Laut Anklage hat der 45-Jährige in der Nacht zum 8. November des vergangenen Jahres in der Wohnung eines Bekannten in Waiblingen diesem eine durchgeladene Schreckschusspistole an die Schläfe gehalten und ihn mit einer Machete bedroht. Anschließend soll er ihm mit den Worten „Gib mir alles“ gedroht und ihn mit der Machete an der Hand verletzt haben. Davon beeindruckt habe der Bekannte dem Angeklagten erlaubt, die Wohnung zu durchsuchen.
Rache? „Ich habe ihm zweimal die Freundin ausgespannt“
Dieser habe schließlich 250 Euro Bargeld, einen Ring, einen Ausweis und ein Smartphone mitgenommen und den Wohnungsinhaber damit unter Druck gesetzt, er werde ihn umbringen, falls er die Polizei rufe.
Nach den Schilderungen des Angeklagten lief der Abend indes völlig anders ab. Er sei zu dem Bekannten gegangen, weil er Heroin gebraucht und in Stuttgart keines bekommen habe. Zusammen hätten beide Kokain konsumiert, das er noch dabei gehabt habe. Da der Bekannte kein Geld für Koks hatte, habe er ihm den Ring und sein altes Smartphone als Pfand gegeben. Später seien beide nach Waiblingen-Hohenacker gefahren, um bei einem Freund des Bekannten Heroin zu bekommen, jedoch letztlich erfolglos nach Hause gefahren.
Eine Pistole oder Machete habe er zu keiner Zeit eingesetzt. „Ich komme doch nicht von Stuttgart und trage die ganze Zeit eine Machete mit mir rum“, erklärte der Mann. Als Motiv für die falsche Beschuldigung vermutet der 45-Jährige Rachegefühle. „Ich habe ihm zweimal die Freundin ausgespannt“, erklärte er. Der Bekannte wisse von der Pistole und der Machete, weil er sie ihm öfters auf Fotos gezeigt habe.
Auch den Einsatz einer Schreckschusswaffe zwei Stunden später in Winnenden wies der Angeklagte von sich. Laut der Anklage hat er eine solche einem anderen Bekannten an den Kopf gehalten, um diesem einen E-Scooter im Wert von rund 500 Euro abzunehmen. Der 45-Jährige räumte ein, den Mann in der S-Bahn kennen gelernt zu haben, beide seien alkoholisiert und unter Drogen in ein Gespräch über E-Scooter gekommen, da der andere einen dabei hatte.
Nachdem sie in Winnenden ausgestiegen seien, habe er den Mann gebeten, ihm das Gefährt für eine Proberunde zu überlassen, da er sich auch einen kaufen wollte. „Ich habe dann eine Runde um ihn herum gedreht, und als er ihn wiederhaben wollte, habe ich Gas gegeben und bin dreckig lachend weggefahren“, gab der Angeklagte zu. Eine Schusswaffe sei aber niemals im Spiel gewesen. Den E-Scooter habe er Wochen später dann gegen Drogen eingetauscht. Ohne Umschweife gab der Mann Verstöße gegen das Waffen- und Verkehrsrecht zu: So sei er im Januar dieses Jahres wenige Meter mit einem Auto aus einer Ausfahrt gefahren, ohne einen Führerschein zu haben. „Wir hatten einen Termin mit dem Tierarzt wegen unseres Hundes, das war dumm“, erklärte der Mann, der von einem Polizisten gestoppt wurde. Bei einer anschließenden Hausdurchsuchung fanden Beamte bei ihm eine Schreckschusspistole, zwei Macheten, einen Gehstock mit mehreren verborgenen Klingen sowie rund zwei Gramm Amphetamin.
„Hatte panische Angstzustände“
Der Angeklagte erläuterte, er sei seit Jahren in einem Methadonprogramm gewesen, aus dem er jedoch nach einem Streit mit einer Ärztin im vergangenen Oktober hinausgeflogen sei. „Ich habe das dann drei Monate lang durch Kokain und Heroin ersetzt und panische Angstzustände gehabt, wo ich das Zeug immer herkriege“, berichtete der reflektiert wirkende 45-Jährige.
Für den Prozess am Stuttgarter Landgericht sind zwei weitere Verhandlungstage vorgesehen, das Urteil soll am 30. August verkündet werden.