Demonstranten fordern wegen eines Beinahe-Todesfalls zusätzliches Personal in der Nacht. Beschäftigte und Patienten haben sich zum Bündnis „Gesundes Krankenhaus – für Patienten und Personal“ zusammengeschlossen.

Marbach - Weil im Januar eine Patientin angeblich fast gestorben wäre, haben rund 40 Bürger am Montag vor dem Krankenhaus in Marbach demonstriert. Sie forderten, dass dort nachts künftig eine zusätzliche Pflegekraft arbeitet: Zu dem Zwischenfall mit der Patientin war es offenbar gekommen, weil in der Klinik nachts zu wenig Mitarbeiter für Notfälle bereitstünden, so die Kritik.

 

Gegen 17 Uhr machte das Bündnis „Gesundes Krankenhaus – für Patienten und Personal“ mit Trillerpfeifen und Transparenten am Marbacher Bahnhof auf seine Forderungen aufmerksam. Neben der zusätzlichen Pflegekraft im Marbacher Krankenhaus ist das vor allem eine deutschlandweit gesetzlich geregelte Personalbemessung in den Krankenhäusern. Der Hintergrund der Aktion ist ein Vorfall, der sich in der Nacht auf den 24. Januar in dem Krankenhaus ereignet hat. Damals kam es bei einer Patientin zu Problemen mit der Sauerstoffversorgung. Lange Zeit sei keine Pflegekraft gekommen, der personelle Engpass habe zu einer kritischen Situation geführt, berichtet der Verdi-Gewerkschaftssekretär Marc Kappler.

Krankenhaus spricht von einem Einzelfall

„Die Krankenhausleitung spricht nach solchen Ereignissen immer von einem Einzelfall“, schimpft Kappler. „Uns liegen aber bundesweit so viele Beispiele vor, dass man eben nicht mehr von Einzelfällen sprechen kann.“ Kappler zitiert aus dem AOK-Krankenhausreport des vergangenen Jahres: „Der Tod von 18 800 Patienten hätte verhindert werden können.“

Die Lösung dazu heißt aus Sicht des Bündnisses „Gesundes Krankenhaus – für Patienten und Personal“, dem unter anderem Verdi Stuttgart, die Katholische Arbeitnehmerbewegung Bezirk Enz-Neckar sowie die IG Metall angehören, eine gesetzlich geregelte Personalbemessung. Eine solche hat es laut Kappler in den Jahren 1992 bis 1994 sogar gegeben. 20 000 Pfleger seien damals eingestellt worden. Doch seit das Gesetz gekippt wurde, befinde man sich in einer Abwärtsspirale. „Wenn Krankenhäuser schon in Konkurrenz treten müssen, dann doch bitte bei der Behandlungsqualität“, fordert Kappler.

Ein Blumenstrauß reiche nicht als Entschuldigung

Der Regionaldirektor der Kliniken, Matthias Ziegler, wehrt sich gegen die Kritik. Die Forderung der Gewerkschaft nach einer verbindlichen Personalbemessung sei nachvollziehbar. Doch mit dem Vorfall in Marbach habe das nichts zu tun. Dieser habe nichts mit einem Besetzungsproblem, sondern mit einer „unglücklichen Kommunikation’“ zu tun gehabt. Tatsächlich stehe man in Marbach mit vier examinierten Pflegekräften in der Nachtschicht deutschlandweit eher gut da.

Applaus erhält Kappler für seine Ausführungen dagegen von den Demonstranten und auch von Anita Gnann-Hass. Diese hatte den Stein ins Rollen gebracht, indem sie die Vorgänge in jener Januarnacht öffentlich gemacht hat. Mit einem Blumenstrauß als Entschuldigung für ihre Freundin, die damals – selbst Patientin – der Zimmergenossin vermutlich das Leben gerettet habe, sei es nicht getan.