Marija Krehl hat 27 Jahre lang ihren Laden in Ludwigsburg betrieben. Nun gibt sie ihn auf. So ganz geht sie aber trotzdem nicht.

Digital Desk: Michael Bosch (mbo)

Eigentlich steht sie noch gerne in ihrem Laden, berät Kundinnen; sie arbeitet nach wie vor gerne. Mitte Juni ist trotzdem Schluss: nach 27 Jahren – 14 davon am Ende der Seestraße – macht Marija Krehl ihr Geschäft „Marée“ zu.

 

Die 67-Jährige will kürzer treten, mehr Zeit in ihrer Heimat Kroatien verbringen. Das freue die Familie, ihren Mann Stefan, der zuletzt im Laden mithalf, auch. Mit Corona habe das Aus nichts zu tun, die Entscheidung sei schon vor der Pandemie gefallen. „Den Urlaub haben wir uns verdient“, sagt Marija Krehl, die aus Zagreb stammt, aber schon in jungen Jahren mit ihren Eltern nach Deutschland kam.

Erfolg im Berufsleben – trotz schwerer Augenkrankheit

In jungen Jahren führte sie das Sportheim am Wasen in Freiberg am Neckar, dort lernte sie auch ihren Mann kennen. Bei Breuninger fing sie als Aushilfe an, arbeitete sich nach oben, war das Mädchen für alles. „Ich kannte das Haus in- und auswendig“, erinnert sich Krehl. Als sie eine neue Vorgesetzte bekam, war das nicht mehr von Belang – Krehl wollte nicht mehr und nahm eine Abfindung. Mit dem Geld eröffnete sie ihren ersten Laden in der Leonberger Straße.

Die Straße, die mal zu den schöneren in Ludwigsburg gehörte, verkam zusehends. Ringsum verschwanden die Läden, Krehl war die einzige, die weitermachte. Irgendwann zog sie allerdings in die Seestraße um – und blieb bis jetzt.

„Ich bin eine Kämpferin, ich knie mich rein“, sagt Krehl. Dass sie so eine erfolgreiche Geschäftsfrau wurde, absehbar war das nicht. Als Teenager wurde ihr eine schwere Augenkrankheit attestiert, „eigentlich sollte ich erblinden“, sagt Krehl. Sie klapperte also Augenarzt um Augenarzt ab, erst in Marbach fand sie eine Medizinerin, die ihr schließlich helfen konnte. Dieser Kontakt besteht bis heute, „ich bin ihr sehr dankbar“.

Zwei Mal bei „Shopping-Queen“ im Fernsehen

Krehl ist nicht nur eine Kämpferin, sondern auch eine Expertin in Sachen Mode. Outfits für ihre Kundinnen zusammenzustellen, das sei immer ihre große Leidenschaft gewesen. Was bei „Marée“ an den Bügeln hängt, ist nicht billig. Selbst für die Teile im Räumungsverkauf werden oft noch mehrere hundert Euro fällig – Waren im Schaufenster zeichnete sie absichtlich nie aus. Verkauft hat Marija Krehl, die in Pleidelsheim lebt, immer genug, um ordentlich zu wirtschaften – rote Zahlen habe sie nie geschrieben. Den steten Debatten um Parkmöglichkeiten in der Innenstadt oder der Konkurrenz im Internet zum Trotz. „Es gibt immer noch Leute, die nicht fragen, was es kostet“, sagt sie. Und was bis Mitte des Monats nicht verkauft ist, will sie anschließend für einen guten Zweck spenden.

In ihrer Zeit in Ludwigsburg in der Seestraße hat Marija Krehl viel erlebt. Gutes wie schlechtes. Zweimal war sie im Fernsehen in der Sendung Shopping-Queen zu sehen. „Als die angerufen haben, habe ich erst mal gesagt: so einen Quatsch gucke ich nicht“, sagt Krehl und grinst. Das TV-Team durfte dann aber doch kommen, um zu drehen. Die Ecke, in der ihr Geschäft liegt, habe sich durchaus zum Positiven entwickelt, findet sie, wobei man manche Entscheidung der Vermieter ringsum hinterfragen könne. Dass die Seestraße für Lieferverkehr freigegeben wurde auch. Aber jammern will die 67-Jährige nicht. „Wenn es nicht läuft, andere besser sind, dann muss ich mir Gedanken machen“, sagt Krehl.

Und was kommt statt der Boutique?

Erhalten bleiben wird sie ihrer „treuen Stammkundschaft“ weiter. Im Friseursalon „Wings Hair & Beauty“ nebenan, bekommt sie eine kleine Fläche. Täglich dort stehen, wird Marija Krehl aber nicht, sondern auch öfter mal in Kroatien Urlaub machen. Und wer tritt die Nachfolge in ihrem alten Laden an? Das Keramikatelier Lust & Laune war bisher in der Südstadt zu finden und zieht nun in die Innenstadt um.