Die Mappenschule stellt 1000 gezeichnete Profilfotos von Facebook-Nutzern aus.

S-Mitte - Aus der Nähe betrachtet ist es nur eine Ansammlung von Strichen. Sie sind mit Kugelschreiber oder feinem Filzstift gezeichnet. Erst wenn der Betrachter auf Abstand zu den Bildern geht, erkennt er aus den vielen Linien Porträts, Tier- oder Landschaftsbilder. „Ich nutze die Trägheit des Auges aus. Die Bilder sind im Grunde nur grobe Raster“, sagt Michael Kühnle, der Leiter der Mappenschule. Diese bietet jungen Leuten in Abendkursen die Möglichkeit, ihre Design-Präsentationen zu perfektionieren. Üblicherweise handelt es sich hierbei um Mappen mit Entwürfen. Daher der Name Mappenschule.

 

Kühnle zeichnet die Porträts dabei nicht aus Zeitvertreib. Vor zwei Jahren hat er die Mappenschule in Stuttgart gegründet. Er suchte nach einem Weg, diese als Veranstalter von Zeichen- und Mappenkursen für Schüler und Studenten bekannt zu machen. Er kam auf die Idee, jedem, der sich auf Facebook als Fan zu erkennen gibt, ein handgezeichnetes Porträt seines Profilfotos zu schenken. „Es sind die Leute zwischen 16 und 25 Jahren, die auf Facebook aktiv sind und auf die unser Angebot zielt.“ Die Nachfrage ist rasant gestiegen. Der Grafikdesigner hat in zwei Jahren 1200 Profilfotos gezeichnet. 1000 der kleinen Kunstwerke stellt er mit der Mappenschule am 16. März aus.

Die Nachfrage bleibt ungebrochen

Mittlerweile konnte die Mappenschule 1711 Fans auf Facebook gewinnen. „Wir fallen mit unserer Aktion aus dem Rahmen“, sagt Kühnle. Zudem könne er dadurch zeigen, was die Mappenschule an Kompetenz biete. Die Nachfrage bleibt ungebrochen. 300 Bilder stehen allerdings noch aus. Kühnle braucht circa 15 Minuten für ein Porträt. Dennoch macht er wenig Hoffnung auf eine schnelle Auftragsbearbeitung. Er kann neben seiner Tätigkeit als Dozent in der Woche etwa vier Porträts zeichnen und veröffentlichen. „Die Leute versuchen, sich auf Facebook zu präsentieren und das möglichst kreativ“, erklärt Kühnle den ungebrochenen Erfolg der Aktion.

Das Projekt hat sich inzwischen von einer Werbemaßnahme zu einer Kunstaktion gewandelt. Der vorläufige Höhepunkt wird die Übergabe der Porträts an die Auftraggeber im Rahmen einer Ausstellung sein. „Während die Ausstellung zahlenmäßig im Internet wächst, löst sie sich in den Ausstellungsräumen wieder auf“, sagt Kühnle.