Der 18-Jährige Patrick P. aus Marbach wurde 1999 erschlagen. Dank der Fernsehsendung „Aktenzeichen XY“ sind jetzt drei Tatverdächtige ermittelt worden – aber alle drei leben nicht mehr.

Ludwigsburg: Andreas Hennings (hen)

Marbach - Anderthalb Jahrzehnte haben die Angehörigen von Patrick P. aus Marbach gehofft, ihren Sohn und Bruder lebend zu finden. Am 31. Juli 1999 war der damals 18-Jährige verschwunden. Im November 2014 dann die traurige Klarheit: Er ist tot, ermordet. Nun, wieder zwei Jahre später, ist auch bekannt, wer seine Mörder sind. Am Dienstag teilte die Tübinger Staatsanwaltschaft mit, dass drei mutmaßliche Tatbeteiligte ermittelt werden konnten. Sie haben Patrick P. wohl unmittelbar nach seinem Verschwinden vermutlich mit einem grün lackierten Werkzeug erschlagen. Zur Rechenschaft können die drei Männer jedoch nicht mehr gezogen werden. Sie sind alle drei gestorben.

 

Wie die Polizei mitteilte, stammten sie aus dem Rems-Murr-Kreis und waren zur Tatzeit 26, 33 und 36 Jahre alt. Zwei von ihnen waren deutsche Staatsangehörige, beim Dritten handelte es sich um einen Griechen. Alle drei waren drogenabhängig. Um diese Sucht zu finanzieren, raubten sie Ende der 90er Jahre Personen aus, die sich in der Homosexuellen-Szene bewegten. In diesem Zusammenhang dürfte nach Angaben der Polizei auch das Motiv für den Mord an Patrick P. stehen, der Kontakte in die Stuttgarter Homosexuellen-Szene hatte.

Zwei Täter nach Spanien ausgewandert

Die beiden älteren Verdächtigen waren im September 1999, also wohl wenige Wochen nach der Tat, nach Spanien ausgewandert. Während der zur Tatzeit 33-Jährige in Spanien blieb, kehrte der 36-Jährige im darauffolgenden Jahr nach Deutschland zurück. Die Tatverdächtigen starben 2001, 2002 und 2009 an den Folgen ihrer Drogensucht.

Damit finden die langjährigen Ermittlungen ihren endgültigen Abschluss. Denn aufgrund des Todes der mutmaßlichen Täter wird es kein gerichtliches Verfahren geben. Der Durchbruch ist dem zehnköpfigen Ermittlungsteam der Esslinger Kriminalpolizei, die mit dem Fall befasst war, dank der ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY“ geglückt. Der Mordfall war in der Ausgabe vom 20. Mai des vergangenen Jahres erneut aufgegriffen worden. Mehrere Tage später meldete sich bei der Polizei ein Hinweisgeber, der die Ermittler auf die Spur der drei mutmaßlichen Täter aus der Stuttgarter Drogenszene brachte.

Die Hinweise verdichteten sich trotz des Todes der Männer schnell: Wie sich herausstellen sollte, führte die Spur des damals 26-Jährigen auch in den Raum Reutlingen, wo Patrick Ps. Skelett gefunden worden war. Auch konnten mehrere am Fundort des Opfers gefundene Gegenstände diesem Mann zugeordnet werden. Unter anderem eine Sonnenbrille, wie Andrea Kopp, die Pressesprecherin der Reutlinger Polizei, nun bekanntgab.

Erst 14 Jahre nach dem Tod als vermisst gemeldet

Die Ermittlungsarbeit hatte sich auf Grund eines ungewöhnlichen Details schwierig gestaltet. Denn offiziell wurde Patrick P. erst im Sommer 2013 als vermisst gemeldet – 14 Jahre nach seinem Tod. Der Grund: Seine Geschwister waren immer fest davon ausgegangen, dass ihre Mutter Patrick P. als vermisst gemeldet hatte. Doch dies war nie geschehen. Zwar hatte sie die Polizei in Stuttgart um Mithilfe gebeten, sie war aber nicht – wie offenbar auf dem Revier besprochen –, zur Polizei in Marbach gegangen. Erst, als sich im Zuge der Sat-1-Serie „Bitte melde dich“ herausstellte, dass keine Akte über Patrick P. vorlag, gaben die Eltern und Geschwister ihre DNA-Proben ab. Dieser Abgleich ermöglichte im Jahr 2014 die Verbindung zwischen dem vermissten Patrick P. und dem bei Pfullingen gefundenen Skelett – 15 Jahre nach der Tat.

Nun, nach 17 Jahren, hat Patricks Familie, die nicht mehr in Marbach wohnt, eine Antwort auf die Frage nach den Todesumständen. Was bleibt, ist die Trauer um ihren Sohn und Bruder, der als umgänglich, sympathisch und relativ zurückhaltend beschrieben wird und der Wert auf sein Äußeres legte. Das äußert auch Patricks Schwester Vanessa, die sich auf der Facebook-Seite unserer Zeitung zu Wort meldete. Dort meint sie, dass ihnen eine frühere Vermisstenmeldung „viele Jahre Ungewissheit erspart“ hätte. Doch wie dem auch sei: Nichts bringe ihr den Bruder zurück. „Heute tut es einfach besonders weh.“ Später war der Beitrag nicht mehr zu finden.