Die Raser ziehen sich zurück: Seit auf Stuttgarts Partymeile an der Theodor-Heuss-Straße Blitzer installiert worden sind, ist es dort ruhiger geworden. Auch in Mannheim sind die Autoposer auf dem Rückzug; dort hat die Polizei innerhalb von sechs Wochen 73 Fahrzeuge stillgelegt.
Mannheim - Es hat gewirkt, wir haben es wirklich geschafft, das Posing zu beenden“, sagt Dieter Schäfer, der Leiter der Mannheimer Verkehrspolizeidirektion sichtlich zufrieden. Von Mitte August bis Ende September haben seine Mitarbeiter in der Mannheimer Innenstadt fast Abend für Abend einige hundert durchweg jüngere Auto- und Motorradfahrer ins Visier genommen, die seit längerem mit heulenden Motoren und quietschenden Reifen für Unruhe auf den beliebten Flaniermeilen der Innenstadt gesorgt hatten. Inzwischen ist es dort merklich ruhiger geworden.
„Die Aktion hat gegriffen. Wir sind außerordentlich zufrieden“, sagt Wolfgang Ockert, der Vorsitzende des Bürger- und Gewerbevereins, der sich, zusammen mit anderen, seit zwei Jahren über das zunehmende Rowdytum beklagt hatte. Bei ihrer Großaktion hat die Polizei in sechs Wochen insgesamt knapp 550 auffällige Fahrzeuge kontrolliert. Bei 151 von ihnen war die Betriebserlaubnis aufgrund unzulässiger Einbauten oder Veränderungen erloschen, 73 von ihnen wurden an Ort und Stelle stillgelegt und abgeschleppt; das hat Schäfer jetzt im Sicherheitsausschuss des Gemeinderats berichtet. Die Mehrheit der Betroffenen war – offenbar eigens, um aufzufallen – von außerhalb angereist. Für das „Posing“, so erfuhren die Räte, müsse ein Auto breite Reifen haben, möglichst tief liegen „und vor allem laut sein“. Dazu würden besondere Auspuffanlagen montiert oder „Aktive Sound Booster“ betrieben. Ein Großteil der Fahrer säge aber einfach Dreiecke oder Quadrate ins Endrohr oder räume den gesamten Auspufftopf aus. Dadurch hätten es einige der Fahrzeuge „auf Lärmspitzenwerte von 138 dB gebracht“, heißt es. „Das entspricht der Lautstärke eines Düsentriebwerks“.
Wer wiederholt auffällt, dem droht Zwangsgeld
Um die Probleme in Griff zu bekommen, hat Schäfer mit seinen Fachleuten ein gestuftes Konzept erarbeitet. Demnach kommt, wer erstmals mit unnötigem Lärm auffällt, mit einem Verwarnungsgeld von zehn Euro davon. Wiederholer werden bei der Bußgeldbehörde angezeigt und in einer eigenen Datei erfasst, danach droht ein Zwangsgeld von bis zu 1000 Euro und, als nächster Schritt, eine Meldung bei der Führerscheinstelle. Beim Verdacht, dass am Auspuff manipuliert wurde, werden Fahrzeuge sichergestellt und zwecks Begutachtung abgeschleppt, was mit hohen Kosten für die Fahrer und meist auch mit einem längeren Verzicht auf ihren Posing-Untersatz verbunden ist. Stillgelegte Fahrzeuge hätten oft umgebaut und wieder neu zugelassen werden müssen; in einem Fall sei dafür ein neuer Auspuff für 4000 Euro nötig gewesen, berichtete Schäfer.
Nach Angaben der Stadt wurden bisher 42 Mal Buß- und zwei Mal Zwangsgeld verhängt, weitere Verfahren seien noch in Bearbeitung, teilte eine Stadtsprecherin mit. Mannheim zählt neben Stuttgart und Singen zu den Hauptbetroffenen des Poser-Phänomens im Südwesten. In Stuttgarts Thedor-Heuss-Straße hat die Polizei Ende Mai Blitzer installiert. Seitdem hat es dort 39 215 mal geblitzt. Tagsüber gilt dort das innerörtliche Limit von 50 Stundenkilometern, nachts Tempo 30. Damit soll die Raser- und Tuningszene eingedämmt werden. Der Blitzer schickt sich mit diesem Ergebnis dazu an, das neue Rekordgerät an Stuttgarts Straßen zu werden.