Der Gemeinderat in Mannheim hat beschlossen, die berühmte Multihalle abreißen zu lassen. Nun wollen die Stadt und die Landesarchitekten 12 Millionen Euro für die Erhaltung des „Architekturjuwels“ sammeln.

Mannheim - Unter Fachleuten ist sie eine richtige Berühmtheit: Die 1975 für die Mannheimer Bundesgartenschau errichtete Multihalle der Architekten Carlfried Mutschler und Joachim Leugner; mit ihrer einzigartigen freitragenden Dachlandschaft von Frei Otto gilt bis heute als weltweit größte Holzgitterkonstruktion. Die Halle ist dringend sanierungsbedürftig, aus Sicherheitsgründen ist sie seit fünf Jahren gesperrt. Zwölf Millionen Euro würde die Generalsanierung kosten. Zu teuer, befand der Mannheimer Gemeinderat im Juni und votierte für den endgültigen Abriss bis Ende 2017. Ein Förderverein will nun das luftig-leichte Bauwerk retten.

 

Konstruktion gilt als „Wunder von Mannheim“

Am Montag haben der Mannheimer Oberbürgermeister Peter Kurz, sein Baubürgermeister Lothar Quast (beide SPD) und der Vizepräsident des Landesarchitektenkammer Stephan Weber unter dem Dach der bedrohten Halle einen gemeinsamen Förderverein gegründet. Er soll in den kommenden Monaten Mittel und Wege zur Rettung der einst als „Wunder von Mannheim“ gerühmten Konstruktion suchen.

„Uns allen ist bewusst, dass es sich hier um ein herausragendes Bauwerk und ein ingenieurtechnisches Meisterwerk handelt“, erklärte der OB und setzte zu einem regelrechten Lobgesang an: „Die Halle ist ein Meilenstein für die Entwicklung von Flächentragwerken und ein starkes Symbol für den Ideen- und Erfindungsreichtum Mannheims“, sagte er. „An ihrer Erhaltung besteht wissenschaftliches, künstlerisches, aber auch ein öffentliches Interesse.“

Damit widersprach er dem Eindruck, der Stadt liege nicht mehr allzu viel an ihrem epochalen Bauwerk. Der war nach dem - ohne größere Diskussion gefassten - Ratsbeschluss im Juni vielerorts entstanden und hatte in der Fachwelt national und international Wellen geschlagen. „Wir wollten uns aber nicht einfach zurückziehen“, sagte Kurz jetzt. Vielmehr „wollten wir sehen, ob der Wind der Empörung auch die Segel für die Erhaltung der Halle bläht“.

Oberbürgermeister: Chancen stehen 50:50

Für die Architektenkammer sei rasch klar gewesen, dass man die Stadt unterstütze, wenn sie externe Hilfe brauche, sagte deren Vizepräsident Stephan Weber. Ihn habe die Mannheimer Halle schon als Student fasziniert. „Sie ist ein Architekturjuwel. Obwohl sie schon vor 40 Jahren errichtet wurde, ist sie noch immer eine Innovation“, sagte er. „Es ist wichtig, solche Schätze zu erhalten“. Nach allem, was man bisher gehört habe, gebe es auch international große Unterstützung dafür.

Der Verein, kündigte Baubürgermeister Quast und Weber an, wolle Anfang 2017 eine große Kampagne starten, um Ideen für eine dauerhafte Nutzung zu finden und Spender und Sponsoren zu gewinnen. Die Chance, dass die Erhaltung gelingt, schätzte der Mannheimer OB vorsichtig auf „50:50“. Stefan Weber zeigte sich optimistischer: „Wenn wir nicht daran glauben würden, hätten wir die Initiative nicht ergriffen“, sagte er.