Rund 1,4 Millionen Zigaretten sollen zwei Männer von Serbien nach Deutschland geschmuggelt und damit Abgaben von 320 000 Euro hinterzogen haben. Nun müssen sie sich vor dem Landgericht Stuttgart verantworten.

Marbach - Es ist eine ganze Liste an Straftaten, die dem Hauptangeklagten aus Marbach (Kreis Ludwigsburg) vor dem Stuttgarter Landgericht zur Last gelegt wird. Im Fokus der Anklage gegen den 39-Jährigen sowie seinen 42 Jahre alten Mitangeklagten steht jedoch der Schmuggel von insgesamt 1,4 Millionen Zigaretten von Serbien nach Deutschland. Dabei sollen die beiden rund 320 000 Euro an Abgaben hinterzogen haben. Der 39-Jährige soll zudem mit Kokain gehandelt, ein Möbelhaus in Ludwigsburg bestohlen sowie gegen das Waffengesetz verstoßen haben.

 

Gleich am ersten Prozesstag am Freitag nahm das Verfahren am Nachmittag eine überraschende Wende: Der 39-Jährige räumte alle Taten, die ihm vorgeworfen werden, ein – ausgenommen den Drogenhandel. Zuvor hatte er noch angekündigt, sich zunächst gar nicht zu dem Zigarettenschmuggel äußern zu wollen. Offensichtlich hatte aber ein eindringlicher Appell des Richters den Familienvater umgestimmt. Der hatte mehrfach darauf hingewiesen, dass die Beweislage erdrückend sei und ein Geständnis eine erheblich mildere Strafe zur Folge haben könne – allerdings nur, wenn dies am ersten Prozesstag geleistet werde. Der 42 Jahre alte Mitangeklagte äußerte sich hingegen gar nicht zur Sache.

Schmuggel immer nach dem gleichen Muster

Laut Anklage sollen die beiden Männer zwischen Anfang März und Mai dieses Jahres in insgesamt 15 Fällen unverzollte und unversteuerte Zigaretten von Serbien nach Deutschland transportiert haben. Offenbar lief dies immer nach dem gleichen Muster ab: So soll stets der 39-Jährige die Zigaretten bei einem Bekannten bestellt haben. Daraufhin holte der 42-Jährige, der bis zu seiner Inhaftierung an der serbischen Grenze in Bosnien-Herzegowina lebte und als Autohändler oft nach Deutschland fuhr, die Ware ab. Er schmuggelte sie in Chargen von je etwa 100 000 Stück in seinem Wagen über die Grenze und lieferte sie bei seinem Kumpan in Marbach oder aber bei einem anderen Komplizen in der Nähe von Frankfurt am Main ab. Von dort aus wurden die Glimmstängel für nahezu das Doppelte des Einkaufspreises weiter veräußert.

Parallel dazu soll der 39-Jährige zwischen Februar und Mai dieses Jahres in sieben Fällen zusammen mit einem Komplizen Möbel aus einem Ludwigsburger Möbelhaus gestohlen haben. Laut dem Angeklagten war der Mittäter in dem Möbelhaus beschäftigt und hatte ihm einen Gefallen angeboten. Da er selbst in sehr bescheidenen Verhältnissen lebe und nicht viel Geld habe, habe der Kumpel ihm versprochen, ihm die Möbelstücke zu verschaffen, die er brauche. Vor Gericht gab der Angeklagte an, sich nicht genau zu erinnern, um was es sich dabei gehandelt habe. Die Staatsanwaltschaft hatte jedoch eine ganze Liste gestohlener Möbel für insgesamt rund 5000 Euro aufgezählt. Diese reichte von zwei Herden über mehrere Matratzen und Schränke bis hin zu zwei Kühlschränken, einer kompletten Küche, Tisch und Stühle sowie einem Dunstabzug. Auch dies räumte der Angeklagte im Wesentlichen ein. Allerdings gab er an, die Ware durchaus bezahlt zu haben: Er habe seinem Kumpel zwei Mal etwas zugesteckt.

Angeklagter weist Drogenhandel weit von sich

Der 39-Jährige gab zudem ebenfalls zu, Waffen zu besitzen. Jedoch handele es sich dabei zum einen um „ein ganz normales Küchenmesser“ und zum anderen um harmlose Waffen, die gar nicht funktionierten: Eine Präzisionsschleuder vom Flohmarkt sowie einen Revolver, der „so klein ist, dass man damit nicht einmal einen Vogel umbringen kann“, so der Angeklagte.

Den Handel mit Drogen hingegen wies der Hauptangeklagte weit von sich. Dabei sprechen laut dem Richter zahlreiche Indizien dafür, dass er mindestens einem bestimmten Bekannten Drogen verkauft habe. So hatte man die gesamte Palette einschlägigen Dealermaterials bei ihm in der Wohung gefunden. Hinzu kamen verdächtige Telefonate mit jenem Bekannten, der von einem verdeckten Ermittler überführt worden war sowie dessen Aussagen, die stark auf ihn hindeuteten. Der Prozess wird am Dienstag, 11. November, um 9 Uhr fortgesetzt.