Die Stadt sucht bisher vergeblich nach einem Platz, um Alkoholabhängige von der Straße zu bringen.

Mannheim - Wie in etlichen anderen größeren Städten treffen sich auch in Mannheim Gruppen von alkoholabhängigen Menschen auf Plätzen im Zentrum. Angesichts zunehmender Klagen von Bewohnern und Geschäftsleuten über öffentliche Tinkgelage rund um den Paradeplatz mitten in der City hatte der Gemeinderat vor einem Jahr beschlossen, als erste Stadt in Baden-Württemberg einen sogenannten Trinkerraum einzurichten, um den Personenkreis von der Straße zu bringen. Doch das Projekt kommt nicht voran. Nach dem Beispiel ähnlicher Einrichtungen in West- und Norddeutschland wurde ein von Sozialarbeitern betreutes Tagescafé geplant, in dem die Betroffenen neben nichtalkoholischen Getränken in gewissem Umfang auch Bier oder Wein konsumieren können und bei Bedarf Rat und Hilfsangebote bekommen.

 

Mannheim zahlt 350 000 Euro für Projekt

Ende 2016 haben die Fachausschüsse des Gemeinderats 350 000 Euro genehmigt. Sprecher aller Fraktionen machten dabei deutlich, dass man sich von dem neuen Angebot nicht nur zusätzliche Hilfen für Suchtkranke erwarte, sondern auch weniger Probleme mit Trinkern auf Straßen und Plätzen. Die Suche nach einem geeigneten Gebäude sollte daher rasch beginnen. „Nach Möglichkeit wollen wir im Herbst 2017 mit dem Betrieb starten.“, erklärte damals ein Sprecher der Stadt.

Doch offenbar ist die Suche schwieriger als gedacht. Die Caritas und der Drogenverein, die gemeinsam die Trägerschaft für den künftigen Trinkerraum übernommen haben, sind jedenfalls bei der Suche nach einem geeigneten Haus noch nicht fündig geworden. „Sie haben in den vergangenen Monaten 20 Objekte geprüft“, erklärte Peter Schäfer vom Mannheimer Jugendamt. Entweder seien die Räume zu klein gewesen, die Lage für das Projekt ungeeignet oder die Vermieter mit der Nutzung nicht einverstanden gewesen. Nur vier Alternativen seien noch übrig geblieben – die würden nun geprüft.

SPD: CDU will Trinkerraum verhindern

Diskussionen hinter den Kulissen hat angesichts der schwierigen Suche der Vorschlag ausgelöst, ein passendes Haus statt im Stadtzentrum im ehemaligen Hafenquartier Jungbusch zu verwirklichen und dafür Container aufzustellen. Dafür hatte sich vor kurzem Isabel Cademartori, die Vorsitzende des SPD-Innenstadtbezirks ausgesprochen und der CDU vorgeworfen, sie blockiere das Projekt „seit Monaten“, um die „längst überfällige Einrichtung“ zu verhindern. Dem hat der CDU-Fraktionschef Claudius Kranz widersprochen. Ein Standort fernab der Innenstadt sei dafür „nicht sinnvoll“, sagte er.