Manager Stefan Wolf Verbandschef schweigt zu Vorwurf der Schwarzarbeit
Hat der Manager Stefan Wolf eine Haushälterin ohne Steuern und Abgaben beschäftigt? Fragen zu einer Medienrecherche lässt er unbeantwortet, es gehe um sein „Privatleben“
Hat der Manager Stefan Wolf eine Haushälterin ohne Steuern und Abgaben beschäftigt? Fragen zu einer Medienrecherche lässt er unbeantwortet, es gehe um sein „Privatleben“
Für die Medien ist Stefan Wolf (61) gewöhnlich ein dankbarer Ansprechpartner. Als Präsident des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall und Vorstandschef des schwäbischen Autozulieferers Elring Klinger liefert er zuverlässig prägnante Sätze. „Lieber zwei Pullover als keinen Arbeitsplatz“ lautete etwa seine Devise mit Blick auf das Energiesparen im Büro.
Auch, wenn es um Politik oder Privates geht, ist Wolf alles andere als öffentlichkeitsscheu. Als einer der ersten CDU-Leute kritisierte er einst den „EnBW-Deal“ von Ex-Ministerpräsident Stefan Mappus. Vor der Bundestagswahl meldete er Zweifel an, ob die Grünen-Spitzenkandidatin das Zeug zur Kanzlerin habe. An seinem neuen Leben mit dem Musicalstar Kevin Tarte lässt er das Publikum rege teilhaben. In Bild und Ton bekundet das Männerpaar seine Liebe.
Nun aber ist Wolf verstummt – und mit ihm jene, die er sonst für sich sprechen lässt. Zu Fragen, die sein „Privatleben“ beträfen, äußere man sich nicht, heißt es bei Elring Klinger und bei Gesamtmetall wortgleich. Vor allem eine Frage steht seit Tagen unbeantwortet im Raum: Stimmt es, dass der promovierte Jurist über Jahre hinweg eine Haushälterin schwarz beschäftigte? Dass der Fiskus und die Sozialkassen leer ausgingen, obwohl die Frau nicht nur stundenweise, sondern in Vollzeit, fünf Tage pro Woche, für ihn tätig war? So berichteten es der Fernsehsender RTL und die Zeitschrift „Stern“ in einer gemeinsamen Recherche.
Es war nur ein kleiner Passus in einer großen Geschichte, die vor allem vom Umgang mit Arbeitnehmerrechten, angeblichem Lohndumping und der Schließung eines Werks nahe Nürnberg handelte. Wolf wird darin als Manager charakterisiert, der anderen Verzicht predige und selbst im Luxus schwelge. Die Sache mit der Haushälterin aber wäre, sollte sie wahr sein, mit Abstand am gravierendsten. Das neu formierte RTL-Investigativteam aus erfahrenen einstigen ZDF-Reportern scheint sich da ziemlich sicher. Es beruft sich auf mehrere Personen aus Wolfs unmittelbaren Umfeld und wartet mit Details auf: Schon vor der Trennung von seiner einstigen Ehefrau habe die Haushälterin für Wolf gearbeitet, bei seinem Umzug 2018 nach Bad Urach habe er sie mitgenommen. Gegenüber irritierten Freunden habe er angegeben, die Frau wolle gar nicht fest angestellt werden.
Von rechtlichen Schritten gegen die Rechercheure ist bisher nichts bekannt. Ein Dementi steht aus, der sonst so auskunftsfreudige Manager schweigt. Doch auch von den offiziellen Stellen gibt es bisher nur dürre Angaben. Bei dem für Schwarzarbeit zuständigen Hauptzollamt in Stuttgart heißt es, man dürfe „aus Gründen des Sozialdatenschutzes zu konkreten Vorwürfen gegen einzelne Personen keine Informationen herausgeben“. Privatwohnungen seien nach dem Grundgesetz besonders geschützt, außerhalb von Strafverfahren seien Maßnahmen da nur unter bestimmten Voraussetzungen möglich. Die Staatsanwaltschaft Stuttgart habe vorige Woche mitgeteilt, dass dort kein Verfahren anhängig sei. Bei der Staatsanwaltschaft Tübingen – zu deren Zuständigkeitsbereich Bad Urach gehört – sagt ein Sprecher auf die Frage nach den Medienberichten, ein solcher Sachverhalt sei „bislang nicht zur Anzeige gelangt“. Man bitte um Verständnis, „dass wir uns zu den erhobenen Vorwürfen derzeit nicht äußern können“. Wann sich das ändern könnte, bleibt offen.
An einer Klärung – so oder so – dürften indes auch all jene Institutionen interessiert sein, die mit Wolf auf verschiedene Weise zu tun haben. Von den Vorwürfen wurden sie offenkundig überrascht, Bitten um Stellungnahme dazu werden höchst einsilbig beschieden. Man kommentiere grundsätzlich keine „hypothetischen Szenarien“, heißt es bei Gesamtmetall. Der Verband Südwestmetall, dessen Ehrenvorsitzender Stefan Wolf seit 2021 nach vielen Jahren an der Spitze ist, will sich laut einem Sprecher „zu dem Vorgang derzeit nicht äußern“; die Kommunikation obliege dem Unternehmen Elring Klinger.
Auch die IG Metall, mit den Arbeitgebern derzeit in schwierigen Tarifverhandlungen, verkneift sich jeden Kommentar. Man nehme „zu Vermutungen nicht Stellung, zumal diese sich auf das private Umfeld beziehen“, verlautet aus der Frankfurter Gewerkschaftszentrale. Nur allgemein und hinter vorgehaltener Hand ist bei manchen Stellen zu hören, dass Schwarzarbeit natürlich nicht tolerabel sei und Spitzenvertreter der Wirtschaft eine besondere Vorbildfunktion hätten.
Ob Wolf diesem Anspruch gerecht geworden ist, will auch das baden-württembergische Wirtschaftsministerium nicht kommentieren. „Dazu äußern wir uns nicht“, teilte ein Sprecher mit. Erst im Mai hatte das Ressort von Nicole Hoffmeister-Kraut (CDU) den Manager und Multifunktionär mit der Wirtschaftsmedaille des Landes ausgezeichnet. Gewürdigt wurden damit „Weitblick und Geschick“ bei der Führung seines Unternehmens, seine Rolle bei der Transformation der Autoindustrie und sein Engagement bei Kammern, Verbänden und der Dualen Hochschule. Als Aufsichtsratschef dort lägen ihm „auch die künftigen Fachkräfte der Branche sehr am Herzen“. Bisher gab es laut dem Ministerium keinen Fall, in dem die Medaille im Nachhinein in Frage gestellt wurde.