mamasaki“ in Ludwigsburg ist das aber nicht nur ein Marketing-Gag, in dem alten Gemäuer werden nicht nur Gaumenfreuden bereitet, es gibt auch etwas fürs Auge und für die Ohren.

 

Lange Zeit beherbergte der Gewölbekeller im Bleyle-Areal direkt am Bahnhof den Pussycat-Club – eine der wenigen verbliebenen Diskotheken der Barockstadt. Weil das Publikum immer jünger und die Probleme immer mehr wurden, verlängerte der Besitzer des Gebäudes den Mietvertrag im Jahr 2018 nicht mehr – anschließend stand das Gewölbe über mehrere Jahre leer.

Team bewirtschaftet auch die Blaue Agave im selben Gebäude

Nun ist vor einigen Monaten mit dem Mamasaki eine Gastronomie eingezogen, die im Kreis – und wohl auch in der Region – ihresgleichen sucht. „Sushi, Tapas, Beats“: mit diesem Dreiklang bespielt das Team die Location nun. „Mit einem Standard-Gastro-Konzept kommt man heute nicht mehr weit“, sagt Geschäftsführer und Gesellschafter Sascha Kohl. Er ist Teil eines dreiköpfigen Teams, das seit 15 Jahren auch die Blaue Agave im selben Gebäude darüber bewirtschaftet. „Seit 2G weggefallen ist, rennen uns die Leute in der Agave wieder die Bude ein“, sagt der 44-Jährige. Im Mamasaki läuft’s inzwischen auch rund. Am Wochenende sollte man in jedem Fall reservieren.

Im Grunde ist das Konzept selbsterklärend, findet Kohl. „Sushi ist halt gerade mega in.“ Allein in der Ludwigsburger Innenstadt gibt es mehr als eine Handvoll Restaurants, die die Reis-und-Fisch-Spezialität anbieten. Im Mamasaki macht eine Sushi-Meisterin, die in Japan, dem Mutterland der Delikatesse, das Handwerk gelernt hat, die feinen Schnitte. Die Auswahl an Maki, Nigiri und Uramaki – die verschiedenen Sushi-Varianten – ist nicht überbordend groß. Das sei aber absichtlich so, sagt Kohl, der wohl weiß, dass der rohe Fisch nicht für jeden Gaumen etwas ist. Das haben er und seine Mitstreiter von Anfang an bedacht. Deshalb gesellen sich auf der Karte im Mamasaki zu Sushi auch noch Tapas. Eine durchaus ungewöhnliche Kombination. Die Tapas selbst seien „modern interpretiert, aber nicht total ausgefallen“, erläutert Kohl. Zu den Besonderheiten gehören beispielsweise ein Mini-Burger oder Jakobsmuscheln.

Gemeinsam essen, aber „nicht beim anderen in der Suppe rühren“

„Natürlich haben wir bei den Gästen auch eine Schnittmenge mit der Blauen Agave“, sagt Sascha Kohl, „aber preislich ist das Mamasaki schon noch mal etwas anderes.“ Mit 50 Euro pro Person müsse man, wenn man auch eine Flasche Wein trinken möchte, mindestens rechnen.

Das Konzept lebt auch davon, dass die Gäste viel bestellen und das Essen teilen. Der Abend soll so mehr Event werden, auch kommunikativer als anderswo. Die Teller sind aber so arrangiert, dass niemand „beim anderen in der Suppe rühren muss“, sagt Kohl.

Hinfinden zum Restaurant, das ist gar nicht so leicht. Deshalb spielen die Verantwortlichen auch ein bisschen damit. Dass man den Eingang – neben einem Parkhaus und unter einem ziemlich dunklen Vordach – nie besonders einladend hinbekommen werde, sei schnell klar gewesen, sagt Kohl. Nun weist nur ein simpler Neonschriftzug auf das Mamasaki hin, neben der Tür versprüht ein Graffito ein Stück weit einen Charme, wie man ihn sonst in Metropolen wie Berlin oder L.A. findet, in der schwäbischen Provinz eher selten. Was sich dem Gast drinnen bietet, ist dann eine ganz andere Nummer, Kohl spricht von einem „Aha-Effekt“. Der stellt sich schon mit dem ersten Blick in die offene Küche ein. Transparenz sei wichtig, sagt Kohl, „gerade wenn man mit einem so sensiblen Produkt wie rohem Fisch arbeitet“.

Gäste dürfen und sollen lange verweilen

Der alte Gewölbekeller, der früher oft auch ziemlich verraucht war, haben die Macher komplett umgestaltet, teils wurden 1,80 Meter dicke Wände komplett herausgebrochen und die alten Decken mit Stahlträgern abgestützt. Der Kontrast von alten, rohen Steinmauern und industriellem Chic passt gut. Der dunkle, mit Kerzen und anderen gewöhnlichen und ungewöhnlichen Lichtquellen beleuchtete Hauptraum ist komplett durchgestylt. Blickfang ist ein mehrere Meter langer Glastisch, der sich für große Gruppen anbietet. „Ich kann mich auch einfach mal wo anders hinsetzen und dort weiteressen“, sagt Kohl. Das gehöre zur Idee, dass viel gemeinsam probiert wird dazu.

Drumherum gruppieren sich Tische verschiedener Größe und mehrere Loungebereiche. Zum Mamasaki gehört nämlich auch, dass man dort lange verweilen kann und soll. Während man in anderen Restaurants vielleicht zwei, höchstens zweieinhalb Stunden sitzt, können es im Mamasaki auch mal drei oder noch weit mehr werden.

„Die Leute sollen auch nicht mehr die Location wechseln müssen, wenn sie noch einen Drink nach dem Essen nehmen möchten“, sagt Kohl. Dementsprechend ausgestattet sind Bar und Cocktailkarte. Freitags und samstags legen DJs auf, auch schon relativ früh am Abend. „Gegen später wird es dann auch ein bisschen lauter, allerdings so, dass man noch gut essen kann“, sagt Kohl. „Es darf aber auch ein bisschen mit den Hüften gewackelt werden. Aber nicht Vollgas“ Ein klein bisschen Disco ist die Location also geblieben.

An Freitagen und Samstagen bis in die Nacht geöffnet

Restaurant
Das Mamasaki im Untergeschoss der Wilhelm-Bleyle-Straße 7-9 hat dienstags bis donnerstags von 17 bis 0 Uhr geöffnet, freitags und samstags bis 3 Uhr. Sonntage und Montage sind Ruhetage. Das DJ-Lineup wechselt. Weitere Infos sowie die Möglichkeit zu reservieren gibt es im Netz unter: https://www.mamasaki.de/

Areal
Das Bleyle-Quartier gilt als eines der Vorzeige-Areale der Stadtentwicklung in Ludwigsburg. https://www.bleyle-quartier.de/