Ein Mann aus Albstatt wird in den USA als Kinderschänder zu fast 18 Jahren Haft verurteilt. Doch die Ermittlungstaktiken der Ermittler dort sind umstritten.

Albstadt - Es war ein perfides Angebot, das amerikanische Ermittler ins Internet gestellt hatten: Ein elfjähriges Mädchen konnte man dort für einen sexuellen Missbrauch buchen, acht Stunden sollten 1150 Dollar (gut 800 Euro) kosten. Männer aus der ganzen Welt meldeten sich, darunter auch ein 50-Jähriger aus Albstadt (Zollernalbkreis). Er und drei weitere reisten in die USA und wurden festgenommen. Ein Gericht in Cleveland im US-Bundesstaat Ohio hat den Albstädter jetzt zu fast 18 Jahren Haft wegen versuchten Kindesmissbrauchs verurteilt. In Deutschland wären sowohl solche Ermittlungsmethoden als auch ein so hohes Strafmaß undenkbar.

 

Vor zwei Jahren hatten sich die US-Ermittler entschlossen, im Kampf gegen Kindersextourismus zu einem außergewöhnlichen Mittel zu greifen. Statt die Szene nur zu beobachten, griffen sie aktiv ein: Sie boten das Mädchen an, das es in Wahrheit nie gab. Als der Albstädter sein Interesse bekundete, entwickelte sich nach Angaben der US-Behörden über Monate hinweg ein reger Mailaustausch. Als Vermittler getarnt fragten die Fahnder den Mann, was er mit dem Mädchen vorhabe, und dokumentierten es. Schließlich empfahlen sie ihm, alles einzupacken, was er für das Mädchen brauchte, und in die USA zu kommen. Bei seiner Festnahme fanden sie in seinem Gepäck Beruhigungsmittel, Fesseln und Sexspielzeug - genügend Beweismaterial.

So offensiv geht die deutsche Polizei nicht vor. "Wir dürfen nicht selbst kinderpornografische Inhalte bereitstellen", sagt Horst Haug, der Sprecher des Landeskriminalamts Baden-Württemberg. Die Ermittler beschränken sich darauf, die Szene im Internet zu beobachten. Fünf Beamte sind beim LKA damit beschäftigt. Wenn auf den einschlägigen Tauschbörsen Fotos verteilt werden, sammelten sie alle Daten. Viele Tausend Ermittlungsverfahren seien so schon angestoßen worden. Einige deutsche Juristen halten es generell für problematisch, wenn Ermittler - wie in Cleveland - selbst aktiv werden. Schließlich verleiten die Behörden jemanden zu einer Straftat, die er ohne das entsprechende Angebot womöglich gar nicht begangen hätte.