Dr. Dirk Weinmann, Chirurg und Viszeralchirurg, führt die Freien Wähler Marbach durch die Chirurgische Praxis im Gesundheitszentrum in der Panoramastraße in Marbach und informiert über die bevorstehenden Herausforderungen der Gesundheitsversorgung
Großzügig bemessene Funktionsräume erleichtern das Arbeiten in der Chirurgischen Praxis am und im Krankenhaus in Marbach, freute sich Dirk Weimann, der zusammen mit A. Westhauser und Dr. Schnee eine Gemeinschaftspraxis für Chirurgie und Viszeralchirurgie betreibt. „Es war ein Glücksfall für uns, dass wir einen Teil der Räumlichkeiten von den Kliniken Ludwigsburg zu günstigen Konditionen anmieten konnten. Zunächst nahmen wir eine komplette Modernisierung der medizinischen Einrichtung vor, so dass wir auf dem neuesten Stand der Technik sind“, berichtete Weimann.
Neben der Versorgung chirurgischer Fälle widmet sich Dr. Weimann seinem Spezialgebiet, der Chirurgie der Baucheingeweide. Etwa 30 Magen- und Darmspiegelungen führt der erfahrene Chirurg pro Woche in seiner Praxis durch. Vorsorgeuntersuchungen, aber auch akute Fälle gehören zu seinem Repertoire. „Wir arbeiten mit sechs, vor vier Jahren gekauften Endoskopen, zwei bis drei sind im Einsatz, der Rest durchläuft aufwändige und nach strengsten Richtlinien festgelegte Reinigungszyklen“, erklärte Weimann.
Längerfristig sei angedacht, zur Verstärkung einen weiteren Kollegen hinzuzuziehen, sofern die Bedarfsberechnungen des Zulassungsausschusses der kassenärztlichen Vereinigung dies erlaubten. „Unsere Wartezeiten für eine endoskopische Untersuchung sind lange – leider viel zu lange“, begründete Weimann den Wunsch nach Unterstützung.
Nachdem die Freien Wähler die chirurgische Praxis mitsamt Röntgenbereich in Augenschein genommen und viele Fragen zur Praxis gestellt hatten, wurde es gesundheitstheoretisch. Dirk Weimann erklärte seinen Zuhörern anhand einer Power-Point-Präsentation die Probleme im Gesundheitswesen ganz allgemein, in Marbach, im Kreis Ludwigsburg und in Baden-Württemberg. Aktuell gebe es in Marbach 16 hausärztlich und 14 fachärztlich ambulant tätige Mediziner. „In der ambulanten Versorgung sind wir in Marbach derzeit gut aufgestellt -noch“, unterstrich Weimann. Jedoch drohe der demographische Wandel die aktuell ausreichende Versorgung zu verknappen. Viele Ärzte werden leider über kurz oder lang in Rente gehen. Junge Ärzte wollen die komplexen Aufgabenstellungen einer Praxis nicht mehr übernehmen, zu hoch seien die Anforderungen der Falldokumentation und der Bürokratie. „Weniger Ärzte müssen deshalb in Zukunft eine Mehrleistung erbringen“, war sich Dirk Weimann sicher. Stand Dezember 2024 seien in Baden-Württemberg 993 Arztstellen unbesetzt, unterlegte Dr. Weimann diesen Missstand mit Zahlen. Zu allem Unglück gebe es auch immer weniger Pflegekräfte und ArzthelferInnen. Ohne qualifizierte Pflegekräfte u.a. auch aus dem Ausland könnten etwa 20 % der Pflegestellen nicht besetzt werden. Eine Katastrophe für die stationäre Versorgung von Patienten.
Erklärtes politisches Ziel sei es, die Anzahl an Kliniken zu vermindern. Von ursprünglich etwa 2000 seien nur noch 1200 Häuser deutschlandweit in Betrieb. Eine sogenannte „Ambulantisierung“, eine Verlagerung von stationären Versorgungsleistungen in den ambulanten Bereich, sei die Intention der Politik. „Leider“, so Dr. Weimann, „entscheiden nicht die Leistungserbringer, also die Ärzte, in welchem Bereich rationalisiert werden könnte“. Die Maßgabe werde „ von oben“ auferlegt. Die Kliniken werden derzeit vom Sozialministerium in Level eingestuft. Ab 2026 sollen dann pro Region nur noch ein bis zwei Kliniken bestimmte Operationen (z.B. Hüftprothesen) anbieten dürfen. In letzter Konsequenz gehe es auch um das Leistungsspektrum des Ludwigsburger Klinikums und des KH Bietigheim. Dr. Weimann mahnte dringend ein schlüssiges Konzept für eine medizinische Basisversorgung an.
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