Er war der erste Ministerpräsident in Brandenburg nach der Wiedervereinigung: Manfred Stolpe. In Potsdam haben zahlreiche Weggefährten in feierlichem Rahmen des SPD-Politikers gedacht, der kurz nach Weihnachten gestorben war.

Potsdam - Brandenburg hat Abschied vom früheren Ministerpräsidenten Manfred Stolpe genommen. Zur Gedenkfeier des Landes in der Potsdamer Nikolaikirche kamen am Dienstag Hunderte Weggefährten und Bürger. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sollte eine Ansprache halten. Die Flaggen vor Landesbehörden wehten auf halbmast. Der SPD-Politiker war in der Nacht zum 29. Dezember im Alter von 83 Jahren nach langer, schwerer Krankheit gestorben.

 

Zu den Gästen zählten neben Steinmeier, die ehemalige Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth (CDU) und Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) wie auch Familienangehörige wie Stolpes Witwe Ingrid. Auch der frühere Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD), Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD), Mecklenburg-Vorpommerns Regierungschefin Manuela Schwesig (SPD) und der ehemalige Brandenburger Regierungschef Matthias Platzeck (SPD) nahmen an der Gedenkfeier teil. Sie wurde auf einer Videoleinwand vor der Kirche und im Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb) live übertragen.

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Gottesdienst umrahmt von geistlicher Musik und Texten

Der Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Christian Stäblein, würdigte Stolpe als Brückenbauer, Vermittler und Mensch mit Fürsorge, Menschenliebe und Geschick. „Der Kirchenmann Manfred Stolpe hat dafür gesorgt, dass Freiheitsräume in einem System der Unfreiheit geschaffen und ausgeweitet wurden“, sagte Stäblein in seiner Predigt. „Ein Mensch der Kirche war er, hat ihren Platz bewahrt, blieb immer einer.“ Der Gottesdienst wurde umrahmt von geistlicher Musik und von Texten von und über Stolpe, die die Schauspielerin Simone Kabst vortrug.

Auf Wunsch Stolpes sollten im weltlichen Teil der Gedenkfeier Musiker des Landespolizeiorchesters spielen. Die Beisetzung ist in den kommenden Tagen im Familienkreis geplant.

Stolpe war von 1990 bis 2002 der erste Ministerpräsident Brandenburgs im wiedervereinten Deutschland, danach bis 2005 Bundesverkehrsminister. In den 1980er Jahren war Stolpe Konsistorialpräsident der Ostregion der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg. Als Kirchenfunktionär hatte er Kontakte mit der Stasi. Die Leitung der evangelischen Kirche erklärte Mitte der 1990er Jahre nach einer Untersuchung, Stolpe sei ein Mann der Kirche und nicht der Stasi gewesen. Das Bundesverfassungsgericht entschied 2005, er sei nicht als Stasi-Mitarbeiter zu bezeichnen.