Mehr als 40 Teilnehmende kamen zum virtuellen Mapathon-Auftakt in Vaihingen und Möhringen. Das Ziel sind optimale Radrouten.

Stadtleben und Stadtkultur : Alexandra Kratz (atz)

Vaihingen/Möhringen - Eines ist von Beginn an klar gewesen: Das Interesse am Thema Radfahren in Vaihingen und Möhringen ist groß. Denn selbst die Organisatoren vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) Stuttgart waren überrascht über die hohe Teilnehmerzahl beim sogenannten Mapathon. Mehr als 40 Interessierte hatten sich zu der Videokonferenz am Montagabend eingewählt. „Das sind deutlich mehr als beim ersten Mapathon in Stuttgart-Ost, und sicher auch deutlich mehr als wir bei unserer Veranstaltung für die Stadtbezirke S-West und S-Nord haben werden“, sagte Frank Zühlke, einer der Organisatoren vom ADFC.

 

Lesen Sie aus unserem Plus-Angebot: Radfahrer und Autofahrer wetteifern um Platz

Das Ziel des Vereins ist es, dass mehr mit dem Fahrrad und weniger mit dem Auto gefahren wird. So könne die Lebensqualität für alle gesteigert werden, sagte Zühlke zu Beginn. Ein Mittel dazu ist der Mapathon. Der Begriff ist eine Mischung aus dem Englischen Wort „Map“ für Land- oder Straßenkarte und Marathon, was darauf schließen lässt, dass Ausdauer vonnöten ist. So war es auch beim Auftakt am Montag, der rund zweieinhalb Stunden dauerte.

Es geht um die Orte, die man im Alltag mit dem Rad erreichen will

Die Stadt Stuttgart will Fahrradstadt werden. Der Gemeinderat fasste 2019 einen entsprechenden Zielbeschluss. Dabei geht es vor allem um sichere und gute Radwege. Im Fokus stehen derzeit die Schnellverbindungen zwischen den Bezirken und zu anderen Landkreisen. Dazu hat die Verwaltung bereits eine Machbarkeitsstudie vorgelegt.

Das allein reicht dem ADFC aber nicht. Beim Mapathon geht es vordergründig um die Ziele innerhalb der Stadtbezirke, also konkrete Orte, die man im Alltag mit dem Drahtesel sicher und gut erreichen will. Das kann der Arbeitsplatz an der Uni oder im Synergiepark sein, das kann das Einkaufszentrum oder das Schwimmbad sein, das sind für Kinder und Jugendliche oft die Schulen. „Wir wollen versuchen, das ideale Netz zu entwickeln“, sagte Jens Scheffler vom ADFC. „Wir wollen den Radfahrerinnen und Radfahrern optimale, kurze und möglichst steigungsarme Strecken anbieten. Es geht nicht darum, über Umwege zu fahren, denn das kann man ja in aller Regel heute schon“, so hatte es Frank Zühlke in der Einladung zur Veranstaltung formuliert.

Das waren zwei der wichtigsten Punkte

Die Teilnehmenden entwickelten ihre Ideen in virtuellen Gruppenräumen zu den Themen Berufspendler, Familie und Kinder, Freizeit. Die Möhringer, die mit zehn Personen im Vergleich zu den Vaihingern deutlich in der Unterzahl waren, beschäftigten sich in einer vierten Gruppe mit allen drei Aspekten. Zwei Problempunkte kristallisierten sich dabei heraus. Zum einen die Verbindung von der Universität weiter Richtung Weilimdorf. „Da geht es bisher nur über geschotterte Waldwege, die teilweise auch noch recht steil sind. Und in diesem Bereich sind durchaus viele Pendler unterwegs“, fasste Zühlke nach der Veranstaltung zusammen.

Das zweite Thema ist die Hauptstraße in Vaihingen. Christian Spindler, der für die Fraktion Puls im Bezirksbeirat sitzt, hatte dazu in der jüngsten Sitzung des Gremiums einen Antrag vorgelegt. Er forderte Fahrradspuren zwischen Schillerplatz und Seerosenstraße sowie eine Aufwertung der Gehwege. Der Antrag wurde jedoch mit knapper Mehrheit abgelehnt. Auch Frank Zühlke glaubt nicht, dass sich Verbesserungen für Radfahrer auf der Hauptstraße zeitnah umsetzen lassen. „Aber wir sollten klarstellen, dass wir da in Zukunft etwas haben wollen“, sagte Zühlke.

Eine Ideensammlung für die Entscheidungsträger

Der ADFC möchte die in den verschiedenen Gruppen erarbeiteten Ideen nun zu einem Wunsch-Radwegenetz zusammenfügen. Dieses soll dann in einer weiteren Veranstaltung im Januar noch einmal verfeinert und gegebenenfalls angepasst werden. Das Ziel ist es, den fertigen Plan dann an die politischen Vertreter im Bezirksbeirat und im Gemeinderat sowie an die Stadtverwaltung zu übergeben. „Das darf ja nicht bei uns in irgendeiner Schublade verschwinden“, sagte Frank Zühlke. Viel mehr solle es eine Ideensammlung sein, auf welche die Entscheidungsträger zurückgreifen können. Der Bezirksbeirat Stuttgart-Ost habe zum Beispiel beantragt, dass die Verwaltung die im Mapathon entwickelten Strecken prüft und dazu Stellung nimmt, berichtete Zühlke.