Mannheim wollte Vorreiter im Land sein. Doch jetzt hat eine knappe Ratsmehrheit den vorgeschlagenen Standort für einen Trinkerraum abgelehnt. Wie es weitergeht, ist offen.

Mannheim - Die Pläne zur Einrichtung eines sogenannten Trinkerraums in Mannheim sind vorerst gescheitert. Mit dem Treffpunkt, der von der Caritas und dem Drogenverein betreut werden sollte, wollte die Stadt als erste im Land ein niederschwelliges Angebot zur Beratung von Alkohol- und Drogenabhängigen schaffen, im dem in gewissem Umfang der Konsum von Bier und Wein erlaubt sein sollte. Der Gemeinderat hatte das Projekt Ende 2016 mit großer Mehrheit beschlossen.

 

Das erklärte Ziel der Räte war damals nicht nur eine bessere Versorgung der Betroffenen. Sondern sie wollten damit auch den Alkoholkonsum im Stadtzentrum und die damit verbundenen Störungen für Anwohner und Geschäfte besser in den Griff bekommen.

Kritiker: Räume nicht zentral genug

Die Suche nach geeigneten Räumen gestaltete sich allerdings schwieriger als erwartet. Die Verwaltung hatte daher vorgeschlagen, ein einfaches Gebäude an der Auffahrt der Kurt-Schumacher Brücke am Rand der Innenstadt zu errichten. Dies hat der Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung nun mit knapper Mehrheit abgelehnt. Der Standort an der Rheinbrücke sei nicht zentral genug und zu laut, bemängelten Vertreter von CDU, FWV und FDP.

Nach den Angaben der Stadt hatten der Fachbereich Gesundheit und die beiden Träger 20 Standorte geprüft. Sie alle hätten sich als ungeeignet erwiesen. Entweder habe bei Hauseigentümern oder in der Nachbarschaft die nötige Akzeptanz gefehlt, oder die Räume seien zu klein oder nötige Umbauten zu teuer gewesen, heißt es in der Vorlage für den Rat zu dem Thema. Aus diesem Grund hatten sich SPD, Grüne und Linke ebenso wie die künftigen Träger der Einrichtung für den Standort im Jungbusch ausgesprochen.

Die Träger bedauern die Entscheidung

Auch der Oberbürgermeister Peter Kurz (SPD) warb vor der Abstimmung für das Vorhaben. Die Alternative, nichts zu tun, sei jedenfalls deutlich schlechter, meinte er. Die Kritiker vermochte er damit aber nicht umzustimmen. Man solle weitersuchen, meinten sie. Der Standort an der Brücke sei zu abgelegen und nicht akzeptabel, er werde daher nicht funktionieren.

Wie es weitergeht, ist offen. Mit der Ablehnung sei das Projekt „auf Eis gelegt worden“, sagte eine Sprecherin der Stadt. Einen Auftrag zur weiteren Standortsuche habe das Gremium nicht erteilt. Philip Gerber, der Geschäftsführer des Mannheimer Drogenvereins, bedauert die Entscheidung. „Der vorgesehene Standort wäre von der Klientel angenommen worden, und das Angebot ist weiterhin notwendig“, sagte er. „Wir wollen daher nochmals mit allen Verantwortlichen sprechen. Die Pläne dürfen nicht im Papierkorb verschwinden.“